"Wir müssen nun ganz leise sein"

Trier · Auf seiner Lieder-Tour 2014 hat Adel Tawil mit viel Gefühl und einer Menge Spaß das Amphitheater am Samstag zum Beben gebracht. Vor 2000 Zuschauern gab er nicht nur Songs von seinem Debütalbum "Lieder" zum Besten. Auch Ich + Ich-Klassiker wie "Vom selben Stern", "Stark" oder "So soll es bleiben" hatte der 35-Jährige in petto.

Trier. Im Amphitheater herrscht unter den Besuchern ausgelassene Stimmung. Wo einst Gladiatoren gegen wilde Löwen kämpften, flitzen Kinder aufgekratzt durch die Menschenmassen. Kurz vor 21 Uhr nimmt ihr Spieldrang ab. Kleine Mädchen lassen sich von ihren Vätern auf die Schultern nehmen, Jungs drängen in die erste Reihe - nur um ihr Idol, Adel Tawil, besser sehen zu können.
Dann ist es soweit. Der sympathische Lockenkopf, der durch das Musikprojekt Ich + Ich bekannt wurde, betritt mit seinen knallgelben Turnschuhen die Bühne. Mit den Worten "Hallo Trier! Es ist viel zu lange her", begrüßt Tawil das Publikum, das ihn jubelnd empfängt. Über eine Stunde lang bietet er mit alten und neuen Liedern ein unterhaltsames Programm - und rockt mit dem Hit "Lieder" das Amphitheater. "Er singt live besser als gedacht", gibt Beate aus Bitburg zu. Sie hatte einen Auftritt von Tawil im Fernsehen gesehen und war von seinen Gesangskünsten nicht wirklich überzeugt.Hey, das ist live!


Doch mit jedem Lied wächst ihre Begeisterung. Als er bei "So soll es bleiben" das Lied abbricht, weil er aus dem Takt gekommen ist, sagt Beate: "Er lacht sich ja komplett kaputt. Mensch, ist der sympathisch."
Auch beim restlichen Publikum steigt die Stimmung. "Hey, das ist live. Fehler können passieren", gibt Tawil zu. Seine lockere Art kommt gut an, genauso wie seine Lieder. Bei dem Lied "Stadt" rockt er gemeinsam mit Maria Helmin, die ihn gesanglich unterstützt, die Bühne. "Ich will eure Hände vor dieser traumhaften Kulisse sehen", ruft Tawil in die Menge.
Als sich das Konzert gegen 22 Uhr langsam dem Ende nähert, meint Tawil plötzlich: "Es ist schon spät. Ich glaube, wir müssen nun ganz leise sein." Und tatsächlich flüstert er den Text zu "Vom selben Stern" ins Mikrofon.
Die Menge singt mit, wird von ihm aber unterbrochen. "Wir müssen flüstern", sagt er. Tawil verlässt die Bühne und geht auf die erste Reihe zu, wo die Stimme eines Kindes den Refrain des Liedes singt. "Flüstern, flüstern", erinnert Tawil. Die Kinderstimme wird leiser, verstummt - nur um wenige Sekunden später von tosendem Applaus abgelöst zu werden. Das Amphitheater feiert Tawil, der mit viel Gefühl und Bodenständigkeit das Publikum in seinen Bann gezogen hat.

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