Zwischen Anmut und Zerreißprobe: Beethoven mit vollem Risiko

Trier · In der Reihe "Festliche Kammerkonzerte" ist das Philharmonia Quartett Berlin bei der Kammermusikalischen Vereinigung Trier im Kurfürstlichen Palais zu Gast gewesen. Auf dem Programm standen Streichquartette von Ludwig van Beethoven.

Trier. Kammermusik sei wie eine Unterhaltung zwischen vernünftigen Leuten, erkannte Kammermusik-Liebhaber Johann Wolfgang von Goethe. Wie viel Sprengstoff solche musikalischen Gespräche haben können, war einmal mehr eindrucksvoll in Trier zu erfahren: Beethoven mit vollem Risiko spielte dort das Philharmonia Quartett Berlin und bescherte damit seinen Zuhörern einen faszinierenden Abend.
Beethoven bleibt immer für Überraschungen gut und letzte Worte sind über ihn schon gar nicht gesprochen, wie man auch in Trier hörte. Spannung bis zum Zerreißen war angesagt im hochexplosiven Streichquartett in f-Moll, opus 95. Kraftvoll, rhythmisch prägnant und mit einer nahezu schockierenden Kompromisslosigkeit und Dringlichkeit vergegenwärtigten die vier Streicher das musikalische Bild von Trauer, Wut und Düsternis.
Ausdrucksvoll und flexibel



Da wurden die Streicher gleichermaßen zu Trommlern von Kriegsgeschrei wie zu Boten kriegerischen Elends, in dem die zaghaften melodischen Einwände der Violine keine Chance hatten. Die vier Streicher des Berliner Quartetts - allesamt Mitglieder der Berliner Philharmoniker — sind durch und durch Musikanten, streitbar, jeder für sich ausdrucksvoll und doch flexibel genug, sich zurückzunehmen und dem Ganzen einzufügen.
Ihre Lust am Spiel ist faszinierend, ihr Zugriff beherzt. Bisweilen eine Spur zu beherzt. Beethovens letztes Streichquartett in F-Dur, opus 135, mit seiner seltsam befremdlichen Struktur, seinen gellenden Schreien und seiner schicksalsergebenen Heiterkeit, die einen dennoch nicht froh macht, hätte man sich zuweilen leiser und subtiler gewünscht.
Zu welch dichtem, fast schon sinfonischem Musizieren das Quartett in der Lage ist, wurde zum Schluss im Streichquartett in F-Dur, opus 18 Nr. 1, des Komponisten deutlich. Als intimen aber facettenreichen Kosmos voll Klangsinnlichkeit, Wärme und Anmut präsentierten die Musiker das frühe Werk, dabei mit jener Muskelkraft, wie sie dem späteren Beethoven eigen ist. Eingeleitet wurde der Abend von zwei Streicherensembles des Angela-Merici-Gymnasiums, mit denen die Berliner Musiker zuvor in einer Art Workshop gearbeitet hatten. Die annähernd 150 Zuhörer waren begeistert. er
Extra

Die nächsten Konzerte: Mittwoch, 19. Februar, 20 Uhr, Kurfürstliches Palais, Trier: Trio 37 mit Musik für Klavier, Flöte und Fagott. Mittwoch, 12. März, 20 Uhr, Kurfürstliches Palais, Trier: Mariani Klavierquartett mit Werken für Klavier, Violine, Viola und Violoncello. red Karten: TV-Service-Centern Trier, TV-Tickethotline 0651/7199-996, und auf www.volksfreund.de/tickets

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