Zwischen Märchen und Moderne

Malberg · Erstmals in der 20-jährigen Geschichte der Konzer Konzertreihe ist Schloss Malberg als Gastspielort eingebunden. In einer traumschönen Kulisse gelingt ein außergewöhnlicher Abend.

 Slawische Tänze von Antonin Dvor{breve}ák vierhändig und virtuos: Maria und Angelika Bolla begeisterten die Zuhörer. TV-Foto: Vladi Nowakowski

Slawische Tänze von Antonin Dvor{breve}ák vierhändig und virtuos: Maria und Angelika Bolla begeisterten die Zuhörer. TV-Foto: Vladi Nowakowski

Malberg. Immer noch wird renoviert - der Weg zum Musikzimmer des vor genau 300 Jahren erbauten "Neuem Haus" des Schlosses führt durch eine Baustelle. Hingegen ist das, was der Abend in der Belétage zu bieten hat, perfekt. Kultur im Malberger Schloss ist eine feste Institution, und seit diesem Jahr um ein Ereignis reicher: Paul Trein, künstlerischer Leiter der Konzer Sommerakademie, und der Förderverein des Malberger Schlosses mit seinem Vorsitzenden Bernhard Gies, haben sich auf ein Experiment geeinigt. Zum ersten Mal treten internationale Teilnehmer der Akademie, die die Weiterbildung junger und begabter Musiker zum Ziel hat, in der märchenhaften Kulisse der Malberger Belétage auf.
In einem Raum, der Geschichte atmet, ist Klaviermusik von Beethoven, Chopin, Dvor{breve}ák und weiteren Komponisten schon ein besonderes Erlebnis an sich. Doch wirklich spannend wird es dank der persönlichen Interpretation der Kompositionen. Denn ein jeder der insgesamt sieben Musiker des Abends lässt seine eigene Handschrift einfließen. Beethoven, wie ihn Anthony Newton aus New York begreift und spielt, hat so gar nichts mehr von klassischer Steife, sondern klingt modern und abstrakt. Später stößt der Stummelflügel in der Belétage auch schon mal an seine Grenzen: Oxana Grebneva aus Russland hat mit den viel zu zahmen und oft etwas wehleidigen Interpretationen der Werke von Frédéric Chopin ganz und gar nichts am Hut: Die Dynamik, die Chopins "Nocturne" nun einmal hat, ist oft vergessen - Grebneva nimmt keine Rücksicht auf eingefahrene Hörgewohnheiten und lässt den zu seiner Zeit revolutionären Komponisten in seiner überwältigenden Klangvielfalt auferstehen.
Lisandro Garlace aus Argentinien spielt Bach, der US-Amerikaner Newton spielt Beethoven. Die Bolla-Schwestern aus Athen bieten vierhändig und begeisternd virtuos die Slawischen Tänze des Tschechen Dvor{breve}ák, eine Russin widmet sich den Kompositionen des in Polen geborenen Chopin - der Däne Jon Hess an der Violine und der Argentinier Orlando Millaà am Klavier zelebrieren den wunderschönen Abschluss des Abends mit einer Violinsonate des spanischen Komponisten Joaquin Turina.
Es ist insgesamt ein Abend wie aus dem Bilderbuch eines klassischen Konzertes und überdies so völkerverbindend, wie es sich die Sommerakademie Konz in ihre Statuten geschrieben hat. now
Extra

Weitere Veranstaltungen: Sonntag, 14. September, 10 bis 18 Uhr, rund um\\'s Schloss: Tag des Offenen Denkmals. Im Anschluss, ab 19 Uhr, Gemeindehalle Malberg, im Rahmen des Tags des Offenen Denkmals - Troaterbattien: Euro-Medley mit Videoprojektion von Georges Calteux aus Luxemburg. Samstag, 20. September, 17 Uhr, Belétage: Lieben Sie Brahms? Georg Mais als Sprecher, Sergej Markin am Klavier. Freitag, 3. Oktober, 19 Uhr, Schlosskapelle: Brassband Blechlawine aus Hessen, Schirmherr ist Rainer Wirtz. Mittwoch, 31. Dezember, 20 Uhr, Erdgeschoss-Salon: Silvester-Dinner mit nächtlichem Feuerwerk mit dem Kabarettisten Hubert vom Venn. now

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