Pandemie Landräte fordern Umdenken in der Corona-Politik - Was dahinter steckt

Bitburg/Trier · Warum der Landrat des Eifelkreises Joachim Streit die Inzidenzen künftig nach Haushalten bemessen sehen will und wie sein Amtskollege aus Trier-Saarburg Günther Schartz mehr Alltag für machbar hält.

Landräte fordern Umdenken in der Corona-Politik - Was dahinter steckt
Foto: Rudolf Höser

Ein Landrat, ein Ex-Landrat und ein Bald-Ex-Landrat in der Region kritisieren in der Corona-Krise das Festhalten an alten Inzidenzregeln. Joachim Streit, Landrat des Eifelkreises Bitburg-Prüm und künftig Fraktionschef der Freien Wähler im Mainzer Landtag, forderte neue Berechnungen. In einem Schreiben an das rheinland-pfälzische Gesundheitsministerium schlägt Streit vor, die Schwellenwerte nach Haushalten und nicht nach einzelnen Infizierten zu bemessen. „Durch die Mutation sind nun in der Regel alle Mitglieder des Hausstandes infiziert. Dies führt zu dem besonderen Ansteigen der Inzidenzwerte. Zum Teil haben wir auch Großfamilien im Eifelkreis mit bis zu 14 Infizierten“, so Streit in dem Schreiben, das unserer Zeitung vorliegt. Er rechnet darin vor, dass im Eifelkreis 102 Menschen infiziert gewesen seien, aber nur 68 Hausstände. „Mit der Betrachtung der Inzidenzwerte und der daran gekoppelten Bremsen sollte ein Aufwachsen in der Fläche verhindert werden. Wenn der Aufwuchs aber in den Hausständen stattfindet, taugen die alten Grenzwerte nichts.“ Das Land verteidigt das bundesweit einheitliche Vorgehen, das sich an Vorgaben des Robert Koch-Instituts orientiere und das Infektionsgeschehen besser abbilde. Jeder Infizierte habe eigene Kontakte zu anderen Menschen und ein „individuelles Risiko“, schwer zu erkranken. Streit kritisierte das Land zugleich dafür, bei Inzidenzen über 100 auf Ausgangssperren zu pochen. „Da wird mit Kanonen auf Spatzen geschossen. Bürger können dann ja abends nicht mal mehr allein spazieren gehen.“ Sinnvoller sei es, eher Kontakte zu begrenzen, bevor eine Ausgangssperre verhängt werde.