Gesundheit Notaufnahmen sollen künftig nur noch echte Notfälle behandeln

Trier · Die Politik will die Kliniken entlasten. Viele Patienten gehen wegen „Rücken“ direkt ins Krankenhaus.

34 000 Patienten werden jedes Jahr in der Notaufnahme des Trierer Brüderkrankenhauses behandelt. Nicht viel weniger sind es im Mutterhaus. Auf rund 60 000 Patienten kommen die Notaufnahmen der beiden Kliniken allein in Trier. Lange Wartezeiten sind keine Seltenheit. Derzeit kommen aufgrund der immer noch grassierenden Grippe die meisten Notaufnahmen in der Region an ihre Kapazitätsgrenzen. Die Reihenfolge der Behandlung richtet sich danach, wie schwerwiegend der Notfall ist. Zunächst werden schwer- oder lebensbedrohlich verletzte Patienten behandelt.

Doch nicht jeder, der in die Notaufnahme geht, ist ein echter Notfall. Laut einer Studie der Techniker Krankenkasse (TK) hätten 40 Prozent der dort behandelten Patienten auch zu niedergelassenen Ärzten gehen können, etwa weil sie chronische Rückenschmerzen haben. Laut einer Studie der Krankenkasse DAK gehen immer mehr Patienten mit ihren Rückenbeschwerden direkt ins Krankenhaus. Seit 2007 habe die Zahl der stationären Behandlungen um 80 Prozent zugenommen. Fast die Hälfte der Betroffenen habe sich als Notfall aufnehmen lassen. Notfallpatienten könnten ihre gesundheitlichen Probleme selten selbst richtig einschätzen, sagt Cornelia Benzing von der TK Rheinland-Pfalz. In der Regel wird aber kein Patient in einer Notaufnahme abgewiesen. Das führt zwangsläufig zu einer Überlastung.

Daher sollen künftig niedergelassene und Klinik-Ärzte zusammenarbeiten. In sogenannten Portalpraxen sollen Patienten, die eigenständig und ohne Einweisung in die Notaufnahme kommen, rund um die Uhr zunächst von niedergelassenen Ärzten untersucht werden. Diese sollen dann entscheiden, ob der Patient ein echter Notfall ist und in der Klinik behandelt werden muss oder ob es ausreicht, dass er zu seinem Hausarzt oder zu einem Facharzt geht. Der Bundesrat wird in der kommenden Woche über eine entsprechende Gesetzesinitiative beraten.

Die rheinland-pfälzische Gesundheitsministerin Sabine Bätzing-Lichtenthäler (SPD) begrüßt die Initiative. Die in vielen Kliniken bereits bestehenden, von den Krankenhäusern unabhängigen Bereitschaftsdienstzentralen, in denen niedergelassene Ärzte außerhalb der Praxisöffnungszeiten Patienten behandelten, müssten besser mit den Notaufnahmen verknüpft werden, sagte sie unserer Zeitung. Patienten, bei denen keine stationäre Behandlung nötig sei, sollten von den Ärzten in der Bereitschaftsdienstzentrale behandelt werden. „Die Krankenhausärzte könnten sich dann ganz auf die Versorgung  der Patienten mit lebensbedrohlichen Verletzungen oder Erkrankungen konzentrieren.“

Bei den derzeit überfüllten Notaufnahmen sei eine gezielte Steuerung der Patienten dringend erforderlich, sagt Günther Matheis, Präsident der Landesärztekammer. Er schlägt vor, dass es in jeder Notaufnahme einen gemeinsamen Tresen bei der Patientenannahme gibt, wo entschieden werde, wie der Patient behandelt werden müsse. Auch die TK fordert, dass die niedergelassenen Ärzte und Krankenhäuser bei der Notfallversorgung enger zusammenarbeiten.

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