Zwischen Orchester-Macht und subtiler Kammermusik

Luxemburg · Mal stark, mal subtil: Im Oktober-programm der Luxemburger Philharmonie lassen sich unschwer die Akzente Orchester und Kammermusik ausmachen. Wobei nicht nur die Kammermusik mit seltenen Kostbarkeiten glänzt; auch manche Orchesterprogramme beweisen erstaunlichen Mut.

Luxemburg. Selten hat sich ein klassisches Monatsprogramm in der Philharmonie so auf Extreme konzentriert. Wer die Klangfülle schätzt, wird dabei ebenso bedient wie die Liebhaber des Feinen und Leisen.
In der ersten Oktoberwoche liefert das Ensemble L'Arpeggiata unter Christina Pluhar und mit Sopranistin Nuria Rial eine "Improvisation on Henry Purcell" - des großen Komponisten der Theatermusiken Ende des 17. Jahrhunderts. Wobei dem Titel abzulesen ist: Man spielt nicht brav vorgegebene Noten ab, sondern lässt sich dazu einiges einfallen. Die Musik von Purcell wird auch zur Musik über Purcell (6. Oktober).
Tags darauf tun sich zwei musikalische Größen zusammen. Mezzosopranistin Magdalena Kozena und Pianistin Mitsuko Uchida versprechen Liedgesang mit kaum bekannten Kostbarkeiten: die Maria-Stuart-Lieder aus Schumanns letzten Lebensjahren, dazu Mörike-Vertonungen von Hugo Wolf, Dvoráks "Chants d'amour" und Arnold Schönbergs "Brettl-Lieder" (7. Oktober). Als "Rising Stars" erscheint diesmal das Trio Catch mit der reizvollen Programmkombination von Brahms, Bernhard Lang, John Bull und Helmut Lachenmann (8. Oktober). Krystian Zimerman wird das Klavierpublikum mit Schubert und Brahms beglücken (26. Oktober). Und auch das Konzert von Bariton Christian Gerhaher mit dem Freiburger Barockorchester und einem Mozart-Programm gehört trotz einiger sinfonischer Exkurse zu solch reizvoller Kammermusik (23. Oktober).
Auch das Orchester-Angebot ist höchst anspruchsvoll. Das London Symphony Orchestra, Dirigent Valery Gergiev und Pianist Yefin Bronfman kommen mit einem reinen Bartók-Programm (16. Oktober). Zwei Tage später erscheint das Cleveland Orchestra unter Franz Welser-Möst auf dem Kirchberg und hat nicht nur die etwas plakative "Alpensinfonie" von Richard Strauss im Gepäck, sondern auch Olivier Messiaens Großwerk "Chronochromie" von 1959/60 mit ihrer Verklammerung von Zeit- und Klangfarbenwerten (16. Oktober). Im zweiten Monatsdrittel laden Chefdirigent Gustavo Gimeno, Violinsolistin Isabelle Faust und das Orchestre Philharmonique (OPL) ein zum "Grand rendez-vous" - diesmal mit Beethovens Violinkonzert und anschließend Strawinsky und Schumann (22. Oktober). Schließlich sind auch das Orchestre de Chambre unter David Reiland und der in Trier wohlbekannte Geiger Lyonel Schmit dabei und bringen Schostakowitsch und Bartók mit (11. Oktober). Und ganz abgesehen vom umfangreichen Kinder- und Jugendprogramm - Diana Krall (12. Oktober) oder Trommler Mohammad Reza Mortazavi (26. Oktober) sind etwa für alle Musikfreunde, denen Klassik nicht sonderlich liegt. mö

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