Zwei Seelen, eine Berufung

Wittlich · Anselm Grün wird mit einer Lesung aus seinem Buch "Die hohe Kunst des Älterwerdens" im April das Eifel-Literatur-Festival 2014 eröffnen. Der Benediktinerpater spricht als Autor von über 300 theologisch-psychologischen Ratgeber-Büchern ein Millionenpublikum an. 36 Jahre lang hat er als wirtschaftlicher Leiter der Abtei Münsterschwarzach auch Führungsqualitäten unter Beweis gestellt. Ein Porträt.

 Pater Anselm Grün. Foto: privat

Pater Anselm Grün. Foto: privat

Wittlich. Als eins von sieben Geschwistern wird Wilhelm Grün 1945 in Junkershausen (Franken) in eine Kaufmannsfamilie geboren. Früh übernimmt er Aufgaben im elterlichen Elektrogeschäft. Er entfaltet kaufmännisches Talent, das er aber nicht zum Beruf machen will. Angeregt vom Ministranten-Dienst möchte er Benediktinermönch werden. Er kommt aufs Klosterinternat Münsterschwarzach und tritt nach dem Abitur in die Abtei ein.Eifel literatur-Festival 2014

Nach seinem theologischen Vorbild Anselm von Canterbury nennt er sich nun Anselm. Ab 1965 studiert er Theologie und Philosophie. Später beschäftigt er sich auch mit Psychotherapie nach C. G. Jung und Zen-Meditation. Nach seiner Promotion 1974 will er als Seelsorger oder Missionar arbeiten: "Seelsorge und Therapie haben ja ganz viele Ähnlichkeiten, und auch die Spiritualität muss so beschrieben werden, dass sie nicht den Erkenntnissen der Psychologie widerspricht, sondern sie weiterführt", sagt er. Statt Seelsorger wird er 1977 wirtschaftlicher Leiter der Abtei Münsterschwarzach. Bis zu seinem Ruhestand im Oktober 2013 führt er 300 Mitarbeiter. Sein psychologisches und theologisches Wissen, zum Beispiel um die Regeln Benedikt von Nursias, hilft ihm dabei. Aber er erkennt auch: "Führen gelingt nicht dadurch, dass man einfach ein paar Tricks lernt. Ich führe mit meiner Person, und da kommt es darauf an, dass Vertrauen von ihr ausgeht, weil sie in sich ruht und den Menschen auch etwas zutraut." Parallel zu seinem Amt folgt Pater Anselm doch noch seiner seelsorgerischen Berufung, als geistlicher Berater wie auch Kursleiter und Autor von Ratgeber-Büchern. Über 300 Titel, übersetzt in mehr als 30 Sprachen und in einer Auflage von 16 Millionen Exemplaren, sind es bis heute. Sein neustes Werk heißt "Die hohe Kunst des Älterwerdens".Extra

Lesung von Anselm Grün aus "Die hohe Kunst des Älterwerdens" am Mittwoch, 9. April, im Eventum Wittlich eröffnet das Eifel-Literatur-Festival 2014. Für die Veranstaltung sind bereits alle Karten verkauft. Eine Online-Warteliste ist eingerichtet. Karten für andere Lesungen des Eifel-Literatur-Festivals, auch ein Jahresfestivalticket mit Rabatt und Platzreservierung, gibt es im TV-Service-Center in Trier, unter der TV-Tickethotline 0651/7199-996 sowie im Internet auf www.volksfreund.de/ticketsExtra

... Pater Anselm Grün Ihre Bücher begleitet das Attribut "spirituell". Wen erreichen sie? Pater Anselm: Sie werden auch gelesen von denen, die sich von der Kirche entfernt haben. Ich bin immer wieder erstaunt, wie viele suchende Menschen es gibt. Klar, es gibt auch solche, die sich verschließen. Aber überall da, wo eine gewisse Offenheit ist, wo jemand sucht und sich ansprechen lässt, da erreiche ich die verschiedensten Leute, Gläubige und Ungläubige. Haben Sie ein Buch übers Älterwerden geschrieben, weil Ihnen das Thema von außen nahegebracht wurde oder weil Sie selbst in der Lebensphase sind? Pater Anselm: Beides, in Gesprächen werde ich immer wieder damit konfrontiert. Aber natürlich schreibe ich die Bücher immer für mich selber. Ich überprüfe mich dabei: Stimmt es überhaupt, was ich da schreibe, kann ich das selbst so leben? Und können Sie das in puncto Älterwerden? Pater Anselm: Ich versuche es, aber ob es immer so perfekt gelingt? Meine Geschwister sagen immer, ich soll es mal beherzigen und nicht so viel arbeiten, aber bis jetzt macht mir die Arbeit Spaß. Ich achte auf meine Gefühle - was stimmt nimmer? Ich muss mich nicht beweisen. Wenn es fließt, dann fließt es, wenn nicht, dann setze ich eine Grenze.

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