Zehn Männer für ein Mamamia

TRIER. Die großen Namen klassischer Sangeskunst sind fast jedem Kind geläufig – Pavarotti, Carreras, Boccelli. Doch gute Sänger müssen nicht immer aus Italien oder Spanien kommen: Das bewiesen die australischen "Ten Tenors" in der Europahalle mit einem Programm aus Klassik, Operette und Rock.

Die Bühne ist verlassen und in blaues Licht getaucht. Ein Kontrabass steht neben dem Flügel. Dann wird es dunkel in der Halle, und zu mystischen Gesängen mischt sich grünes Licht. Musik setzt ein. Die Akteure des Abends betreten die Bühne unter tosendem Applaus. "Here's to the Heroes" lautet der erste Titel. Und zu Sanges-Helden werden die Jungs im Laufe des Abends für ihre Zuhörer. Denn von Beginn an wissen sie ihr Publikum zu begeistern. Sportevents fließen in die Tourneeplanung ein

Tenor Liam McLachan begrüßte die 1200 Zuschauer in der ausverkauften Europahalle und erzählte ihnen eine Band-Anekdote: Die "Ten Tenors" würden ihre Konzerttournee nach großen Sportereignissen planen - passend zur Fußball-Weltmeisterschaft, und da wolle man auch Deutschland gewinnen sehen. Als Motivationsanschub für die deutsche Mannschaft sangen sie sie ihr brandneues Lied "There'll come a Day" - etwa der Tag wird kommen. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt. Allerdings erlaubte es die enge Choreographie dem Einzelnen nicht, individuell hervorzutreten. Solisten haben da bei ihren Konzerten mehr Freiheit. Bei zehn Sängern müssen alle gleichzeitig auf der Bühne "funktionieren" - so wirkt die Musik manchmal wie eine Studio-Aufnahme. Zwar mangelt es nicht an Authentizität, aber der Charme eines individuellen Livekonzerts könnte ausgeprägter sein. Die Zuschauer störte das nicht. Als die ersten Takte des "Queen"-Hits "Bohemian Rhapsody" erklangen, brandete Beifall auf. Mit ihren schnellen Tonart-Wechseln schien die Pop-Hymne wie auf die Tenöre zugeschnitten zu sein. Und wer genau hinhörte, vermochte sogar gewisse Parallelen zwischen Tenor David Kidd und dem gestorbenen "Queen"-Sänger Freddie Mercury zu entdecken - Mamamia. Nach der Pause ging's flott und beschwingt weiter: "Blame it on the Boogie" hieß der Song - und eine dazu passende Choreografie verlieh dem Auftritt das gewisse Etwas. Der Refrain von "The Boxer" lässt an diesem Abend für Nachdenklichkeit ebenso wenig Platz wie das fetzige Hit-Medley der legendären "Beach Boys": Die Zuschauer klatschten euphorisch zu den bekannten Melodien von "Wouldn't it be nice", "California Girls" oder "Surfin' USA". Mit stehenden Ovationen und stürmischem Dauer-Klatschen forderte das Publikum energisch Zugaben ein. Drei gab es schließlich. Am Schluss verließen die "Ten Tenors" die stimmungsgeladene Europahalle nach einem Potpourri von "Bee-Gees"-Klassikern: "Back for Good", "Stayin' Alive" und "Saturday Night Fever".

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