Zwischen Dichtung und Wahrheit

Trier · Die Galerie Palais Walderdorff präsentiert derzeit eine sehr interessante Malerin: Die aus Russland stammende und in Düsseldorf lebende Malerin Marina Sailer. Noch bis Samstag, 22. Juni, sind ihre Bilder zu sehen.

 Marina Sailer vor einem ihrer Gemälde. TV-Foto: Eva-Maria Reuther

Marina Sailer vor einem ihrer Gemälde. TV-Foto: Eva-Maria Reuther

Trier. In ihren Bildern verbinden sich Poesie, Erinnerung und zuweilen Grauen. Marina Sailer erzählt farbmächtig und voller Sinnlichkeit fantastische Geschichten. Als Mischung aus Welterfahrung, Traumvorstellung und einer Fülle von Symbolen entführen die Bilder der aus Russland stammenden Künstlerin, die heute in Düsseldorf lebt, den Betrachter in die Welt der Märchen und in von Erinnerungsstücken überladene Innenräume aus früheren Zeiten und Romanen vergangener Jahrhunderte.
In Weißrussland geboren


Tatsächlich ist Marina Sailer eine große Literaturliebhaberin. In ihren Bildern nehmen auch diese Eindrücke Gestalt an. Sailers erzählfreudige Kunst mag allerdings auch etwas mit ihrer Herkunft zu tun haben. Die Künstlerin ist in Witbesk geboren, jener traditionsreichen Stadt in Weißrussland, aus der auch Marc Chagall stammt.
Marina Sailer studierte zunächst Modedesign in Witbesk, bevor sie nach Moskau zog, um dann ein Jahr später an die Kunstakademien in Karlsruhe und Düsseldorf zu wechseln. Ganz sicher steht Marina Sailer in der langen Tradition der russischen Erzähler. Allerdings wirkt wohl im Hang der Künstlerin zum Stofflichen und Dekorativen, bis hin zur Anmutung von Kitsch, auch ihre Ausbildung als Modedesignerin fort. "Auf eine gewisse Art liebe ich den Kitsch", gesteht die Malerin.
Nicht zuletzt spiegelt sich darin - nicht allein für die Künstlerin - die menschliche Sehnsucht nach einer heilen Welt. Marina Sailers Bilder sind dennoch nicht kitschig. Sie hat gleichermaßen einen Sinn für das Verstörende wie für die ironische Brechung. Wer es sich arglos vor diesen Bildern gemütlich gemacht hatte, den schrecken sogleich die unheimlichen Raben auf, die unheilverkündend durch den Salon flattern, als wäre es eine Erzählung von Edgar Allen Poe (übrigens auch ein Lieblingsautor der Malerin).
Als ebenso anrührende wie komische Gestalt steht dagegen Sailers Mops im Bild, sozusagen das lebendige Requisit der komfortablen Betulichkeit eines opulent dekorierten Wohnzimmers. Besonders stimmungsvoll sind Sailers Kinderbilder, deren Personal mit dem Rücken zum Betrachter zuweilen ins ferne Land der Kindheit blickt. Was für eine gute Landschaftsmalerin und Lichtregisseurin die Malerin ist, wird eindrucksvoll in einem winzigen Bild deutlich, das leider etwas abseits im ersten Stock der Galerie hängt. Auf keinen Fall verpassen. er
Bis Samstag, 22. Juni. Dienstag bis Samstag 11-13 Uhr. Dienstag, Donnerstag und Freitag 14-17 Uhr. Weitere Informationen unter www.gb-kunst.de.

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