Zukunft? Völlig ungewiss!

KONZ. In der Stadt an Saar und Mosel steht eines der schönsten klassizistischen Bauwerke, die Rheinland-Pfalz zu bieten hat. Aber weil dieses Gebäudedenkmal ein Bahnhof ist, bleibt sein Zustand miserabel. Zukunft? Völlig ungewiss.

 Fast wie in der Toskana: der Konzer Bahnhof. Foto: Martin Möller

Fast wie in der Toskana: der Konzer Bahnhof. Foto: Martin Möller

Würde das Bauwerk in der Provence oder der Toskana stehen, dann wäre es ein Schloss und damit Anziehungspunkt für Touristen und eifrige Vermarkter. Leider steht es in Konz und ist nur ein Bahnhof. Das ist sein Unglück. Wie kein anderes Empfangsgebäude der Region verkörperte Konz den Repräsentationswillen der Bahngesellschaft. Erbaut wurde es 1864 an der vier Jahre zuvor eröffneten Strecke Saarbrücken-Trier (heute: Trier-West). Seine Bauweise beruht in den Grundzügen auf dem Rundbogenstil, der an den Empfangsgebäuden der Saarstrecke zur Norm wurde. Aber anders als bei den Bahnhöfen zweiter oder dritter Klasse, wie Saarburg oder Wiltingen, löste sich der unbekannte Architekt des Konzer Bahnhofs vom Bauschema. Kein Wunder, Konz war ein erstklassiges Empfangsgebäude. Der wahrscheinlich von der Münchner Architektenschule geprägte Baumeister verschmolz den Rundbogenstil mit Elementen italienischer Renaissance-Architektur. Das und der helle Sandstein geben dem Gebäude einen ausgeprägt südländischen Zug - ein italienischer Palazzo, kein Zweck-, sondern vornehmlich ein Repräsentationsbau. Wer sich sehenden Auges dem Eingangsbereich nähert, gewahrt hinter der breit angelegten Freitreppe einen gleichermaßen herrschaftlichen und einladenden Arkadengang. Der führte zu einem breit angelegten Eingangsbereich, an den sich alle übrigen Räume anschlossen: Schalter, Büro für Telegraf und Stationsvorsteher, Gepäck-Expedition, Ausgang zu den Gleisen und die Wartesäle - einer für die erste und zweite, einer für die dritte und vierte Klasse, und beide selbstverständlich eindeutig voneinander getrennt. Das ist Vergangenheit. Aber immer noch beeindrucken von außen die Seitenflügel mit ihren ausladenden Dachterrassen und den herrlichen, sandsteinfarbenen Geländer-Ornamenten aus Gusseisen. Überhaupt: Dieses Bauwerek hat eine Fülle von Details und wirkt doch nicht manieriert und verspielt. Warum die damals noch private Bahngesellschaft Saarbrücken ausgerechnet dem kleinen Ort Konz, der damals noch nicht einmal über einen niedergelassenen Arzt verfügte, einen derartig opulenten Bahnhof hinstellte, ist ungeklärt. Vielleicht spekulierte man damals darauf, dass der geplante Eisenbahnknotenpunkt Konz-Karthaus auch ein Zentrum für den Personenverkehr werden könnte. Heute wird das Empfangsgebäude vor allem durch seine Funktionslosigkeit gefährdet. Wenn in rund einem Jahr die Fahrkartenausgabe schließen sollte, bleibt es sich selber überlassen - mit allen Folgen. Schon jetzt sind manche Steine vom Zerfall bedroht. Und Pläne zur Nutzung, vielleicht als Kulturzentrum, kamen bisher nicht über das Entwurfsstadium hinaus. Dabei müssten bei allen öffentlichen und privaten Denkmalschützern schon längst die Alarmglocken klingeln. Solch einen Bau erhält Konz nie wieder! Hinweis für Rad-Touristen: Der Bahnhof Konz, Bahnhofstraße, ist mit dem Fahrrad über einen Fußgänger- und Radweg vom Saarufer aus zu erreichen.

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