Zu Hause sein, wo es gut geht

TRIER. "Heimatkunde" betreibt die neueste Schau der Europäischen Akademie für Bildende Kunst. Ihren heimatlichen Ort bestimmen darin 46 Dozenten des Hauses.

 Werke von Joe Allen und Ingrid Schmitt-Fassbinder (vorn).Foto: Europäische Kunstakademie

Werke von Joe Allen und Ingrid Schmitt-Fassbinder (vorn).Foto: Europäische Kunstakademie

Auch wenn Akademie-Leiterin Gabriele Lohberg das nicht wörtlich sagte, ist die Sache klar. "Ubi bene ibi patria" (Wo es mir gut geht, da ist mein Vaterland) heißt die neueste Ausstellung der Europäischen Kunstakademie Trier. Und das ist ganz sicher eine Empfehlung an Dozenten wie Studenten, es sich einen Sommer oder wenigstens einen Kurs lang, am liebsten aber alle Jahre wieder, in der Trierer Akademie gut gehen zu lassen. Was im übrigen keine Mühe machen dürfte. Denn dass sich die Kunstbeflissenen von allerorts hier wohl fühlen, belegen nicht zuletzt die wachsenden Zahlen der Kursteilnehmer. Dennoch: Der Titel der Schau bedeutet mehr als eine angetragene Heimat. Die Arbeiten, die allesamt von Dozenten des Hauses stammen, geben vielmehr Auskunft über die Suche nach dem eigenen Ort, dem geistigen und seelischen Vaterland ihrer Schöpfer. Wer bin ich, wo stehe ich und was tut mir gut? Es sind die einfachen Grundfragen der Menschheit, die um so schwieriger zu beantworten sind und deren Beantwortung dazu neigt, gleichermaßen sprachlich wie bildnerisch ins Kraut zu schießen oder sich in Beliebigkeit zu verlaufen. Natürlich gibt es auch jene Ortskundigen, die immer sicher wissen, wo "die Musik gerade spielt" und dort sogleich ihre Zelte aufschlagen. Wozu künstlerisch diesmal Bodo Korsig und seine handwerklich aufwändigen Hirnströme gerechnet werden dürfen. Ansonsten ist in dieser Gemeinschaftsschau - vorwiegend aus Gemälden und Grafik - künstlerisch etliches Licht und entsprechend Schatten. Wobei auch die weniger leuchtenden Werke von der lichten Kunsthalle und der gekonnten Hängung profitieren. Eine der schönsten Arbeiten präsentiert Joe Allen. Der Engländer hat sich zu einem äußerst subtilen Maler entwickelt. In der einen Welt seines "zusammengewürfelten Bildfeldes" aus lichten und dunklen Quadraten, aus Glücks-Ahnung und der tödlichen Gewissheit eines rauchenden Kanonenrohrs ist Allen zuhause. Jochen Stenschkes dunkel verlaufende "Landliebe" (Altöl auf Karton) gegenüber recycelt auch seelisch Kinderträume vom Paradies der Teddybären und Kuheuter. Dazu passen David Conns feine Linolschnitte. An einen Zauberwald erinnern die Arbeiten des Gastdozenten aus der Trierer Partnerstadt Fort Worth. Ausgesprochen geistreich: Wolfgang Rüppels Flaggenalphabet. Knipsen als touristische Annäherung und Selbstauskunft: "Ich war da, mir ging es gut" verkündet Harald Mantes witziges Foto-Puzzle. Zu den zarten durchscheinenden Landschaften der Poesie wünscht sich Bruno Kurz zurück. Ein wenig zu einfach hat es sich Rolf Viva mit seinen Farbfeldern gemacht.Nicht jedes Vaterland kann man lieben

Auch Ruth Clemens verheddert sich in ihren Bilderklärungen statt im Bild zu bleiben. Ingrid Schmitt-Fassbinder, die einzige Keramikerin der Schau, träumt allzu opulente morgenländische Träume. Dagegen gehen die "mixed media" ihres Bildhauerkollegen Walter Henn nicht so recht zu einer überzeugenden Garten-Wunderwelt zusammen. Nicht jedes Vaterland gelingt eben, mag es nun malerischer oder nationaler Natur sein. bis 5. September, Di - So 11-17 Uhr. Eine Podiumsdiskussion zur Thematik "Ubi bene ibi patria" ist am Donnerstag, 24. Juli, 19 Uhr, in der Kunsthalle der Akademie. TV -Redakteurin Susanne Windfuhr moderiert die Diskussion, an der mehrere internationale Künstler beteiligt sind.

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