Wie aus einem Gag ein Welterfolg wurde

TRIER. "Einer ist nicht genug" heißt das Motto, mit dem sie seit einigen Jahren erfolgreich durch die Welt ziehen. Und deshalb sind es gleich zehn Tenöre, die mit Pop, Rock und Klassik ihre Fans begeistern.

TTT - das hieß bisher nur "Titel, Thesen, Temperamente" und bezeichnete eine kulturgesättigte Fernsehsendung. Seit einiger Zeit hat das Kürzel eine weitere Bedeutung: "The Ten Tenors" benutzen für ihr Unternehmen ebenfalls das Tripel-T, und zumindest im englisch-sprachigen Ausland ist diese Buchstabenfolge im Bewusstsein der Fans längst mit den zehn Männern vom anderen Ende der Welt verbunden. Jason, Drew, Stewart, Dom, Matt, David, Nathan, Dion, George und Craig heißen sie, sind zwischen zwanzig und dreißig Jahre alt und hatten sich einst an der Musikhochschule im australischen Brisbane mit dem hehren Ziel eingeschrieben, Opernsänger zu werden. Doch eines Tages…Am Anfang war ein Geburtstagsständchen

Nun, eines Tages plante der Fernsehsender Network Ten in Brisbane anlässlich seines runden Geburtstages eine Feier, und die Zahl im Namen gab die Vorlage: Zehn Sänger sollten das Geburtstagsständchen bringen. Die waren an der örtlichen Universität schnell gefunden. Der Gag kam so gut an, dass der Gig nach einer Wiederholung verlangte. Und da es in Australien ohnehin mehr Kängurus als Opernhäuser gibt und Arbeit für die Helden des hohen C entsprechend dünn gesät ist, erklärten sich die zehn, die alle bereits einschlägige Erfahrungen mit Opern, Operetten und Musicals hatten, bereit, ein Repertoire zu erarbeiten und sich als Ten-Pack zu verkaufen. Das war der Beginn einer wunderbaren Karriere, die vor acht Jahren "down under" begann und vor drei Jahren ihre weltweite Ausdehnung erfuhr. So erzählt es Jason "Chopper" Turnbull im Gespräch mit dem TV . Turnbull ist nicht der Boss der Truppe - den gäbe es auch gar nicht, sagt er -, sondern der für diesen Termin auserwählte Gesprächspartner. Bei Interviews werden die Jungs auf die Fragesteller verteilt, weil einer gegen zehn etwas unfair wäre. Die Geschichte der Ten Tenors haben sie schließlich alle von Anfang an miterlebt und können so gleichermaßen sachkundig darüber berichten. So erzählt Jason, der aus Toowoomba in Queensland stammt, dass man allabendlich an die dreißig Songs vortrage und mit diesem Programm etwa zehn Monate im Jahr kreuz und quer über den Globus ziehe. Da ist es praktisch, dass bis auf einen - nämlich er selbst - alle Singles sind und bestenfalls eine feste freie Beziehung ihr Eigen nennen. Was denn auch, wie Jason zugibt, der größte Stress an diesem Job sei, der allen ansonsten unbändigen Spaß bereite. Kein Wunder, kann man es sich doch etwa so vorstellen, als würden zehn Kommilitonen ihr Studentenleben bis zum Rentenalter weiterführen und dabei auch noch gut verdienen. Dass der Spaß harte Arbeit ist, dürfte jedoch auch nicht verwundern. Für den "Überraschungsauftritt" bei der Vorauswahl zum Grand Prix am 19. März in Berlin, wo die Zehn als Füller zwischen letztem Song und Juryentscheid ein Potpourri von Ralph-Siegel-Schlagern präsentierten, haben sie rund drei Monate geübt - und das mit dem musikalischen Material! Zur Oper zurück zu kehren - das kann sich laut Jason zur Zeit keiner so recht vorstellen, zumal sie nicht nur zehn Sänger, sondern auch eine verschworene Gemeinschaft sind, bei der jeder mal Star und immer Ensemblemitglied ist. Echte Männerfreundschaft eben, die wohl auch deshalb wohl nie Konkurrenz von zehn Sopranistinnen zu befürchten hat… Jason erinnert sich ganz ohne Wehmut, dass der Anteil an Opernarien im Programm der TT von anfangs etwa 66 auf rund 30 Prozent gesunken ist. Den Rest des Abends gibt‘s Pop-Songs aller Art zu hören - von Abba bis Dean Martin, von Freddie Mercury bis "Santa Lucia". Ein "Australian Medley" ist natürlich auch im Angebot, aus dem zumindest "Tie Me Kangaroo Down" und "Waltzing Matilda" selbst in Deutschland mitgesungen werden können.Fast täglich eine Opernpartie

Dass sie eines Tages vor lauter Pop das Ariensingen verlernen könnten, befürchtet Jason nicht. "Wir üben praktisch jeden Tag - natürlich auch Opernpartien." Da wird dann, sollten eines Tages Met oder Scala locken, der Weg von "Santa Lucia" bis zu "E lucevan le stelle" doch nicht so weit sein. So eine muntere Truppe, sollte man meinen, kann sich vor Angeboten von anderen Tenören kaum retten. Seltsamerweise, sagt Jason, sei das nicht der Fall. Hin und wieder komme zwar mal eine Anfrage, aber es habe sich wohl herumgesprochen, dass es in der Gruppe kaum Fluktuation gäbe. Einmal TT, immer TT. Und fünfzehn oder gar zwanzig Tenöre - das vermag er sich beim besten Willen nicht vorzustellen - trotz des leicht frivolen (und bei Jacqueline Susann aus einem Romantitel entlehnten und veränderten) Mottos der zehn: "One is not enough." The Ten Tenors treten am 21. August im Amphitheater Trier auf. Tickets gibt es in den TV -Pressecentern Trier, Bitburg, Wittlich, unter der TV- Tickethotline 0651/7199-996 und Kartenvorverkauf Trier. Am 20. August gibt es am selben Ort die "Rocky Horror Show"; am 22. August "Die Zauberflöte".

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