"Wir beide schreiben vor uns hin"

Mit der Lesung Elke Heidenreichs und Bernd Schroeders aus ihrem Buch "Rudernde Hunde" startete das fünfte "Eifel Literatur Festival". 700 Besucher lockte der Auftakt des vom Trierischen Volksfreund präsentierten Lese(r)-Festes nach Prüm.

Den Beatles-Song "Norwegian Wood" sang Elke Heidenreich einem begeisterten Publikum vor, als sie bei der Eröffnungsveranstaltung des fünften "Eifel Literatur Festivals" aus der Geschichte "Norwegian Wood oder: Harald, wo der Pfeffer wächst" vorlas. Mit der Lesung Heidenreichs und ihres Mannes Bernd Schroeder aus dem Erzählband "Rudernde Hunde" gelang dem Geschichtsverein Prümer Land und vor allem Festival-Initiator Josef Zierden ein fulminanter Auftakt, der über 700 Leute in die Abteistadt lockte. Vor ihrer Lesung in der Wandalbert-Hauptschule gaben die beiden Autoren dem Trierischen Volksfreund ein Exklusiv-Interview."Rudernde Hunde" heißt ihr gemeinsames Werk. Doch wie entstand die Idee, als getrennt lebendes Ehepaar gemeinsam ein Buch zu schreiben? "Wir beide schreiben vor uns hin, was wir so erleben oder bei Freunden erzählt bekommen, oder lesen eine blöde Anzeige. Wer eine Geschichte draus macht, dem gehört sie", sagt Elke Heidenreich. "Die Erzählungen waren zu klein für gute Literatur, aber zu schön, um sie wegzuschmeißen." Sie hätten schon früher oft zusammen gearbeitet, sagt die 60-Jährige, sie seien immer gegenseitig die ersten Lektoren des anderen, die Meinung des anderen sei ihnen ganz wichtig.

Die Wahl-Kölnerin hat einen gefüllten Terminkalender. Kolumnen, Kritiken müssen geschrieben, Lesungen vorbereitet, Interviews gegeben werden. Das neueste "Kind" von Elke Heidenreich ist die Sendung "Lesen!" Sie lese jeden Tag 300 bis 400 Seiten. "Das mache ich, seit ich zehn bin. Lesen ist für mich wie für andere Leute Autowaschen oder zum Friseur gehen."

Als Nachfolgerin Marcel Reich-Ranickis sieht sie sich nicht. Sie habe bewusst eine andere Aufmachung der Sendung gewählt. "Ich bin auch kein Literaturpapst - diese Bezeichnung ärgert mich." Dennoch fühle sie sich in Reich-Ranickis Tradition. "Denn er hat mich gelehrt, mit Leidenschaft und ohne jeden intellektuellen Schnickschnack über Bücher zu reden." Sie fühle sich ihm seelenverwandt. "Man muss nicht jedem Menschen beweisen, wie schlau man ist und was man alles gelesen hat, sondern man muss die Liebe zur Literatur weitergeben."

Aber irgendwo hat die Liebe zu Büchern ihre Grenzen. Keine Chance, in ihrer Sendung vorgestellt zu werden, haben "Effenbergs Erinnerungen" - "oder wie der Arsch heißt". Sieben Faxe von verschiedenen Redaktionen habe sie an einem Tag erhalten, mit der Bitte, sich zu diesem Buch zu äußern. "Da habe ich zurückgefaxt: Was für ein Buch?"

Und Dieter Bohlen? Heidenreich: "Bohlen ist wunderbar, den darf man nicht mit Effenberg vergleichen." Bohlen sei gescheit, witzig, er habe ein sehr komisches Buch geschrieben. Sie habe sich bis zur letzten Seite köstlich amüsiert. "So eins zu eins deutsche Wirklichkeit kriegt man selten. Jetzt weiß ich auch, warum der so viele Frauen abschleppt. Weil er seinen Ferrari direkt vor der Disco parkt, dem Türsteher 100 Euro gibt und dann die Puppe gleich in dem Ferrari flachlegt. Das beschreibt er ganz wunderbar. Dafür ist Effenberg viel zu doof."

Die liebste Fernsehsendung beider ist die "Kulturzeit" auf 3sat. "Wer das nicht guckt, ist bei mir unten durch", stellt die Autorin klar. Ein Muss sei auch Harald Schmidt. "Der kann noch so doof sein, er ist immer noch besser als alle anderen."

Nächster Termin: 21. Mai Prüm - Norbert Blüm; Info: Tel. 06551/2489 und 4399.

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