Zwischen Bürgern und Aristokraten

Luxemburg · Als sich der Verwaltungsrat der Solistes Européens vor zwei Jahren von Gründer und Dirigent Jack Martin Händler trennte, war die Zukunft des Ensembles alles andere als gewiss. Mittlerweile hat Chefdirigent Christoph König ein neues künstlerisches Profil erarbeitet.

 Bringt sein Instrument demnächst in ungewöhnlichen Besetzungen ein: Trompeter Philipp Schartz. Foto: privat

Bringt sein Instrument demnächst in ungewöhnlichen Besetzungen ein: Trompeter Philipp Schartz. Foto: privat

Luxemburg. Die Solistes Européens Luxembourg (SEL) gehen optimistisch in die neue Spielzeit. Eine "évolution tranquille", eine sanfte Evolution, reklamiert Verwaltungsratschef Eugène Prim für das Ensemble, und Chefdirigent Christoph König umschreibt sein Konzept mit der leicht martialischen Formel "eher experimentieren als in Stein meißeln".
Im Saisonprogramm 2012/13 jedenfalls spiegelt sich ein profilstarkes Konzept, das auch die Existenz der Solistes im Luxemburger Musikleben künstlerisch absichern dürfte.
König hat dabei Experimente nicht gescheut. Eine Sinfonie von Michael (nicht Joseph) Haydn neben einer Uraufführung, ein Schumann-Programm mit Pianistin Elisabeth Leonskaja, Star-Cellist Mischa Maisky mit Schostakowitsch in einem "Concert surprise" mit zwei weiteren Überraschungswerken, Pianist Cyprien Katsaris unter dem fast hymnischen Titel "Légen des luxembourgeoises" und schließlich die Schauspielmusiken von Jean-Baptiste Lully und Richard Strauss zu Molières "Bourgeois Gentilhomme" - langweilig wird es in den acht Abo-Konzerten ganz bestimmt nicht. Außerdem feiern die Solistes das 25-Jahre-Jubiläum des Trier-Luxemburger Wagner-Verbands mit und begeben sich dabei aufs Neuland der Wagnermusik.
Ungewohnte Perspektiven


Die vier "Camerata"-Konzerte sind ganz auf die Trompete zugeschnitten. Solotrompeter Philipp Schartz, in Luxemburg geboren und derzeit in Großbritannien aktiv, präsentiert sein Instrument aus ungewohnter Perspektive. In den Besetzungen Trompete/Klavier, Trompete/Klavier/Streichquartett und Trompete/Posaune/Horn begibt sich die Trompete vom monarchisch-militärischen Terrain geradewegs in die Intimität der Kammermusik. Elena Finks Sopran dürfte sogar der beliebt-problematischen Verbindung Trompete/Orgel im dritten Konzert ein Stück solcher Intimität mitgeben.
Schließlich bleiben die "Solistes" auch außerhalb der Philharmonie aktiv. Sopranistin Zoe Nicolaidou und das Vlach Quartett (aus Mitgliedern der SEL), aber auch das komplette SEL-Ensemble sind insgesamt dreimal bei den diesjährigen Festspielen in Echternach präsent.
Im Juli reisen die Luxemburger nach Norden zu zwei Konzerten des Schleswig-Holstein-Festivals, und im April des kommenden Jahres wird das Ensemble mit Pianist Cyprien Katsaris in der Kölner Philharmonie auftreten.
Kooperation statt Fusion


Die Publikumsresonanz in der auslaufenden Spielzeit war nach Angabe von Eugène Prim "größer als erwartet". Jedes der acht Abo-Konzerte verzeichnete durchschnittlich 1000 Besucher, hinzu kommen jeweils 300 Besucher in den vier ausverkauften Kammerkonzerten.
Interesse an einem Zusammenschluss mit Philharmonie oder Orchestre Philharmonique haben die Solistes nicht. Prim: "Wir wollen kooperieren, aber nicht fusionieren."

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