Wiedersehen mit dem Ex-Chef

Bis 1996 leitete Leopold Hager das "Orchestre Philharmonique du Luxembourg", das damals noch "RTL-Orchester" hieß. Jetzt kam er als Gast zurück in die Philharmonie und feierte mit Mozart und Mahler Triumphe.

Luxemburg. (mö) Mozarts g-Moll-Sinfonie (KV 550) genießt eine fatale Popularität. Sie quillt in Banken und Arztpraxen aus den Lautsprechern, wird nicht selten mit Schlagzeug garniert und verkommt dabei zur Allerweltsmusik. Da tritt Leopold Hager als Gastdirigent genau zum rechten Zeitpunkt auf. Der Ex-Chefdirigent des "Orchestre Philharmonique" verleiht dieser oft blasiert oder überhart heruntergespielten Sinfonie einen Schattierungsreichtum, der einfach überwältigt. Da leuchten neue Klangfarben und neue Ausdrucksnuancen auf. Und mit einem Mal erschließt sich der Reichtum dieser Komposition - und dass sie tatsächlich mehr, viel mehr ist als nur die akustische Möblierung von Wartezimmern, Kaufhäusern oder Restaurants!

Vielleicht noch ein wenig eindringlicher dann Mahlers 5. Sinfonie. Sie klang, als hätte Hager allein durch sein Dirigat das Orchester um eine Klasse angehoben. Nichts in dieser Sinfonie bleibt matt, unkonzentriert, unpräzise, beiläufig. Nichts bleibt ungesagt. Hager verbindet im Schlag eindringlich Präzision und Ausdruck und legt an Schlüsselstellen den Dirigierstab beiseite, als wolle er die Musik mit bloßen Händen beschwören. Und damit verleihen er und das erstklassig musizierende Orchester Mahlers Musik einen enormen Reichtum. Mahlers Kompositionen bieten ja mehr als die Edel-Tristesse, die sie als Filmmusik zu Viscontis "Tod in Venedig" ausstrahlen. So farbenreich, so vielschichtig, so vielfältig und so stringent kann diese Sinfonie klingen! Helle Begeisterung in der fast voll besetzten Philharmonie.

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