Zwei-Stunden-Trip ins Herz von Afrika

Trier · Jede Menge Tempo, Akrobatik und Tanz - quer durch einen Kontinent: Bei der Trier-Premiere der multimedialen Zirkusshow "Afrika! Afrika!" gab es am Donnerstagabend nach einem großen Finale Standing Ovations. Die vom TV präsentierte Show gastiert bis Sonntag in der Arena.

Trier. "Afrika! Afrika!" Mit zwei Ausrufezeichen. Als wäre das die universelle Antwort auf alle Fragen, die man sich stellen kann, wenn man den Turbo-Zirkus im Rückblick verarbeiten will. Während der Show geht das nicht, vergessen Sie\'s. Irgendwas ist immer in Bewegung, was das Hier und Jetzt erzwingt. Was Auge, Ohren und Beine so fordert, dass die Reflexion erst mal eine Nummer ziehen muss.
Mal spielt und trommelt sich die exzellente Liveband am Bühnenrand mit ihren drei westafrikanischen Percussionisten in den Vordergrund. Mal lockt die 140-Quadratmeter-Leinwand mit eindrucksvollen Bildern aus Mali oder Südafrika. Und immer wieder sorgen Tänzer und Akrobaten für offene Münder. Aus 14 afrikanischen Ländern stammen die Künstler. Einige kommen zudem aus der "Diaspora", wie die spektakulären New Yorker Show-Basketballer von Acrodunk.
Was ist Afrika? Die Show will keine Antworten vorgeben. Sie springt mit Verve und Leidenschaft durch die Länder und Tanzstile, kombiniert das, was gefällt. Sprühende Lebensfreude, Bewegung, Begeisterung, Rhythmus, Talent. Ist das Afrika? Jede Antwort auf die Frage ist zum Klischee verflucht. So erklären die 120 Minuten keinen Kontinent und machen auch nicht schlauer. Aber sie machen Spaß.
Man ist auch ziemlich nah dran: Die Arena ist auf 2000 Sitzplätze verkleinert. Ausverkauft war und ist aber keine der sechs Trierer Aufführungen. Und selbst aus der Nähe lässt sich manches Phänomen nicht erklären. Etwa das Talent von Waterman Dickson Oppong. Der Ghanaer ist einer der wenigen Künstler, die bereits bei der ersten Inszenierung von "Afrika! Afrika!" von 2005 bis 2009 dabei waren. Über drei Millionen Besucher hatten die Show damals gesehen. Die Neuauflage tourt seit vergangenem Oktober und noch bis April durch Deutschland und Österreich. Dass Oppong gleichzeitig acht oder mehr Schüsseln balancieren kann? Geschenkt! Man mag sich vorstellen, dass man das mit viel Arbeit und mehr Talent lernen kann. Wie schafft er es aber, quasi auf Knopfdruck literweise Wasserfontänen aus dem Körper zu pumpen? Und wie bringt Schlangenfrau Helene Sano so spielerisch Po und Hinterkopf zusammen? Und kann einen das große Finale mit allen 77 Künstlern auf und vor der Bühne komplett kaltlassen? Da hatte das Trierer Publikum eine Antwort: Nein. Am Ende gab\'s Standing Ovations.
Weitere Aufführungen: Samstag, 15 und 20 Uhr. Sonntag, 14.30 und 19 Uhr.

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