"Wir haben keine Zeit, wir müssen erst mal leben"

HAMBURG. Zum vierten Male beehrt Werner die deutschen Kinos. Es ist wohl unvermeidlich, dass auch "Werner - Gekotzt wird später" wieder einen Spitzenplatz in der Filmhitparade einnehmen wird. Wie sprachen mit Werners Eltern, dem Comiczeichner Rötger "Brösel" Feldmann und seinem Bruder Andi.

Mit dem Fußballspiel greifen Sie eine der populärsten Werner-Szenen wieder auf. Warum? Andi Feldmann: Man hat uns immer gelöchert, wir sollten doch mal die zweite Halbzeit machen. Rötger Feldmann: Auf diesen Zeltplatz in Korsika passte es dann so schön hin. Warum sollte man kein Fußballspiel machen, wenn es so gut angekommen ist? Wie muss man sich Ihre Arbeit an einem Drehbuch vorstellen? RF: Das sind mehrere Etappen. Damals sind wir öfter für drei oder vier Wochen in Urlaub gefahren und haben dort das Drehbuch geschrieben. Aber damit ist die Arbeit ja lange nicht vorbei. Es wird nachgebessert, das ist ein langwieriger Prozess. Die Geschichten bestehen ja alle aus kurzen Episoden. Die muss man erstmal zusammenfügen, den Bogen finden. Ein Film enthält ja viel mehr Stoff als ein Buch. AF: Es gibt bestimmt sechs oder sieben verschiedene Drehbücher, bis ein richtiges Buch da ist. RF: Einige Passagen mit Meister Röhrich sind erst vor kurzem entstanden. Wir haben die reingehämmert, weil wir gemerkt haben, dass es anders nicht gepasst hätte. Man musste alles wieder umschreiben, obwohl der Film längst in Arbeit war. Das ist eine tierische Aufregung! Wo trifft man Sie während des Produktionsprozesses an? RF: Der Film wurde in Hamburg bei der Trickcompany umgesetzt. Es gibt ja nicht viele Firmen, die so etwas machen. Regisseur Michael Schaack hat schon beim ersten Film mitgewirkt, wir kennen ihn mittlerweile sehr gut, und er arbeitet hervorragend. Dass der Film in Hamburg gemacht wurde, war sehr praktisch. Der letzte Film ist in Berlin entstanden, es war ein ziemlicher Stress, immer dorthin zu eiern. AF: Wir konnten den Film diesmal viel besser überwachen. RF: Genau. Ich habe immer geguckt, was passiert, ob zum Beispiel die Geräusche richtig gut sind. Manche Leute haben echt keine Ahnung, was ein V 8 ist und was ein Sechszylinder. Der Ford im Film hört sich jetzt an wie ein beschissener Vierzylinder, ein Trecker oder was. Das haben sie nicht schön gemacht. Allerdings merkt man es nicht so: Sie schmeißen die Karre an, und dann kommt auch schon die Musik. Wie passen die hessische Frohnatur Heinz Schenk, einer Ihrer Sprecher, und die norddeutsche Mentalität zusammen? AF: Werner bereist verschiedene Länder, und dort spricht man auch verschiedene Dialekte. RF: Wir haben ja auch einen Sachsen dabei. Es ist doch ein Roadmovie. Wenn du 500 Kilometer fährst und musst tanken, machst du die Tür auf und dich sabbelt irgend so ein Typ voll. Da lachst du dich doch halb tot! Du kommst nach Schwaben und verstehst fast nichts mehr. Du denkst, du bist im Ausland. Behalten Sie manche Ihrer Zeichnungen lieber unter Verschluss? RF: Nö. Manchmal sind wir ganz schön frech, aber ich habe da keine Skrupel. Eigentlich ist es ziemlich normal, was in unserem Film abläuft. Ein kleines bisschen übertrieben, mit kleinen Spitzen. Beim Comic und im Zeichentrick darf man das. Der Arbeitstitel des Filmes lautete "Ein Volk, ein Könich". Warum wurde er geändert? RF: Ich fand ihn langweilig. "Gekotzt wird später" sagt viel mehr aus. "Ein Volk, ein Könich" klingt auch ein bisschen politisch, so als wolle man wieder einen König haben und keine Demokratie. Es ist militaristisch, finde ich. Ich wollte nicht, dass ein falscher Eindruck von uns entsteht. "Gekotzt wird später" ist eine schöne Parole: Wir haben keine Zeit, wir müssen erst mal leben. Wo wir gerade beim König sind: Betrachten Sie Kollegen wie Ralf König und Walter Moers als Konkurrenz? RF: Nö, die Welt ist vielseitig, und jeder kann machen und schreiben, was er will. Von solchem Quatsch kann es doch gar nicht genug geben. Einen Film wie "Das kleine Arschloch" kucke ich mir gerne an und freue mich darüber, dass es so etwas gibt. Werner macht sein Ding, und Ralf König und Käpt‘n Blaubär machen ihres. * Die Fragen stellte unser Mitarbeiter André Wesche.

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