Trier. (er) Das waren noch Zeiten, als Elvis so irre mit den Hüften hinter seiner Gitarre kreiste und Onkel Fred über Tante Lottes blumig gekacheltes Gästeklo mit dem goldenen Wasserhahn lästerte. Ganz nostalgisch ums Herz wird es einem beim Anblick der mehr oder weniger bunten Fliesenmuster, die derzeit in den Viehmarktthermen zu besichtigen sind.

Bis in die Anfänge der Republik führt die Fliesenschau aus 60 Jahren deutscher Fliesenproduktion. Als Beitrag zu Design und Innendekoration ist die Fliese naturgemäß Ausdruck des Zeitgeistes und seines Stilempfindens.

Und so lässt sich auch anhand der ausgestellten Beispiele der Geschmackswandel der Nachkriegsgesellschaft vom wolkigen Rosa oder Hellblau über florale Wirtschaftswunder, Üppigkeit, die sich gern getragen braun, beige oder zuweilen rostrot gab, bis hin zur "Künstlerkachel" der Tage nach Hundertwasser oder Janosch verfolgen.

Zu sehen ist passend zum Spielfilm die Neuauflage der alten Titanic Fliesen. Fehlen darf natürlich nicht das neuzeitliche Mosaik (hier als Verfliesung einer rasanten Dusche), schließlich ist man Gast in römischen Thermen. Überhaupt ist die Kunst der Fliese schon eine uralte, besagtes römisches Mosaik gehört auch dazu. Das Schönste an dieser recht informativen Schau ist ihre Architektur. Die dreiteiligen Paneele, die Ausstellungsmacherin Brigitte Schmutzler auf den zentralen Raum konzentriert hat, haben die Anmutung von Waschkabinetten. Zwischen den rohen Mauerresten wirken sie wie ein Angebot von Kultur inmitten der Verwüstung.

Die Ausstellung ist bis zum 22. März zu sehen und ist dienstags bis sonntags von 9 bis 17 Uhr geöffnet.