Wie ein Krimiautor seine Opfer findet

Daun · Michael Preute alias Jacques Berndorf ist der wohl bekannteste deutsche Krimiautor. Mit seinen in der Eifel spielenden Beststellern ist der 76-Jährige bekannt geworden. Spätestens seit der Lesung aus seinem neuen Buch "Eifel-Bullen" im Forum in Daun wissen die 200 Zuhörer: "Den schönsten Mord habe ich noch gar nicht geschrieben."

 Seine Figuren stammen aus dem echten Leben, sagt Jacques Berndorf und erklärt seinem Publikum, wie er arbeitet.TV-Foto: Claudia Szellas

Seine Figuren stammen aus dem echten Leben, sagt Jacques Berndorf und erklärt seinem Publikum, wie er arbeitet.TV-Foto: Claudia Szellas

Daun. "Wenn ich zwei Polizeibeamte ermorden lasse, dann ist das wirklich irgendwie so geschehen", sagt Berndorf.
In seinem jüngsten Werk "Eifel-Bullen" sind es genau die zwei menschlichen Bullen, die ihr Leben für die Krimistory lassen müssen. Wobei der Autor klar einräumt: "Bulle ist eher ein zärtlicher Begriff. Zumal das eine Gruppe in unserer Gesellschaft ist, die wir immer als selbstverständlich betrachten, was sie ja nicht ist. Sie sorgt für unsere Sicherheit." Nichtsdestotrotz taucht auch ein realer Bulle im neuesten Krimi auf. Der Journalist Berndorf verrät, dass er für seine Bücher "oft mit Staatsanwälten und Kripobeamten telefoniere und denen die Morde klaue".
Vier bis sechs Monate Recherche


Aufregung herrscht im voll besetzen Forum beim Publikum, weil "ich den Autor endlich mal selbst etwas fragen kann. Ich möchte wissen, wie es mit Kater Satchmo weitergeht", sagt die aus Köln kommende Besucherin Mara Langsucht (28). "Ich liebe Berndorfs Krimis und bin hier oft in der Eifel zu Besuch, da gehe ich selbst auf Tatortspurensuche und schaue mir die Orte an, die im Krimi beschrieben sind." Alle Fälle des Siggi Baumeister hat auch Sven Steinlein (40) aus dem Saarland gelesen. "Mir gefällt es, dass nicht nur der Fall, sondern die Eifelregion eine Rolle spielt." Er ist das erste Mal auf einer Lesung und hat diese als Geburtstagsgeschenk bekommen.
Genau das ist es, was ein großer Teil des Lokal-Krimi-Erfolges weit über die Region hinaus ausmacht: die Szenerie einer typischen Landschaft. "Es ist die völlig stille Eifel, die völlig stille Nacht, die mich hier inspiriert hat", verrät der bekennende Eifel-Fan Berndorf. Aber: "Erst gibt es bei mir die Tat, dann lege ich die Leiche hier irgendwo ab."
Vier bis sechs Monate Recherche benötige Berndorf und dann noch mal so acht bis neun Wochen, um ein neues Krimiwerk zu vollenden. Klar stammen seine Figuren aus dem wahren Leben, gesteht er. Irgendwie sei der Baumeister schon er selbst, und "manchmal ist es schwierig, mit diesem Typen auszukommen. So wie der mit Frauen umgeht, ist das ein ganz ängstlicher Vogel."
Lachen und gute Laune, das ist an diesem Abend garantiert. Als Berndorf frei Schnauze erzählt, dass er immer der Verlierer und bei Prügeleien immer derjenige sei, der am Ende verbunden werde, spätestens dann ist auch den letzten klar geworden, dass der Baumeister doch der Berndorf ist. Und was ist mit Emma, der Lebensgefährtin des pensionierten Kriminalrats Rodenstock. Berndorf runzelt die Stirn: "Ja, es gibt Dinge, die machen nur Frauen, und damit zeigen sie, dass sie die besseren Nerven haben." Die weiblichen Anhänger grinsen, die Männer schmunzeln. Dann wird es interaktiv kreativ. "Was halten Sie davon, wenn ich einen Swiper durch die Eifelwälder schicke, der einfach Menschen abschießt, einfach nur so?" Die Besucher nicken zustimmend, der Autor lächelt und beschließt den Leseabend: "Fragen ist ja nicht tödlich!" Dann muss er weiter schreiben und zwar Autogramme.Extra

Zwei tote Polizisten und ein toter Imbissbudenbesitzer sind die ungeklärten Mordfälle im neuen Eifelkrimi von Jacques Berndorf. Mitten auf einem einsamen Waldweg liegen die "Eifel-Bullen", erschossen neben ihrem Streifenwagen und das meilenweit entfernt vom eigentlichen Einsatzbereich. Hinzu kommt die Leiche des Imbissbudenbesitzers - Morde, die zahlreiche Rätsel aufgeben. Das Trio mit Polizeirat Kischkewitz, Kriminaloberrat a.D. Rodenstock und Journalist Siggi Baumeister macht sich gemeinsam dran, diesen Fall aufzulösen. Die Kulisse für den jüngsten Kriminalroman spielt auf einem gespenstischen alten Jagdschloss. Es ist der 22. Fall des Siggi Baumeisters, der bis zur letzten Zeile spannend bleibt. jo Eifel-Bullen: KBV-Verlag, 350 Seiten, 9,95 Euro.

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