Zerrissener Musiker

Trier · Nach Jaques Brel, Edith Piaf und Marc Chagall befasst sich das Trie rer Theater wieder mit einer bekannten Künstlerpersönlichkeit. Diesmal steht der österreichische Musiker Falco im Mittelpunkt eines Tanztheaters. "Falco - The Spirit never dies" wird am Samstag uraufgeführt.

 Eine Person, zwei Persönlichkeiten: Helge Freiberg (links) spielt den Privatmann Johann Hölzel, Alexander Kerbst verkörpert den Sänger Falco. TV-Foto: Friedemann Vetter

Eine Person, zwei Persönlichkeiten: Helge Freiberg (links) spielt den Privatmann Johann Hölzel, Alexander Kerbst verkörpert den Sänger Falco. TV-Foto: Friedemann Vetter

Trier. Die australische Choreographin Amy Share-Kissiov setzt die Lebensgeschichte des Musikers Falco als Tanztheater auf der Trie rer Bühne um. Share-Kissiov ins zenierte bereits 2007 das Stück "Kiss Me Kate" in Trier. Vor der Uraufführung hat unser Mitarbeiter Christoph Strouvelle mit ihr gesprochen.Wie gut kennen Sie Falco?Amy Share-Kissiov: Als mich das Theater Trier angesprochen hat, ob ich mir vorstellen könnte, ein Stück über ihn zu machen, habe ich ihn kaum gekannt, nur zwei, drei Lieder. Dann habe ich mich ein Jahr lang mit ihm auseinandergesetzt. Ich habe unterschätzt, welch großer Sänger und Künstler er war. Jetzt gehören einige seiner unbekannteren Stücke zu meinen Lieblingsliedern.Was ist an Falco so faszinierend, dass man ihn als Thema für ein Tanztheater auswählt?Share-Kissiov: Falco ist eine Legende. Er hat die deutschsprachige Popmusik in die Welt gebracht. Zudem war er ein Privatmann, der sich selbst in einen Künstler verwandelt hat. Er wurde nicht von Plattenfirmen zum Star gemacht.Aber mit seinem Stück "Jeanny", in dem viele Menschen die Verherrlichung einer Gewalttat sahen, war er auch umstritten.Share-Kissiov: Das war das Motto von Falco. Einen Skandal produzieren, damit man über ihn spricht. Man könnte es als cleveres, intuitives Marketing bezeichnen.Welche Facetten von Falco zeigen Sie auf der Bühne?Share-Kissiov: Mich interessiert die private Person Falco. Wie war er als Mensch im Vergleich zu seiner Figur, die er auf der Bühne gezeigt hat? Ist er mit dem Zwiespalt überhaupt klargekommen? Das möchte ich auf der Bühne zeigen.Und wie machen Sie das?Share-Kissiov: Ich habe die Figur gesplittet. Ein Schauspieler zeigt die Bühnenfigur Falco, ein Tänzer die Privatperson Johann Hölzel. Dazu hat Frank Nimsgern, mit dem ich bereits in Saarbrücken zusammengearbeitet habe, die Stücke neu arrangiert. Es kommen mehr instrumentale Sequenzen vor als in den Originalliedern. Dazu werden diese mit klassischen Stücken, beispielsweise von Mozart, gemischt.Wie denken Sie heute über Falco, nachdem Sie sich so intensiv mit ihm auseinandergesetzt haben?Share-Kissiov: Dieser Mensch hat mich mit seinem tragischen Tod und seinem zerrissenen Leben ´bewegt. Besonders berührt hat mich, dass er ein normaler Mensch gewesen war, für den der Druck von außen irgendwann unerträglich geworden war. Er war ein Mensch voller Selbstzweifel. cstPremiere am 20. April, 19.30 Uhr. Weitere Termine: 24., 26., 30. April, 4., 12., 18. Mai, 15., 30. Juni. Karten: Theaterkasse. Extra

 Amy Share-Kissiov. Foto: privat

Amy Share-Kissiov. Foto: privat

Falco wurde 1957 in Wien geboren und hieß mit bürgerlichen Namen Johann Hölzel. 1982 wurde er mit "Der Kommissar" weltweit bekannt. Das Lied gilt als erster kommerziell erfolgreicher Rapsong eines weißen Sängers. 1986 war sein Stück "Rock me Amadeus" der erste deutschsprachige Titel an der Spitze der US-Charts. Der Titel "Jeanny" sorgte 1985 für einen Skandal. Man warf Falco vor, mit dem Text eine Vergewaltigung zu verherrlichen. Mehrere ARD-Sender boykottierten das Lied. Falco starb 1998 bei einem Verkehrsunfall. (Quelle: Wikipedia)

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