Willkommen, bienvenue, welcome!

Die goldenen 20erJahre sind vorbei, das Schreckgespenst Nationalsozialismus nimmt immer mehr Gestalt an. Vor allem in der Hauptstadt Berlin, wo die Sängerin Sally vom großen Glück träumt. Cabaret - als Film mit Liza Minnelli bekannt geworden - kommt nun in einer Bühnenversion ins Theater Trier.

 Sabine Brandauer spielt die Sally in „Cabaret“. TV-Foto: Friedemann Vetter

Sabine Brandauer spielt die Sally in „Cabaret“. TV-Foto: Friedemann Vetter

Trier. Cabaret. Das ist Liza Minnelli. Eine dunkle Schönheit mit rauer Stimme, die sich knapp bekleidet auf einem Stuhl räkelt. Eine schwüle Bar, in der das Leben pulsiert. Keine leichte Aufgabe für Schauspielerin Sabine Brandauer und Regisseur Peter Zeug, sich gegen einen Klassiker zu behaupten. Dagegen anzuspielen ist schwer; "nicht zu erreichen", meint Sabine Brandauer, die im Theater Trier die Hauptrolle der Sally übernimmt. Schon deshalb nicht, weil der Film andere Mittel habe. "Deshalb habe ich es gar nicht erst probiert", sondern versucht, eine eigene Sally zu gestalten.

"Cabaret ist eine Traumrolle", sagt die Schauspielerin. "Ich habe ziemlich gejuchzt, als Intendant Gerhard Weber mir die Rolle vorgeschlagen hat." Regisseur Peter Zeug, der in Trier bereits Anatevka inszenierte, hat das Stück stark bearbeitet. So hat er die Rolle des Conférenciers (Peter Koppelmann), der als Kommentator durchs Stück führt, stärker herausgearbeitet.

Die Geschichte ist bekannt: Berlin zu Beginn der 30er Jahre. Der amerikanische Schriftsteller Cliff Bradshaw (Helge Gutbrod) verliebt sich in die englische Sängerin Sally Bowles, den Star im Kit-Kat-Klub. Die beiden werden ein Paar. Zugleich schlägt die politische Stimmung um - die Nationalsozialisten ergreifen die Macht. Der Nazi Ernst Ludwig (Klaus-Michael Nix) zerstört das Liebesglück von Cliffs Vermieterin Fräulein Schneider (Angelika Schmid/Marina Edelhagen) und dem jüdischen Herrn Schultz (Hans-Peter Leu). Nach dem Eklat will Cliff Deutschland verlassen, doch Sally träumt weiter von der großen Karriere.

Das Broadway-Musical "Cabaret", 1966 in New York uraufgeführt, erhielt 1967 den Tony Award, den wichtigsten amerikanischen Theaterpreis, für das beste Musical. Das Buch schrieb Joe Masteroff nach dem Schauspiel "Ich bin eine Kamera" von John van Druten. Richtig bekannt wurde das Stück mit der Verfilmung 1972 mit Liza Minnelli als Sally.

Für Peter Zeug ist es falsch, den Film zum Vorbild zu nehmen: "Richtig ist es, ihn zu vergessen und sich auf das Medium Theater zu konzentrieren. Das Theater hat seine eigene Wirkungskraft." Zeug integriert jedoch die Filmhits wie "Mein Herr" oder "The Money Song". Anders ist auch, dass die Figur des Herrn Schultz eine bedeutende Rolle spielt und die Paare Sally/Cliff und Schneider/Schultz gleichwertig sind.

"Es ist nicht die große Lovestory", sagt Brandauer, "und auch nicht die große Politik. Es zeigt vielmehr, wie das Naziregime in den Privatbereich eingreift und Beziehungen zerstört, wie der Normalbürger mit der Politik umgeht." Der eine ignoriere sie - wie Sally. Der andere wolle die Gefahr nicht wahrhaben - wie Herr Schultz, der sich als Deutscher begreift. "Cliff - als Amerikaner der Beobachter von außen - ist der Einzige, der die Gefahr des Regimes kapiert." Er sei konfrontiert mit der oberflächlichen Sally, die nur an sich und ihre Karriere denke. Eine Karriere im Cabaret.

Die Rolle des Fräuleins Kost spielt Vanessa Daun; die Dramaturgie hat Sylvia Martin übernommen.

Das Philharmonische Orchester der Stadt Trier unter Leitung von Christoph Jung ist die Kit-Kat-Klub-Band; die Mitglieder des Tanztheaters Trier und die Statisterie spielen die Kit-Kat-Girls sowie Besucher.

Premiere am Samstag, 30. Januar, Vorstellungen am 2., 6., 14., 19., 21., 24., 26., 28. Februar, 6. März, 5. April, 15. und 24. Mai. Karten in den TV-Servicecentern Trier, Wittlich, Bitburg und unter der Hotline 0651/7199-996 und online unter www.volksfreund.de

EXtra

Die berühmtesten Songs aus dem Musical sind: "Willkommen, bienvenue, welcome …", "Cabaret" und "Tomorrow belongs to me". Die Lieder "Maybe this time", "Mein Herr" und "The Money Song" wurden nicht für das Musical, sondern erst für die Verfilmung aus dem Jahr 1972 mit Liza Minnelli komponiert. Cabaret lief in New York von 1966 bis 1969. Es wurde 1987 und 1998 erneut aufgeführt.

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