Kunstaktion "Landgang": Studenten verwandeln sich in neue Wesen

Trier · Eine Verwandlung in Etappen haben 50 Studenten aus sechs Nationen auf einer Flusskreuzfahrt von Schengen nach Trier vollzogen - Teil der „Tour de Mélodie“, die drei Jahre nach dem luxemburgischen Kulturhauptstadtjahr die Großregion wieder neu verbindet.

Kunstaktion "Landgang": Studenten verwandeln sich in neue Wesen
Foto: Cordula Fischer

(cofi) Gemächlich schippert das Postschiff Telegraaf IV über die Mosel. Musik klingt von ihm durch das Flusstal. Wichtige „Korrespondenz“ transportiert das historische Schiff. Seine Ladung besteht aus einer Melodie, die es von Schengen aus nach Trier bringt. Über Grenzen hinweg. Gespielt wird das eigens dafür komponierte Lied von vier Bands auf der Tour de Mélodie, die 25 Jahre nach Unterzeichnung der Schengener Verträge durch die Großregion führt.

In Wormeldange, Grevenmacher und Igel macht die Telegraaf IV Station, nimmt neue Passagiere und immer neue Musiker auf. Und die 50 Studenten, die mit an Bord sind, gehen an Land, vollziehen schrittweise eine Verwandlung in andere Wesen. Bogdan Nowak, Pantomimekünstler aus Polen, wartet am Ufer und trägt ihnen ihre Masken auf

So gewandelt schippern sie weiter Richtung Trier. Ihre Metamorphose schließen sie dort bei ihrem letzten Landgang komplett ab.
„Wir sind alle aus dem gleichen Lehm, nur die Gussformen sind anders“, sagt Anna Bulanda-Pantalacci. Die Trierer Fachhochschule-Professorin ist künstlerische Leiterin der Fluxus-Aktion „Landgang“, die kein stimmigeres Bild für das Schwinden von Grenzen, das Schaffen von Verbindungen, für Miteinander und Zugehörigkeit ohne den Verlust von Eigenständigkeit hätte finden können.

Alle aus der gleichen Erde, alle unter der selben Sonne, unter der unterschiedlichen Schale, hinter den Fassaden aus Lehm, die nach und nach Risse bekommen, bröckeln, stecken Menschen, die sich trotz unterschiedlicher Sprachen und Herkunft ähnlicher sind, als es von außen den Anschein hat. Worte bedarf es nicht. Am Zurlaubener Ufer setzt sich langsam und schweigend der Zug aus Fabelwesen in ihren Porzellanhüllen in Bewegung. Fremd wirken sie inmitten von Touristen, Radfahrern und Ausflüglern.

Doch auf den zweiten Blick können Betrachter Ähnlichkeiten entdecken. „Ein tolles Experiment“, findet Melanie Destrouelle (24). „So eine Performance lässt einen selbst sich anders erkennen.„ Und tatsächlich mussten die Studenten auch innere Grenzen überwinden lernen. „Sich nur mit Körpersprache zu artikulieren, war anfangs für alle schwer“, sagt Anna Bulanda Pantalacci. „Aber wir müssen Grenzen überschreiten, auch im eigenen verhalten, um uns selbst zu erfahren.

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