Zielgruppengerecht

Die Römer haben der Menschheit neben allem anderen auch einiges an Unrat hinterlassen. So etwa ein Verständnis von Massenunterhaltung altrömischer Prägung, will sagen: Statt "Brot und Spiele" heißt heute eben "Bier und Fernsehen", und das Kolosseum steht quasi in jedem Wohnzimmer.

Zumindest wenn RTL eingeschaltet ist. Ab Samstag etwa bringt der Plebejer-Sender die zweite Staffel des "Dschungelcamps" in die mehr oder weniger guten Stuben unserer Republik. Mit dabei ist mit Heydi Nunez-Gomez ein Mädchen mit Trierer Vergangenheit und nach der Dings, äh, Anke, bei den "Superstars" mal wieder eine weitere Schönheit, die sich dem öffentlichen Vergessen anheim gibt. Die anderen neun Kandidaten erfüllen voll das Teilnahmekriterium einer absaufenden Karriere, weil sie für ihren Job zu alt (Jimi Hartwig, Dolly Buster), zu schlecht (Willy Herren), oder zu schlecht beraten (Desiree Nick) sind. Was bei allem niederen Vergnügen an den Demütigungen dieser fleischgewordenen Unwichtigkeiten unschlüssig erscheint, ist dieses "Dschungel"-Konzept. Zugegeben: Würmer und Kakerlaken sind echt widerlich - aber für Ekel braucht man doch nicht bis in den Dschungel reisen! Zudem, liebes RTL-Fernsehen, wäre man so viel näher bei der eigenen Klientel, wenn etwa die "Super-Nanny" bei einer zehnköpfigen Familie im sozialen Brennpunkt für Recht und Ordnung suchen würde. Oder denken Sie an die Schadenfreude beim Zuschauer, wenn die Sorte Mitmensch, die in einen Big Brother-Container steigt, nicht ständig mit der eigenen Unterbelichtung konfrontiert wäre, sondern dort, sagen wir mal, das Abitur nachmachen müsste! Echt lustig! Und so lehrreich! Das Gute liegt so nah!

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