Zusammenarbeit? Non, merci!

LUXEMBURG. Im Großherzogtum hat sich das "Orchestre Philharmonique du Luxembourg" längst etabliert. Jetzt entwickelt es sich zum kulturellen Botschafter des Landes. Aus Trier möchte man Besucher anlocken. Sonst spielt die Region bei den Planungen kaum eine Rolle.

Benedikt Fohr schaut nicht aus wie einer, der unzufrieden ist. Im Oktober 2004 hatte das "Orchestre philharmonique du Luxembourg" (OPL) seine erste USA-Tournee absolviert, sieben Konzerte in New York, an der Ostküste und im mittleren Westen. Ein Riesenerfolg. Das war ein Höhepunkt in der Geschichte des Orchesters und auch einer in der Arbeit des Generaldirektors. Benedikt Fohr, in Freiburg geboren, hat nach dem Studium der Betriebswirtschaftslehre das Freiburger "Ensemble Recherche" betreut, sich dabei ins Orchester-Organisieren eingearbeitet und wechselte dann in die Leitung der Salzburger "Camerata".Motivationschub für das Orchester

Als er im Jahr 2001 nach Luxemburg kam, fand er, der Klangkörper, der 1996 vom luxemburgischen Staat übernommen worden war, benötige einen "Motivationsschub". Benedikt Fohr erarbeitete Konzepte, verpflichtete mit Bramwell Tovey einen neuen Leiter, und außerdem standen die Planer für die neue Philharmonie auf dem Kirchberg schon in den Startlöchern. Auch die Tatsache, dass Tovey Mitte 2006 geht und ein neuer Chefdirigent gefunden werden muss, ist für Fohr kein Grund zum Pessimismus. Warum die USA-Tournee? Genügt es nicht, wenn ein luxemburgisches Orchester im Lande bleibt und redlich musiziert? Benedikt Fohr liefert zwei Argumente für die Auslandspräsenz: Das OPL begibt sich mit Tourneen in eine Konkurrenzsituation. Die kann nur motivieren. Vor allem: Es ist ein Botschafter des Landes, repräsentiert das kleine Luxemburg in der Welt. Das ist natürlich auch ein kulturpolitisches Signal: "Wir müssen einfach unersetzlich werden". Mehr als 80 Konzerte und zwei Opernproduktionen, die Tourneen, zahlreiche CD-Aufnahmen - das sind die drei Säulen der Orchesterarbeit. Ist die Großregion eine vierte Säule? Benedikt Fohr zögert. Natürlich möchte man Publikum aus der Region zum OPL ziehen, zumal Juni 2005 die Philharmonie mit maximal 1500 Plätzen eingeweiht wird - dort fungiert das OPL als "Orchestra in Residence". Selbstverständlich ist man für Kooperationen offen, zum Beispiel für regelmäßige Austauschkonzerte mit Metz, Lüttich, Brüssel und Saarbrücken. Trier spielt dabei allerdings keine sonderlich prominente Rolle. Nach der wenig erfolgreichen Zusammenarbeit bei den Antikenfestspielen nähert sich das OPL dem Kulturleben in der deutschen Nachbarstadt nur sehr vorsichtig. Gemeinsame Auftritte der Orchester von Trier und Luxemburg? Seien künstlerisch problematisch. Konzerte des OPL in Trier? Unter Präsenz in der Großregion habe man nicht gerade einen Auftritt in der Trierer Oper verstanden. Immerhin soll im Kulturjahr 2007 ein gemeinsames Projekt stattfinden, vielleicht mit der Oper "Die Trojaner" von Hector Berlioz. Im Auftragswerk von Krszysztof Penderecki zur Eröffnung der Philharmonie mit einem Auftragswerk von steht dagegen die Europa-Chorakademie aus Mainz auf dem Podium. Und auf die Nachfrage, warum denn keiner der Trierer Chöre mitwirke, klingen bei Benedikt Fohr leise Zweifel an deren Qualität an. Die Pläne? Erweiterung des Orchesters von 95 auf 98 Musiker, Qualitätsverbesserungen, renommierte Gastdirigenten, intensive Probenarbeit, ausgeglichener Konzertkalender, stabile Arbeitsbedingungen, internationale Aufstellung und mindestens eine große Tournee pro Saison - das klingt nach Aufbruch. Für die Trierer Region hat dieses Konzept allerdings einen Schönheitsfehler: Sie kommt darin praktisch nicht vor. Echtes Interesse hat das Luxemburger Orchester nur an den Besuchern aus Eifel und Mosel. Die Trierer Kultur und ihre Politiker stehen vor einer großen Herausforderung.

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