Zuschauer, Zuhörer, Zufühler, Zuriecher, Zuschmecker

Trier · Orientiert an Michael Endes Bestseller "Die unendliche Geschichte" haben Trierer Künstler am Wochenende zu einem Sinnespfad in den großen Saal der Tufa eingeladen.

 Sandra Karl führt als „Königin der Farben“ über den Sinnespfad. TV-Foto: Stefanie Braun

Sandra Karl führt als „Königin der Farben“ über den Sinnespfad. TV-Foto: Stefanie Braun

Trier. Wer kennt sie nicht, "Die unendliche Geschichte" von Michael Ende, mit der kindlichen Kaiserin, Bastian und dem Nichts, welches die Welt zu verschlingen droht? Aber Michael Ende hat seine fantastische Geschichte noch viel weiter gesponnen. So zum Beispiel um Perelin, den Nachtwald, den Monika Wender und andere Trierer Künstler nun als Sinnespfad im großen Saal der Tufa nachempfanden.
Duftsäckchen in Nasenhöhe


Duftsäckchen baumeln von der Decke, genau in Nasenhöhe, Laub knistert unter den Füßen, Klanginstrumente laden zum Ausprobieren ein. Und mehr noch: Die Darsteller rund um Initiatorin Monika Wender fordern dazu auf, die Trommeln zu benutzen, den Sand zwischen den Fingern rieseln zu lassen und zwischen den fragilen Hopfengirlanden hindurchzulaufen.
"Die Idee ist ja: Man soll sich trauen und alles mitmachen", erklärt Wender. "Man soll ganz auf den Moment achten, aber auch seine Fantasie spielen lassen und schauen, was das ausmachen kann." Als hilfreicher Geist führt sie durch die Installation, erklärt, was man darf und wo die Grenzen liegen, und lädt nebenbei zu einer ganz neuen Sinneserfahrung ein: Gemeinsam mit der Luxemburgerin Anné Chérel hat sie zwei Rollstühle organisiert (Anné Chérel ist selbst Rollstuhlfahrerin).
Wer mochte, konnte die Installation im Rollstuhl erfahren - "barrierefreies Fühlen" könnte man es nennen. Auf die Zuschauer der Abendvorstellung im großen Saal der Tufa warteten dann Tanzperformances wie die einer Dreierkombo junger Damen aus Triers italienischer Partnerstadt Ascoli Piceno, eine Choreographie von Tänzerin Gudrun Paulsen, die mit Wahrnehmungen und Sinnestäuschungen spielte, und "The Crew", die mit einer Mischung aus Hip-Hop und Bauchtanz aufwarteten.
Nachmittags, während der Kindervorstellungen, sah man an deren Stelle eine Version des "Feuervogels" mit jugendlichen Tänzern im Alter von neun bis 13 Jahren unter der Leitung von Hannah Ma. Zudem hörte man selbst verfasste Texte und eigens komponierte Musik - und natürlich Auszüge aus Endes Werk.
Als wäre man wieder Kind


"Wir hatten eigentlich nur eine Probe, um alle Teile zusammenzufügen", erzählt Sandra Karl, die in Trier und auch in der Tufa ein wohlbekanntes Gesicht ist. "Doch wir sind alle so professionell, dass wir unsere Parts alleine ausarbeiten und dann nahtlos miteinander kombinieren können."
Die ausgebildete Schauspielerin leitet seit 2009 das Satiricon-Ensemble und stemmte auch bei der Installation in der Tufa einen großen Part. Frei angelehnt an den großen Wüstenlöwen in Michael Endes zeitlosem Meisterwerk gab sie die Königin der Farben und geleitete die Zuschauer ein stückweit durch den Sinnespfad.
Und genau darum geht es: nicht nur Zuschauer sein, sondern auch Zuhörer, Zufühler und sogar Zuriecher. "Man war in einer anderen Welt, fast als wäre man wieder ein Kind", schwärmten Katja Büdinger aus Saarburg und Kerstin Kirch aus Trier, zwei der fast 20 Besucher eines Durchgangs.
"Besonders für Kinder ist das super", sagt Dimitrij Zub, der sich über die großen Augen seiner kleinen Tochter gefreut hat. Nur der Geschmackssinn musste bis zur Premierenfeier warten, zu der Monika Wender zu einem Glas Sekt und einem Stück Pizza einlud.

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