Wiedersehen mit einem Trierer Jazz-Urgestein

Trier · Michael Trierweiler hat Ende der 1960er Jahre die "Interessengemeinschaft Trierer Jazzfreunde", Vorläufer des Jazz-Club Trier e.V., mit initiiert und der Trierer Jazzmusikszene als Posaunist einen prägenden Stempel verliehen. Nun kommt der heute in Weimar Lebende in seine Heimatstadt zurück.

 Michael Trierweiler (oben) spielt auch heute noch Posaune, so wie in den 70er Jahren mit Albert Mangelsdorff (links außen). Fotos: Archiv

Michael Trierweiler (oben) spielt auch heute noch Posaune, so wie in den 70er Jahren mit Albert Mangelsdorff (links außen). Fotos: Archiv

Trier. Anlässlich seines 60. Geburtstags und 45 Jahren Engagement für den Jazz tritt Michael Trierweiler am 27. Oktober mit seiner Band Powerslide in der Tufa Trier auf. Im Vorfeld sprach er mit unserer Mitarbeiterin Anke Emmerling.

Wenn man so will, begann Ihre Jazz-Posaunisten-Karriere 1964, im Alter von 13 Jahren. Wie kam es dazu?
Trierweiler: Damals hat die Dixieland-Schülerband "Tag Rag Ramblers" mit meinen Cousin Franz Theo Isselstein bei uns zuhause geprobt, ich habe zugehört und ihre Entwicklung miterlebt. Das war interessant für mich, weil ich Chris Barber und alle für den Dixieland maßgeblichen Leute hörte und diese Musik einfach toll fand. Die Band brauchte einen Posaunisten, da habe ich mir eine Posaune gekauft, konnte schon drei Monate später ein bisschen spielen und habe bei ihnen angefangen. Ich hatte allerdings frühzeitig auch schon Klavierunterricht.

Welche waren die wichtigen Stationen Ihrer musikalischen Entwicklung in Trier?
Trierweiler: Entscheidend waren der Jazzclub "Eimer" im Bischof-Korum-Haus, später, nach Abriss des Hauses, das "Bollwerk" in der Bollwerkstraße. Ab meinem 14. Lebensjahr habe ich sozusagen als Mitglied der Hausband mit Peter Güntzel und allen anderen, die in Trier Jazz gemacht haben, jeden Samstag dort gespielt, ich war ja auch weit und breit der einzige Posaunist. Dort traf ich auch Alp Hardy und die Black Cats, die aber alle älter waren. Wir sind hinterher oft auf die Wilhelmshöhe gegangen, wo ich dann auch bald bei den dortigen Monatsgigs mit Amerikanern zusammen spielte. Damals beschäftigte mich Musik wie Blood Sweat & Tears oder Chicago, die Jazzelemente hatte und hauptsächlich in den amerikanischen Clubs um Bitburg und Spangdahlem zu hören war. Ich bin dadurch vielseitiger geworden, habe dann Rock-Jazz und modernen Jazz gespielt.

Sie haben 1973 Trier zum Pharmaziestudium in Mainz verlassen. Wie ging es musikalisch weiter?
Trierweiler: In dieser Hinsicht war der Wechsel ein Quantensprung, denn in Frankfurt waren die Profis. Dort habe ich Albert Mangelsdorff kennen gelernt, der mir Lehrer, Mentor und Freund wurde, Manfred Schoof und die Szene um ihn herum. 1980 bin ich dann mit Chris Beier (Pianist, geboren 1953 in Trier, Anm. der Red.) zusammengetroffen, mit dem ich viele Projekte gemacht habe. Er hat einen jungen Schlagzeuger, Wolfgang Haffner, in die Band aufgenommen, den ich hier von Trier aus Albert Mangelsdorff empfohlen habe. Der hat ihn dann weiter gefördert. Ich habe damals auch die erste Powerslide-Gruppe gegründet, wir waren für das Goethe-Institut unter anderem im Balkan und in Paris auf Tour. Überhaupt gab es viele internationale Auftritte, besonders in Amerika.

Aber Trier sind Sie damals auch treu geblieben?

Trierweiler:
Ja, mit Mangelsdorff habe ich mal in der MIC gespielt, mit Beier in den 80er Jahren regelmäßig im Aalkasten. Mitte der 1980er war ich im Vorstand des Jazzclubs Trier engagiert.

Albert Mangelsdorff hat Sie einmal als den ,kommenden Posaunisten in Deutschland\' vorgestellt. Was ist daraus geworden?
Trierweiler: Na ja, nach dem Pharmaziestudium habe ich schon zwei, drei Jahre lang versucht, als Profimusiker Fuß zu fassen, aber mit Familie lag es zum Broterwerb näher, auf das Studium aufzubauen. Ich habe im Zuge der Städtepartnerschaft 1993 eine Apotheke in Weimar eröffnet und mit heute zwei Apotheken und sieben Subway-Restaurants dann eine eher bürgerliche Richtung als Unternehmer und Manager eingeschlagen. Aus der Musik habe ich mich aber nie zurückgezogen!

Wie sind Sie weiter musikalisch aktiv geblieben?
Trierweiler: Weimar war schon zu DDR-Zeiten Sitz einer renommierten Musikhochschule, nach der Wende ist dort eine Jazzabteilung eingerichtet worden. Ich konnte mich also schnell wieder mit einer Band umgeben und Kontakte knüpfen, habe aber eher private Konzerte gespielt und eine Clubszene initiiert, zum Beispiel Late Night Jazz in Hotels. 1995 habe ich den Jazzclub Weimar mitgegründet, als dessen Präsident ich fungiere, etwa zur gleichen Zeit das Jazzfestival Jazzmeile. ich spiele nicht mehr so viele Konzerte wie früher, aber ebenso professionell…", wie es Ziel meines eigenen Anspruchs ist, und bin dabei auch international unterwegs. Gerade komme ich von einem Auftritt mit Syncopators aus Melbourne zurück, regelmäßig spiele ich auch in Philadelphia oder New York.

Das vom Jazzclub EuroCore veranstaltete Konzert beginnt am Donnerstag, 27. Oktober, um 20 Uhr im kleinen Saal der Tufa in Trier.

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