Zwischen Wolgastrand und Alpenland

Trier · Volkstümliche Musik hat es heutzutage schwer. Vor 20 Jahren noch war sie ständig präsent im Fernsehen, Marianne und Michael füllten bei ihrer Tournee die größten Hallen. Am Sonntag kamen zur alpenländischen Weihnacht nur gut 600 Besucher in die Europahalle.

Trier. "Das neue Traumpaar der Volksmusik", so kündigt das Plakat am Eingang der Europahalle Belsy und Florian an. Dabei stehen mit ihnen zwei andere Duos auf der Bühne, die ebenfalls lange als Traumpaare galten. Zum einen sind das Stefanie Hertel und Stefan Mross, die vor wenigen Monaten bekanntgegeben haben, dass sie kein Paar mehr sind - zumindest nicht privat. Zum anderen die Gastgeber Marianne und Michael, denen das ZDF in diesem Jahr mit der Weihnachtsgala auch die letzte Show aus dem Programm gestrichen hat. Die Zeit, als die beiden mit den "Lustigen Musikanten" durch die größten deutschen Hallen tourten, ist vorbei. Heute reicht es nur noch für 600 Besucher in der Europahalle.
Klassiker und neue Titel


Die sind gekommen, um eine alpenländische Weihnacht zu erleben, weihnachtlich allerdings wird es erst im zweiten Teil. Vorher singen alle ihre bekannten oder neuen Titel. Belsy - die in Indien geborene und bei Adoptiveltern aufgewachsene Südtirolerin - präsentiert mit ihrem Gesangs- und Herzenspartner Florian "I hab di gern", das Siegerlied des letzten Grand Prix der Volksmusik, des allerletzten, denn auch diese Reihe wurde eingestellt.
Stefanie Hertel hat auch ihren Vater Eberhard mitgebracht, in der DDR bekannt und beliebt, obwohl er nie eine eigene Schallplatte veröffentlicht hat. Er ist einer, der noch für die echte Volksmusik steht. Davon gibt es aber nur eine kleine Kostprobe mit einigen Jodlern, ansonsten dominiert der volkstümliche Schlager.
Nicht gerade alpenländisch, aber absolut beeindruckend ist Ronny Weiland, der thüringische Steinmetzmeister, der gerade seine erste CD veröffentlicht hat. "Russische Seele" heißt sie, und Weiland singt mit kräftiger Bass-Stimme das Wolgalied, ganz wie sein Vorbild Ivan Rebroff.
Vom Wolgastrand geht es dann wieder zur "Weihnacht im Alpenland" mit Belsy und Florian. Keine Frage, die beiden singen nette Lieder, und Florian kann auch mit der Harmonika für Stimmung sorgen. Doch die volkstümliche Musik wieder aus ihrer Krise zu holen, das wird auch ein Traumpaar allein nicht schaffen.Extra

Belsy & Florian: Belsy Demetz (26) ist in Wolkenstein in Gröden (Südtirol) aufgewachsen. Den Grand Prix der Volksmusik hat sie gleich zweimal gewonnen: zuerst 2006 im Duett mit Rudy Giovannini, dann 2010 mit dem Titel "I hab di gern" und ihrem Gesangspartner Florian Fesl (23), mit dem die in Indien geborene Sängerin auch privat liiert ist. www.belsy-und-florian.deRonny Weiland (36) hat erst nach seiner Ausbildung zum Steinmetzmeister Gesangsunterricht an der Musikhochschule genommen. Vorbild des Mannes mit der tiefen Bass-Stimme ist Ivan Rebroff. Nach dessen Tod 2008 gab er mit Rebroffs Ensemble Gedenkkonzerte. Weilands erstes eigenes Album "Russische Seele" ist am 25. November erschienen. www.ronny-weiland.de

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