WIEDERGELESEN - LIEBLINGSBÜCHER

"Aber für den Frieden? Taugen wir dazu? Passen wir überhaupt noch zu etwas anderm, als Soldaten zu sein?”: Diese Frage fasst den ganzen Roman "Der Weg zurück" von Erich Maria Remarque zusammen. Entwurzelt, in ihrem Innersten für immer geändert und geschädigt, kehren die jungen Protagonisten des Romans aus dem Ersten Weltkrieg heim.

Fast immer aussichtslos versuchen sie, keine Soldaten mehr zu sein und ihr altes Leben wieder aufzunehmen. Doch was einst Heimat war, ist nur eine unverständliche und verständnislose Welt. Im Vergleich zu seinem eher objektiv geschriebenen Bestseller "Im Westen nichts Neues" spricht Remarque hier einen verzweifelten Appell aus, dem Wahn des Krieges nicht wieder zu verfallen. Niemand empfängt die Heimkehrenden als Helden. Die Euphorie für den Krieg ist längst vorbei. Die Angewohnheiten der Soldaten aber bleiben. Ihre Sprache ist rauer, sie rauchen, sind zappelig. Das verursacht Angst und Unverständnis in ihren Familien. Die jungen Ex-Soldaten müssen zudem in die Schule zurück. Sie sind ja noch Jugendliche. Doch sie haben zerrissene, alt gewordene Seelen. "Aber was können sie uns schon lehren. Wir haben ein anderes Wissen erworben, hart, blutig, grausam und unerbittlich. ”, denkt der Erzähler Ernst. Remarque beschreibt in seinem fesselnden, gnadenlosen Buch das, was heute als posttraumatische Belastungsstörung bekannt ist. Jeden Satz ist zitatwürdig, jede Aussage ist Salz auf der damals noch offenen Wunde des Krieges. "Ich sehe jetzt, dass alles keinen Zweck hat. Ich bin herumgelaufen und herumgelaufen, ich habe an alle Türen meiner Jugend geklopft und wollte wieder hinein, ich dachte, dass sie mich wieder aufnehmen müsste, aber sie zerbrach lautlos, sie zerfiel wie Zunder": Das ist das, was die Jungen zurück zu Hause erwartet hat. Barbara Cunietti Erich-Maria Remarque, Der Weg zurück, KiWi Verlag, 288 Seiten, 8,99 Euro

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