Wie eine Note in Gottes Melodie

Trier · 27 Jahre lang, von 1973 bis 2000, hat Klaus Fischbach die Trierer Dommusik geleitet. Er hat darüber hinaus dem städtischen Musikleben wertvolle Impulse mitgegeben. Am kommenden Sonntag wird er 80 Jahre alt. Und feiert seinen Geburtstag am 12. Juli um 17 Uhr im Angela-Merici-Gymnasium mit einem gehaltvollen Sommerkonzert.

 Für Klaus Fischbach ist der Domchor ein Universal-Instrument – „wie eine gute Orgel“. TV-Foto: Martin Möller

Für Klaus Fischbach ist der Domchor ein Universal-Instrument – „wie eine gute Orgel“. TV-Foto: Martin Möller

Foto: Martin Möller (mö) ("TV-Upload M?ller"

Trier. "Schauen Sie einmal": Klaus Fischbach öffnet einen großvolumigen Schrank und holt aus dessen Tiefen ein kunstvoll geschnitztes Holzkreuz heraus, reich an feinen Ornamenten, eine erstaunlich filigrane Arbeit. "Das habe ich als Junge gemacht", sagt er und fügt hinzu: "Es schult die Feinmotorik. Das zahlt sich später aus, wenn man zehn bis zwölf Stunden über einer Partitur sitzt." Am Sonntag wird Fischbach 80 Jahre alt.
Gelassenheit und Engagement


Als der Domkapellmeister im Jahr 2000 nach 27 Jahren Dienst an der Dommusik in den Ruhestand ging, drehte sich das journalistische Gespräch fast ausschließlich um Musik: die Kompositionen, die Konzerte, die Tourneen, nicht zuletzt die Auszeichnungen, die er erwähnte, ohne sich damit zu schmücken.
Jetzt, kurz vor seinem 80. Geburtstag, ist die Perspektive weiträumiger geworden. Da streift das Gespräch Erlebnisse aus der Kindheit, der Ausbildung, den ersten Jahren am Dom. Und immer verbinden sich bei Fischbach auf erstaunliche Weise Gelassenheit und Engagement.
Klaus Fischbach wurde 1935 geboren. Er stammt aus dem Eifelort Wallenborn, einem kleinen Nest mit einem überdurchschnittlichen Anteil musikalisch Hochbegabter. Klaus und Peter Kirsten gehörten dazu, die später langjährig für die Kirchenmusik in Pfalzel und in Ruwer zuständig waren.
Die für Fischbach prägende Figur indessen war Johannes Klassen, geboren 1904 ebenfalls in Wallenborn, Trierer Domkapellmeister von 1934 bis zu seinem Tod 1957. Klassen, der von der Kölner Musikhochschule verwiesen wurde, weil er einen Hitlergruß nicht erwidert hatte, setzte zu Beginn der 1940er Jahre beharrlich die Aufnahme von Frauen in den Domchor durch. So schuf er einen Chor aus Frauen und Mädchen, Männern und Knaben, der für Fischbach bis heute wegen seiner stilistischen Anpassungsfähigkeit ein Ideal geblieben ist. Ein Universal-Instrument - "wie eine gute Orgel".
Damit hat Klaus Fischbach die Domliturgie bereichert und in Konzerten das gesamte Oratorienrepertoire abgedeckt - bis hin zu Heinz Heckmanns "Requiem Canicaeanum", das er nach der missglückten Uraufführung 1980 durch das Trierer Theater mit einer zweiten Aufführung rehabilitierte. Ein "Chorleiter im Geist von Johannes Klassen" sei er, so wie er sich als Komponist an Heinrich Lemacher und dem Bernkasteler Hermann Schroeder orientiert habe.
Und die Gefahren, vor denen er damals vor 15 Jahren gewarnt hat? Da wird Fischbach diplomatisch. Teils hätten sich seine Befürchtungen bestätigt, teils nicht. Jedenfalls sei die Dommusik bei Thomas Kiefer "in den besten Händen". Und zweifellos: Sie ist wieder näher an die Gläubigen herangerückt - nicht zuletzt dank Klaus Fischbach. Bei der Herausgabe des Chorbuchs zum neuen "Gotteslob" war er die treibende Kraft. Und seine "Trierisch St. Piddeermess" bindet die Gemeinde singend ein und machte die Sonntagvorabendmesse in St. Gangolf zum musikalisch-liturgischen Ereignis. Die Messe und eine Psalmvertonung sollen jetzt auf Hochdeutsch erscheinen. Damit lassen sie sich auch über den Trierer Bereich hinaus verbreiten.
Facettenreiches Programm


Der Übergang zum Ruhestand vor eineinhalb Jahrzehnten hat Klaus Fischbach kaum belastet. Er hatte ja seinen Chor, den "Madrigalchor Klaus Fischbach". Mittlerweile verlaufen Proben und Konzertauftritt nicht mehr so dicht gedrängt wie einst. Aber immer noch treffen sich Sängerinnen und Sänger, um unter seiner Leitung Chormusik zum Klingen zu bringen und dabei auch ihr musikalisches Sensorium zu entwickeln.
Das Konzert am Sonntag, 12. Juli, um 17 Uhr im Angela-Merici-Gymnasium ist nur in zweiter Linie eine Geburtstagsveranstaltung. Sein Programm spiegelt, welche Musik Klaus Fischbach wichtig war. Es ist zu gleichen Teilen geistlich und weltlich. Und das historische Spektrum reicht von Leonard Lechner (1553-1606) über Monteverdi, Schubert und Brahms bis hin zum Münchener Komponisten Wilhelm Killmayer, geboren 1927.
Selbstverständlich ist Musik von Klaus Fischbach mit von der Partie. Und ein Titel klingt fast programmatisch: "Sei eine Note in Gottes Melodie". Vielleicht hat Klaus Fischbach sein Leben immer schon so verstanden.

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