Zehn Jahre Eifel-Kulturtage: Organisator Rainer Laupichler über Höhepunkte, Hürden und die Auswahl seiner Künstler

Trier · Hochwertige Kleinkunst auf dem Land, gleich vor der Haustür – dafür stehen die Eifel-Kulturtage seit nunmehr zehn Jahren. Organisator Rainer Laupichler hat mit dem TV über Erfolgsrezepte und besondere Momente gesprochen. Außerdem verrät er schon vor der Programmvorstellung am 1. Dezember, auf wen sich das Publikum 2016 freuen darf.

 Etwas verrückt sind sie – und alle waren sie schon Gäste der Eifel-Kulturtage (von oben links im Uhrzeigersinn): Kabarettist Mathias Richling, Schauspieler Ben Becker, Comedian Konrad Stöckl und die Biermösl Blosn.

Etwas verrückt sind sie – und alle waren sie schon Gäste der Eifel-Kulturtage (von oben links im Uhrzeigersinn): Kabarettist Mathias Richling, Schauspieler Ben Becker, Comedian Konrad Stöckl und die Biermösl Blosn.

Foto: Eifel-Kulturtage
 Etwas verrückt sind sie – und alle waren sie schon Gäste der Eifel-Kulturtage (von oben links im Uhrzeigersinn): Kabarettist Mathias Richling, Schauspieler Ben Becker, Comedian Konrad Stöckl und die Biermösl Blosn.

Etwas verrückt sind sie – und alle waren sie schon Gäste der Eifel-Kulturtage (von oben links im Uhrzeigersinn): Kabarettist Mathias Richling, Schauspieler Ben Becker, Comedian Konrad Stöckl und die Biermösl Blosn.

Foto: Eifel-Kulturtage
 Etwas verrückt sind sie – und alle waren sie schon Gäste der Eifel-Kulturtage (von oben links im Uhrzeigersinn): Kabarettist Mathias Richling, Schauspieler Ben Becker, Comedian Konrad Stöckl und die Biermösl Blosn.

Etwas verrückt sind sie – und alle waren sie schon Gäste der Eifel-Kulturtage (von oben links im Uhrzeigersinn): Kabarettist Mathias Richling, Schauspieler Ben Becker, Comedian Konrad Stöckl und die Biermösl Blosn.

Foto: Eifel-Kulturtage
 Etwas verrückt sind sie – und alle waren sie schon Gäste der Eifel-Kulturtage (von oben links im Uhrzeigersinn): Kabarettist Mathias Richling, Schauspieler Ben Becker, Comedian Konrad Stöckl und die Biermösl Blosn.

Etwas verrückt sind sie – und alle waren sie schon Gäste der Eifel-Kulturtage (von oben links im Uhrzeigersinn): Kabarettist Mathias Richling, Schauspieler Ben Becker, Comedian Konrad Stöckl und die Biermösl Blosn.

Foto: Eifel-Kulturtage

In einer Ruine fing 2005 alles an. Damals war Rainer Laupichler, im Hauptberuf Schauspieler ("Tatort", "Alarm für Cobra 11"), gerade aus Berlin in seine Eifeler Heimat zurückgekehrt - und wollte sich dort gleich mit eigenen Ideen ins kulturelle Leben einbringen. Auf der Niederburg in Manderscheid organisierte er zwei Wochenenden mit Kabarett und Zauberkunst: Die Manderscheider Kulturtage waren geboren - und wurden 2006 erfolgreich fortgesetzt. Laupichlers Vision damals: mit zeitgenössischer Kleinkunst eine Nische im Kulturangebot besetzen.

Heute, zehn Jahre später, hat er sein Ziel erreicht. Die Eifel-Kulturtage, 2007 als Nachfolger der Manderscheider Reihe ins Leben gerufen, sind eine feste Größe im Veranstaltungskalender der Region. Mehr als 150 Künstler hat der 58-jährige geborene Dauner seither in Dorfsäle von der Eifel bis in den Hochwald auf die Bühne gebracht, darunter große Namen wie Ben Becker oder Günter Wallraff. Geboten wird ein Genre-Mix aus Lesungen, Comedy und politischem Kabarett, Theater- und Präventionsveranstaltungen. Für 2016 laufen letzte Vorbereitungen, am 1. Dezember startet der Kartenvorverkauf.

Motivation durch Widerstände

Bis zu diesem Erfolg war es jedoch kein leichter Weg, wie Laupichler berichtet. 2006 standen die Kulturtage wegen Streitigkeiten mit der Stadt Manderscheid schon wieder vor dem Aus. "Sie wären in der Verwaltungspipeline verreckt, wenn ich nicht raus in die Region gegangen wäre", sagt Laupichler. Er sei damals auf viele Menschen gestoßen, "denen Kultur einfach egal war", aber dieser Widerstand habe ihn "zusätzlich motiviert". Das Ergebnis war eine Abkehr von jeglicher kommunaler Struktur. Finanziell getragen wird der Verein Eifel-Kulturtage, dessen Geschäftsführer Laupichler ist, seither durch den Kultursommer Rheinland-Pfalz, Eintrittsgelder und treue Sponsoren. "Ihnen bin ich sehr dankbar, seit Beginn ist nicht einer abgesprungen."

Stars und Geheimtipps

Die Kultursommer-Förderung sei ein "Glücksfall", sagt Laupichler. Das Angebot der Kulturtage passe aber auch genau in die Satzung: "Wir liefern hochwertige Kultur ins Dorf und bis an die Haustür." Auftrittsorte sind meist Bürgerhäuser wie in Greimerath, Hetzerath oder Niederöfflingen, die kaum mehr als 200 Zuschauern Platz bieten. Eine Ausnahme ist das Forum Daun mit rund 550 Plätzen. Ein Konzept, an dem Laupichler festhält: "Wenn ich könnte, würde ich sogar nur im kleinen Rahmen bleiben. Ich halte nichts von Lesungen mit 800 Gästen, ich habe es lieber intimer."

Das zeigt auch das Programm. Neben Stars wie Rüdiger Hoffmann, Gudrun Landgrebe und Mathias Richling bietet es stets auch weniger bekannte Künstler, die aber ebenso die Hallen füllen. Für die richtige Mischung habe er mit der Zeit ein "feines Gespür" entwickelt, sagt Laupichler. "Es gibt Künstler, die funktionieren nur in dem einen Ort, nicht im anderen." Und es gebe Dörfer, die begeisterungsfähiger seien als andere. "Die Bewohner müssen mitziehen, sonst ziehen wir weiter."

Laupichler weiß auch, was nicht klappt: "zu akademisch präsentierte Inhalte." Ernste Themen seien zwar wichtig, aber sie müssten "auch einen Unterhaltungswert haben". Für 2016 kündigt der Kulturtage-Chef den Besuch eines Suchtmobils an, betreut von einem Ex-Hochleistungssportler, "der durch Drogen und Alkohol in der Gosse gelandet" sei und nun Jugendlichen vor diesen Gefahren warne. "Das ist ein hemdsärmeliger Typ, dem kann keiner ausweichen", lobt Laupichler. "Ich mag es direkt, ich bin nicht fürs Theoretisieren."

Bis zu 3000 Besucher kommen im Durchschnitt jährlich zu den Veranstaltungen. Die Auslastung liege bei 93 Prozent. Die Zuschauer seien "im Schnitt um die 40". Seit einiger Zeit darf das Publikum auch selbst aktiv werden. Es bewertet die Künstler per Fragebogen. Wer die besten Noten bekommt, gewinnt die "Goldene Berta". Den Preisträger 2015 will Laupichler bald bekannt geben.

Wie er an die Stars herankomme? "Erst mal geht es ums Geld", gibt Laupichler ohne Umschweife zu. Nützlich seien ihm natürlich auch die beruflichen Kontakte. Den "Stromberg"-Kollegen Christoph Maria Herbst habe er zu "einer Gage weit unter der üblichen bekommen". Und wer hat ihn in den vergangenen zehn Jahren am meisten beeindruckt? "Gerhard Polt und die Biermösl Blosn - eine fantastische Truppe, völlig ohne Allüren."
Aber es müssen auch für Laupichler nicht immer die großen Namen sein. "Ich mag die Durchgeknallten", sagt er - und meint zum Beispiel den Punk-Comedian Konrad Stöckl, der auch 2016 wieder dabei sein wird. "Der bohrt sich mit dem Schlagbohrer durch die Unterarme. Die Show ist großartig."

2016 wird es wieder 15 Veranstaltungen in vier Landkreisen geben. Das Programm wird am 1. Dezember verkündet, ein paar Künstler verrät Laupichler aber schon jetzt: "Verstehen Sie Spaß"-Moderator Guido Cantz ist dabei, Autorin Susanne Fröhlich, Kabarettist Bodo Bach - und fünf Komiker, darunter Dave Davis, Knacki Deuser und Ausbilder Schmidt, die einen XXL-Comedyabend gestalten: "Da brennt die Luft."

Dieses Programm stemmt Laupichler mit einem sechsköpfigen Team. "Wir kommunizieren mittlerweile fast ohne Worte", sagt er. Und solange das Publikum weiter Interesse zeigt, will er weitermachen: "Ich glaube, es gibt für uns noch viel zu erzählen."

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