Wolfgang Manz und das Klavier als zweites Ich

Zugunsten des Vereins "Freunde künstlerischer Museumsveranstaltungen" präsentierte Wolfgang Manz im 3. Freitagskonzert der Saison im gut besetzten Foyer des Bischöflichen Dom- und Diözesanmuseums Werke von Frédéric Chopin und Claude Debussy. Trier. (bre) Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen den beiden Komponisten wollte Wolfgang Manz, der künstlerische Leiter der Konzertreihe, mit seinem Klavierabend herausarbeiten. Das gelang zumindest in seinen begleitenden Worten nicht so ganz, spielt aber auch keine Rolle. Was zählt, ist die Musik. Und die machte deutlich, dass Chopin und Debussy bestens zueinander passen. Das Wort vom Klavier als seinem zweiten Ich soll Chopin gesagt haben. Ob's stimmt oder nicht, es lässt sich durchaus auch auf Debussy anwenden.Hohe Lagen klingen so funkelnd wie sie sollen

Ein gewagter Einstieg, Chopins Nocturne op. 9 Nr. 1 in b-Moll. Gewagt deshalb, weil es ein überaus intimes und delikates Stück ist. Und Derartiges liegt diesem Pianisten nicht so recht, wie frühere Konzerte schon gezeigt haben. Das ändert aber nichts an der Qualität seines Spiels, und im übrigen kam schon hier der herrliche Klang des Museums-Steinways zur Geltung. Viel mehr in seinem Element war Manz mit Chopins Walzer op. 34 Nr. 1 in As-Dur. Hier stimmte alles: Manz spielte rhythmisch federnd und mit überzeugender Agogik, und man hörte Mittelstimmen, die sonst allzu leicht untergehen. Das Scherzo op. 54 Nr. 4 in E-Dur stellt mit seinen rasend schnellen Figuren in den hohen Lagen große technische und klangliche Anforderungen an den Pianisten, die Manz glänzend erfüllte. Insgesamt war der musikalische Zusammenhang nicht immer deutlich genug zu erkennen. Und dann Chopins Andante spianato con Grande Polonaise op. 22: Endlich klangen die hohen Lagen so funkelnd, wie sie das in dieser Musik sollten. Manches geriet rhythmisch etwas steif, doch dafür begeisterte Manz die Zuhörer mit seiner technischen Virtuosiät gegen Ende des Stücks.Besonders überzeugend: Die letzten vier Stücke

Der zweite Teil des Abends war Claude Debussy gewidmet. Seine frühe, viersätzige "Suite bergamasque" ist inspiriert von den alten französischen Clavecinisten, wie Couperin und Rameau, geht aber natürlich weit über diese Vorbilder hinaus. Es werden erste impressionistische Ansätze hörbar, vor allem im dritten Satz, dem berühmten "Clair de lune". Wolfgang Manz zeigte sich als hervorragender und stilsicherer Debussy-Interpret, vielleicht noch stärker in den folgenden sechs Préludes aus Heft 1. Besonders überzeugend gelangen ihm die letzten vier Stücke: das wild-dramatische "Ce qu'a vu le vent d'Ouest", das zarte, lyrische "La fille aux cheveux de laines", das geheimnisvolle und feierliche "La cathédrale engloutie" und das lebhafte, karikierende "Minstrels". Beeindruckend waren neben der makellosen Technik die Anschlagskultur und die so wichtige Pedalbehandlung. All das kam auch noch einmal im abschließenden, vor Lebensfreude sprühenden "L'isle joyeuse" zum Ausdruck. Mit begeistertem Applaus dankte das Publikum Wolfgang Manz für einen Klavierabend vom Feinsten.

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