Zwei Klaviere statt eines Orchesters

Die Literatur an Musik für Chor und großes Orchester aus dem 19. Jahrhundert ist überaus vielfältig. Eine Sonderstellung hierbei nimmt ohne Zweifel das Opus 45 von Johannes Brahms, das "Deutsche Requiem" ein.

Berdorf. Bis heute erfreut sich das Requiem besonderer Beliebtheit, ist häufig auf Konzertprogrammen zu finden. Die jüngste Aufführung in der Region fand in der katholischen Pfarrkirche im luxemburgischen Berdorf statt. Ausführende waren die beiden Chöre "Les Amis du Chant - Luxembourg" (Leitung Fränz Theis) und "Ensemble Vocal Berdorf" (Leitung Roby Schiltz), sowie die Solisten Susan Davis-Holmes (Sopran) und Manfred Bittner als Bariton. Man kennt dieses Requiem. Es ist anrührend, verbindet wie kaum ein anderes Werk die Trauer des Todes mit der Gewissheit auf ein besseres Leben danach. Nicht unwesentlichen Anteil an dem Erfolg der Komposition hat der großartige Instrumentalpart, für den Brahms ein großes Sinfonieorchester vorgesehen hat. "Abgespeckte" Fassung klang überzeugend

Kaum bekannt dagegen ist die Tatsache, dass es aus der Brahmsschen Feder auch eine Fassung für zwei Klaviere gibt, die so genannte "Londoner Fassung". Manch einer mag ihr ablehnend gegenüber stehen, kann sich vielleicht nicht vorstellen, dass solch eine "abgespeckte" Version klingen kann. Die Aufführung in Berdorf belegte das Gegenteil. Das Instrumentale Rückgrat bildeten hier die beiden Pianisten Béatrice Rauchs und Zönon Bialas. Natürlich: Das Schwelgen in den satten Streicherklängen, das emotionale Zerfließen in den Bläserpassagen, das gab es in Berdorf nicht. Dafür aber wurden andere Aspekte unter dem Dirigat von Schiltz deutlich. Der Part des Chores erhielt ein ganz anderes Gewicht, die tiefe Bedeutung des Textes bekam einen viel klareren Stellenwert. Neben der Feststellung, dass man hier mit Altbekanntem ganz neue Erfahrungen machen konnte, darf man auch mit Komplimenten für die Ausführenden nicht sparen. Die beiden Chöre hatten sich bestens präpariert, konnten mit großer Expressivität aufwarten. Gerade weil es zwei Laienchöre sind, was sich nicht immer verheimlichen ließ, muss man die Sicherheit, mit der sie ihren äußerst anspruchsvollen Part bewältigten, als rundherum gelungen bezeichnen. Mit Davis-Holmes und Bittner hatte man sich bei den Solisten auf keine Experimente eingelassen. Souverän und mit großen, fast zu großen Stimmen wurden die beiden Profis ihren Aufgaben gerecht. Rauchs und Bialas überzeugten ebenfalls auf der ganzen Linie. Unverständlich blieb, warum man ihre Parts ausgedünnt hatte. Eine zu starke Überlagerung der Solisten oder des Chores war jedenfalls kein Argument dafür.

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