Wiedersehen mit Kirk und Spock - Eifeler schreibt eine Trilogie zum 50. Geburtstag von Star Trek

Birresborn/Mainz · In diesen Tagen erscheint eine "Star Trek"-Trilogie im Buchhandel. Geschrieben hat sie unter anderem Christian Humberg aus dem Eifeldorf Birresborn. Er ist großer Fan des Kult-Universums. Auch wenn alles mit großer Angst anfing.

Wiedersehen mit Kirk und Spock - Eifeler schreibt eine Trilogie zum 50. Geburtstag von Star Trek
Foto: Zade Rosenthal/Paramount (g_kultur

Birresborn/Mainz. Schlotternd verkrümelte sich Christian Humberg hinter dem Wohnzimmersessel in Birresborn. Wenn die Klingonenkrieger auf dem Fernsehbildschirm auftauchten, beschlich den Eifeler die Panik. Er suchte ein sicheres Versteck, während Vater Horst ganz entspannt die "Star Trek"-Folge weiterguckte. Heute ist Humberg kein kleiner Junge mehr, wie damals, sondern Buchautor. Über die Geschichte mit dem Sessel lacht er. "Das ist tatsächlich meine erste Erinnerung an Star Trek", sagt er.Bücher über das Kult-Universum


Schaden haben die Klingonen bei dem Eifeler nicht hinterlassen. Im Gegenteil: Der 39-Jährige ist der erste Deutsche, der Bücher über das Kult-Universum schreiben darf. Gemeinsam mit seinem Kumpel Bernd Perplies bringt er eine Trilogie über das Kult-Universum heraus, die insgesamt 1380 Seiten umfasst. Das erste Buch ist in der vergangenen Woche erschienen, der zweite Band folgt im August, das Finale steht ab September in den Regalen.

Pünktlich zum 50. Geburtstag von Star Trek, das 1966 erstmals im amerikanischen Fernsehen lief - und in Deutschland als Raumschiff Enterprise bekannt wurde. In den Büchern von Humberg gibt es nun ein Wiedersehen mit Captain Kirk und Mister Spock. Seine Bücher und die "Star Trek"-Filme und -Serien haben übrigens nur gemeinsam, dass sie im selben Universum spielen.

Der Eifeler ist glühender Anhänger der fernen Galaxien, mit denen er sich früh verbunden fühlte. Als Jugendlicher schrieb der Birresborner bereits Artikel für ein Fanmagazin und dachte sich Geschichten aus. Für einen Verlag übersetzte er später 30 "Star Trek"-Romane ins Deutsche. Sein Glück kann er nun kaum fassen. Selber mal ein Buch über Star Trek schreiben zu dürfen, schien so weit entfernt wie die nächste Milchstraße. Denn die amerikanischen Rechte-Inhaber, die mit Filmen, Büchern und Comics zu dem popkulturellen Phänomen Milliarden scheffelten, vergaben Lizenzen bislang nur in den englischsprachigen Markt.

Doch zum Jubiläum lockerten sich die strengen Rechte. Der Verlag Cross Cult steckte den Fuß in die geöffnete Tür, schlug Humberg und Perplies als Autoren für Bücher auf dem deutschen Markt vor. 18 Monate später erhielten beide die Zusage.

Humberg erinnert sich noch an die Nacht, in der das Ja aus Hollywood kam. "Bernd und ich haben miteinander telefoniert, er saß in Stuttgart, ich in Mainz. Jeder hat vor Freude eine Flasche Wein geleert. Wir konnten nicht mehr damit rechnen, dass es klappt", erzählt der Eifeler. Das Schreiben der Bücher fiel dem "Star Trek"-Experten nicht schwer. Dennoch lasen die Amerikaner kritisch über jeden Satz der Trilogie. Redete ihnen Mister Spock nicht diplomatisch genug, kreideten sie es an. Die Geschichte von Star Trek verändern, die Charaktere entfremden, das durften die Deutschen nicht. Humberg sagt: "Ich kann Captain Kirk in dem Buch zwar sterben lassen, aber nur, wenn er am Ende wieder aufersteht. Der nächste Autor soll wieder bei Null anfangen."

Wie sie die Trilogie aufbauen, darin waren die Schriftsteller frei. In den drei Bänden, die Ende des Jahres auch in den USA erscheinen, geht es darum, dass Terroristen aus den Randbezirken die Förderation angreifen. Der Bezug zur Gegenwart und der Gewalt des Islamischen Staates liegt nahe - und ist gewollt.Spiegelbild der Gesellschaft


"Star Trek war schon immer ein Spiegelbild der Gesellschaft", sagt Humberg.
Beibehalten haben die Autoren so auch die Philosophie, die hinter Star Trek stecke. Humberg meint: "Dort ist es völlig egal, ob jemand spitze Ohren hat. Die Menschen haben dort alle Charakterschwächen hinter sich gelassen, die einen zum Arschloch machen. Sie fragen nur, was sie von anderen lernen und wie sie helfen können." Die Unterhaltungsbranche brauche wieder mehr von diesen Idealen, findet er.
Auch der Eifeler hat gewisse Vorbehalte schon hinter sich gelassen. Eine wichtige Rolle in den Büchern nehmen nämlich die Klingonen ein. Vorbei die Zeiten, als Christian Humberg vor ihnen im Birresborner Wohnzimmer flüchtete.

Der erste Band der Trilogie, Star Trek - Prometheus 1: Feuer gegen Feuer, ist bereits im Handel erschienen und kostet 15 Euro. Die ISBN-Nummer lautet 978-3-86425-851-0Extra

1966 startete Star Trek im US-Fernsehen, wegen schlechter Einschaltquoten setzte NBC die Serie nach 79 Folgen 1969 wieder ab. Mit der Mondlandung nahm das Interesse dann aber weltweit zu. Star Trek Beyond läuft als mittlerweile 13. Film in den Kinos. Ein Filmkuss zwischen dem hellhäutigen William Shatner (Captain Kirk) und der dunkelhäutigen Schauspielerin Nichelle Nichols (Lieutenant Uhura) sorgte 1968 in den USA noch für Aufsehen und Empörung. In der US-Fernsehgeschichte war es einer der ersten Küsse zwischen Schwarz und Weiß und Nichols die erste Dunkelhäutige mit einer Hauptrolle. Klingonisch machte ihn berühmt: Der US-Sprachwissenschaftler Marc Orkrand erfand die rau klingende Kunstsprache der Außerirdischen für die Kultserie in den frühen 1980er Jahren im Auftrag von Paramount Pictures. Fans aus aller Welt pilgerten im November 2015 nach Saarbrücken, um an einem Sprachkurs teilzunehmen. "Beam me up, Scotty": Der immer wieder zitierte Kult-Spruch ist so nie gefallen, wenn Kirk seinen Chef-Ingenieur dazu auffordert, die Besatzung des Raumschiffs flugs an einen anderen Ort zu "beamen".Stattdessen fielen ähnliche Sätze wie: "Scotty, beam us up" oder "Beam them out of there, Scotty". Leonard Nimoy, der in der Rolle des spitzohrigen Vulkaniers Mr. Spock berühmt wurde, ist als einziger Darsteller in allen Folgen der Serie zu sehen. Sein eigenwilliger Haarschnitt inspirierte in den 1960er Jahren viele Teenager, sich eine ähnliche Frisur zuzulegen. "Star Trek"-Erfinder Gene Roddenberry ließ seinen Traum vom Universum nach dem Tod wahr werden und wählte eine Bestattung im All. 1997 ließ seine Witwe einen Teil seiner Asche per Rakete in den Orbit befördern, es war eine der ersten Weltraumbestattungen überhaupt. Der 2005 gestorbene Scotty-Darsteller James Doohan folgte ihm 2012 - an Bord einer Falcon-9-Rakete des kalifornischen Unternehmens SpaceX. dpaExtra

Als er 30 Jahre alt war, sattelte Christian Humberg um. Der gebürtige Gerolsteiner kehrte dem Journalismus den Rücken und wurde Schriftsteller. "Wenn ich mich jetzt nicht traue, dann nie mehr", sagte er sich. Inzwischen ist er 39 - und hat als Autor schon einige Erfolge erzielt. 2015 erhielt er bei der Frankfurter Buchmesse den Deutschen Phantastik-Preis mit dem Sachbuch "Geek Pray Love". Gemeinsam mit dem Stuttgarter Bernd Perplies schreibt er an den Kinderbuchserien "Drachengasse 13" und "Die unheimlichen Fälle des Lucius Adler". Beide bringen nun auch die Star-Trek-Trilogie heraus.Extra

Wiedersehen mit Kirk und Spock - Eifeler schreibt eine Trilogie zum 50. Geburtstag von Star Trek
Foto: - (g_kultur
 Das kleine Modell des Raumschiffs Enterprise wurde im Jahr 2006 im Auktionshaus Christies versteigert. Stolze 576 000 Euro soll ein Sammler für das Modell hingelegt haben. Der Begeisterung für Star Trek scheint keine Grenze gesetzt zu sein, nicht mal wenn's ums Geld geht. Foto: dpa

Das kleine Modell des Raumschiffs Enterprise wurde im Jahr 2006 im Auktionshaus Christies versteigert. Stolze 576 000 Euro soll ein Sammler für das Modell hingelegt haben. Der Begeisterung für Star Trek scheint keine Grenze gesetzt zu sein, nicht mal wenn's ums Geld geht. Foto: dpa

Foto: (g_kultur

Als er 30 Jahre alt war, sattelte Christian Humberg (TV-Foto: Florian Schlecht) um. Der ge bürtige Gerolsteiner kehrte dem Journalismus den Rücken und wurde Schriftsteller. "Wenn ich mich jetzt nicht traue, dann nie mehr", sagte er sich. Inzwischen ist er 39 - und hat als Autor schon einige Erfolge erzielt. 2015 erhielt er bei der Frankfurter Buchmesse den Deutschen Phantastik-Preis mit dem Sachbuch "Geek Pray Love". Gemeinsam mit dem Stuttgarter Bernd Perplies schreibt er an den Kinderbuchserien "Drachengasse 13" und "Die unheimlichen Fälle des Lucius Adler". Beide bringen nun auch die "Star Trek"-Trilogie heraus. Parallel dazu läuft momentan auch der Film "Star Trek Beyond" in den Kinos. Humberg, der mittlerweile in Mainz lebt, gefällt der Streifen. "Der Film hat Humor und Herz. Also alles, was es braucht, um eine starke Trekkie-Geschichte zu sein." flor

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Vom erwischt werden
Vinyl der Woche: Love Is A Wonderful Thing – Michael Bolton Vom erwischt werden
Aus dem Ressort