Wiedergelesen – Lieblingsbücher: Ulla Hahn: Das verborgene Wort

Trier · Nachkriegsdeutschland, ein Kaff am Rhein. Hildegard Palm wächst in einem bildungsfernen, lieblosen und von verbissenem Katholizismus geprägten Elternhaus auf. Vor allem die verhärmte Mutter weiß mit der fantasievollen Tochter nichts anzufangen, versucht das „dolle Döppe“ mit Gewalt in ihrer eigenen kleinen Welt zu halten.

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Foto: (g_kultur

Worte als Fluchthelfer

Ulla Hahn schildert in ihrem autobiografischen Roman "Das verborgene Wort" Enge und Demütigungen so beklemmend atmosphärisch, dass man die kleine Hildegard herausreißen möchte aus diesem Buch, dass man hineinspringen möchte in die Seiten, um sich schützend vor das Mädchen zu stellen.

Hildegard entflieht der geistigen Enge in die Welt der Bücher. Wie das Mädchen zunächst die Buchstaben entdeckt, dann die Worte und schließlich, dass mit Worten eine Bedeutung verbunden ist, gehört zu den eindrucksvollsten Passagen dieses Buches.

Ulla Hahn ist von Haus aus Lyrikerin, und das ist jeder der fast 600 Seiten anzumerken. Die Autorin findet starke Bilder, jongliert mit Worten und Satzstrukturen und schreibt so lautmalerisch, dass man den Text bisweilen am liebsten laut lesen möchte.

"Das verborgene Wort" ist 2001 als erster Teil einer Trilogie erschienen und wurde 2006/2007 unter dem Titel "Teufelsbraten" verfilmt. Der zweite Band, "Aufbruch", kam 2009 auf den Markt.

Inge Kreutz

Ulla Hahn: Das verborgene Wort, DVA, 2001, 598 Seiten, 24,95 Euro

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