Zurück zur Klassik Märchen und Alpträume

Trier · Die traditionelle Wiener Klassik bildet den Schwerpunkt beim Saison-Programm des Philharmonischen Orchesters der Stadt Trier. Dazu kommen Zeitgenossen wie der aus Trier stammende Komponist Christian Jost und einige Wieder-Entdeckungen. Das Zugehen auf ein jüngeres Publikum gehört in den letzten Jahren zu den Haupt-Anliegen der Trierer Theatermacher. Auch für 2009/10 lädt ein breites Angebot zum Ausprobieren des "Theater-Flairs" ein.

 Sein Glanz soll das Publikum auch in der nächsten Saison anlocken: das Theater Trier. TV-Foto: Archiv/Josef Tietzen

Sein Glanz soll das Publikum auch in der nächsten Saison anlocken: das Theater Trier. TV-Foto: Archiv/Josef Tietzen

Trier. "Es ist mal wieder Zeit, mit dem Orchester klassische Stücke zu erarbeiten", sagt Generalmusikdirektor (GMD) Victor Puhl. In der laufenden Spielzeit stand anderes im Mittelpunkt, aber ab dem Herbst 2009 sind bei fast allen Sinfoniekonzerten wieder Mozart, Beethoven, Schubert und - pünktlich zum Jubiläumsjahr - Haydn vertreten.

Bei Mahler will Puhl aber trotzdem bleiben, es soll sich sogar eine Reihe entwickeln. Diesmal gibt es die dritte Sinfonie, unter Mitwirkung des Spee-Chors. Die Moderne ist neben Jost mit Rolf Liebermann, Arvo Pärt und Witold Lutoslawski vertreten. Kapellmeister Valtteri Rauhalammi darf seine finnische Seele in einem großen Sibelius-Abend präsentieren. Und Musikdramaturg Peter Larsen steuert aus dem von ihm gegründeten Carl-Eberwein-Archiv einige Schauspielmusiken zu "Faust" bei, die der Goethe-Freund Eberwein für die ersten Aufführungen komponierte. So stellt die Konzertreihe auch eine Verbindung zum Schwerpunkt im Theaterprogramm her.

Für die Solo-Aufgaben hat Puhl oft junge, aufstrebende Talente an Land gezogen. Dafür, dass der Altersschnitt wieder ins Lot kommt, sorgt Gastdirigent Siegfried Köhler, der auch nach seinem 85. Geburtstag wieder für eine Sternstunde sorgen dürfte.

Die Weltmusik-Reihe, die Victor Puhl besonders am Herzen liegt, wartet mit drei besonderen Leckerbissen auf. Am 29. Oktober erklingt Musik von Michael Nyman, der durch die Soundtracks zu Filmen wie "Der Kontrakt des Zeichners" oder "Das Piano" berühmt wurde, aber auch als Mitbegründer der "Minimal Music" gilt. Am 21. Januar 2010 müssen sich die Philharmoniker als "Latin Lover" mit lateinamerikanischen Klängen beweisen, und am 2. Juni 2010 soll endlich die seit Jahren angekündigte Live-Filmmusik kommen, und zwar zu Charlie Chaplins "Goldrausch".

Dass man auf der Höhe der Zeit ist, soll ein "Fußball-Konzert" zur WM 2010 beweisen. Und natürlich bleiben auch Standards wie Neujahrs- und Uni-Konzert.

Family-Classics wie eine "Harry-Potter-Zauberreise" sollen neues Publikum anlocken, ebenso "Piccolini"-Konzerte für kleine Musikfreunde ab sechs. Das breite, nach Altersstufen gegliederte Angebot für Schulen bleibt erhalten.

Das Programm im Überblick:

1. Sinfoniekonzert: Berlioz, Mozart, Jost, Debussy. Leitung: Victor Puhl, Klavier: Francois Dumont. 10. September 2009.

2. Sinfoniekonzert: Haydn, Sibelius. Leitung: Valtteri Rauhalammi. Bariton-Solo: Heikki Kilpeläinen. 15. Oktober 2009.

3. Sinfoniekonzert: Haydn, Ibert, Mendelssohn. Leitung: Victor Puhl. Querflöte: Wally Hase. 19. November 2009.

4. Sinfoniekonzert: Mahler. Leitung: Victor Puhl. 17. Dezember 2009.

5. Sinfoniekonzert: Rossini, Chopin, Strauss, Schubert. Leitung: Christian Krumpöck, Klavier: Christiane Klonz. 4. Februar 2010.

6. Sinfoniekonzert: Liebermann, Bruch, Pärt, Mozart. Leitung: Victor Puhl. Violine: Matthias Wollong. 4. März 2010.

7. Sinfoniekonzert: Spohr, Eberwein, Beethoven. Dirigent: Siegfried Köhler. 15. April 2010.

8. Sinfoniekonzert: Luto-slawski, Schumann, Berlioz, Strawinsky. Leitung: Victor Puhl. Cello: Henri Demarquette. 20. Mai 2010. Trier.

(DiL) Das unverwüstliche "Weihnachtsmärchen" ist in der kommenden Saison tatsächlich wieder mal ein solches: Die "Bremer Stadtmusikanten" sollen 20 000 Kinderherzen erfreuen. Allerdings, so verspricht das Theater, in einer neuen Bühnenfassung mit frechen Songs. Premiere ist am 26. November. Märchenhaft geht es auch zu, wenn das Musiktheater zur Vorweihnachtszeit ein szenisches Konzert nach Engelbert Humperdincks Oper "Hänsel und Gretel" anbietet. Vier Darsteller, Chor und Orchester wirken mit.

Nicht ganz so märchenhaft geht es in den Jugend-Stücken von Lutz Hübner zu, wie sein Casting-Show-Drama "Creeps" in Trier zeigte. In seinem neuen Stück "Aussetzer" geht es um Schule und Gewalt - ein alptraumhaftes Thema, dem Hübner aber durchaus unterhaltsam zu Leibe rückt. Das Stück soll auf Tour durch die Region gehen.

Weiterhin im Angebot bleiben das Schültertheaterfestival und die vielfältigen "Activity"-Workshops und Schnupper-Möglichkeiten im Rahmen des theaterpädagogischen Programms.

Meinung

Respekt !

Ein guter Spielplan ist die beste Antwort auf alle Diskussionen um die Zukunft des Trierer Theaters. Was Intendant Gerhard Weber, GMD Victor Puhl und ihre engagierten Dramaturgen für die kommende Saison vorgelegt haben, verbindet einen hohen inhaltlichen Anspruch mit dem für ein kleines, ländliches Haus notwendigen Maß an Popularität. Bei aller berechtigten Kritik am unglücklichen Umgang mit den Antikenfestspielen sollte nicht übersehen werden, dass sich das Theater-Angebot in einem guten Zustand befindet. Das Schauspiel hat in der Ära Weber enorm an Profil gewonnen, die Oper liefert nach anfänglichen Problemen eine respektable Produktion nach der anderen und bleibt längst nicht mehr hinter "Kindermann-Standards" zurück. Das Theater inklusive "seinem" Orchester ist inhaltlich und räumlich mobiler geworden, geht auf neue Publikumsschichten zu, klebt nicht an seinem Haus. Und das alles mit einem der kleinsten Budgets für Drei-Sparten-Häuser in der ganzen Republik. Eine Leistung, die Respekt verdient. d.lintz@volksfreund.de