TV-Serie: Was machen Sie so in Zeiten von Corona? - Teil 2 Eigentlich wäre sie jetzt am College: Wie eine 25-jährige Triererin die Corona-Krise erlebt

Trier · In der Reihe „Was machen Sie so in Zeiten von Corona?“ geht’s heute um die Triererin Leonie Edringer, die plötzlich wieder bei ihren Eltern im Kinderzimmer eingezogen ist, obwohl sie doch tausende Kilometer von Deutschland entfernt ganz andere Dinge geplant hatte.

 Leonie Edringer im Trikot ihres New Yorker Collegeteams.  Foto: Privat

Leonie Edringer im Trikot ihres New Yorker Collegeteams. Foto: Privat

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Eigentlich. Vielleicht ist es der Begriff dieser Tage. Sport, Kultur, Familie, Wirtschaft – überall ist er zu vernehmen: Eigentlich hätte dies, eigentlich hätte das, eigentlich hätte jenes stattfinden sollen ... wird es aber nicht, Corona wegen.

Eigentlich sollten diese Tage auch für Leonie Edringer ganz anders laufen. Eigentlich hätte sie jetzt die wohl größten Duelle ihrer jungen Basketballkarriere spielen sollen. Eigentlich hätte sie aktuell auch manches an ihrer New Yorker Uni zu regeln gehabt. Und eigentlich hätte sie vor zwei Wochen auch nicht in diese picke-packe-volle Maschine am gespenstisch leeren John F. Kennedy Airport steigen sollen. Der letzte Linienflieger, wie sie ihr dort sagten, der regulär von New York aus nach Deutschland abhob, und in dem die Stimmung trotz Corona doch so ausgelassen war. Auch das mit den kuriosen Nachtschichten, die sie nun am Laptop in ihrem alten Trierer Kinderzimmer absolvieren muss, nein, auch das hatte die junge Frau so eigentlich nicht geplant ...

Leonie Edringer: 25 Jahre alt, geboren und aufgewachsen in Trier, 2015 Abitur am Max-Planck-Gymnasium, seit ihrer Jugend passionierte Basketballerin. Nach ersten Schritten beim TVG Trier in der Landesliga ging’s schnurstracks nach oben: Regionalliga mit der MJC Trier, Nachwuchs-Bundesliga mit der Spielgemeinschaft Trier/Saarlouis, dann Damen-Bundesliga mit den Saarlouis Royals. Außerdem Einsätze in der Jugend-Nationalmannschaft.

Im Sommer 2015 dann der große Schritt rüber in die USA. Edringer entschied sich für Sportmanagement-Studium und Basketball-College-Karriere an der Boise State University im Bundesstaat Idaho. Vor zwei Jahren der Uni-Wechsel, die Triererin zog nach New York, besucht seitdem die Adelphi University im Stadtteil Queens und spielt für die Adelphi Panthers, das Basketballteam des College.

 Eigentlich hätte Leonie Edringer dieser Tage in den USA mit ihrem College-Basketballteam in die Playoffs starten sollen. Stattdessen verbringt sie nun die Zeit bei ihrer Familie in Trier. Um sich fit zu halten, dreht sie regelmäßig Joggingrunden durch die Trierer Wälder.

Eigentlich hätte Leonie Edringer dieser Tage in den USA mit ihrem College-Basketballteam in die Playoffs starten sollen. Stattdessen verbringt sie nun die Zeit bei ihrer Familie in Trier. Um sich fit zu halten, dreht sie regelmäßig Joggingrunden durch die Trierer Wälder.

Foto: privat

Es läuft für Edringer: Ihren Bachelor-Abschluss wird sie Mitte Mai in der Tasche haben und auch basketballerisch können sich die vergangenen Monate sehen lassen. Nach 27 Erfolgen aus 30 Hauptrundenspielen stehen Leonie Edringer und ihr Team – die 25-Jährige ist die einzige Nicht-US-Spielerin – erstmals in den Playoffs der sogenannten NCAA-College-Liga. „Das war ein riesiger Erfolg für uns“, erzählt sie am Donnerstagmittag im Telefongespräch mit dem TV. Besonders emotional für die 1,82-Meter-große Flügelspielerin, weil sie ab Sommer, so besagen es die Regeln, nach fünf College-Jahren nicht mehr weiter für ein Collegeteam spielen darf. Eigentlich hätte es Freitag vor zwei Wochen losgehen sollen mit den Playoffs, das erste Spiel stand an – eigentlich. „Wir hatten Donnerstag noch Training“, erzählt Edringer. Am Abend sei dem Team dann mitgeteilt worden, dass alle Spiele ausfallen und der gesamte Campus bis zum Ende des Semesters geschlossen bleiben werde.

„Das war so deprimierend“, gesteht die frühere Bundesligaspielerin. Aber sie reagiert fix. Für Edringer ist klar: „Ich muss zurück nach Trier zu meiner Familie.“ Im Internet findet sie ein Flugticket für den darauffolgenden Sonntag. Mit Singapore Airlines von New York nach Frankfurt. „Hals über Kopf habe ich das gebucht.“

Sie packt schnell zwei Koffer zusammen und macht sich am Sonntag auf den Weg zum größten New Yorker Flughafen, dem John F. Kennedy Airport. „Dort war es komplett leer, das war ein gespenstischer Anblick“, erinnert sich Edringer. „Mein Flug dagegen war bis auf den letzten Platz besetzt. Und das Kuriose war: Von Anspannung oder Angst aufgrund von Corona war im Flieger nichts zu spüren.“ Im Gegenteil: „Es war eine deutsche Reisegruppe – alles Studenten – an Bord. Bei denen habe ich gesessen. Die haben viel getrunken, die Stimmung war sehr entspannt.“

Ziemlich entspannt, so sagt sie, sei auch die Stimmung aktuell im Hause Edringer. Nach zwei Wochen in Trier bei ihren Eltern und ihrer jüngeren Schwester berichtet die Studentin lachend: „Bei uns läuft es bisher überraschenderweise richtig gut, wir hatten noch keinen Knatsch.“ Sie halte sich mit Joggen und Krafttraining fit, gehe auch mal für ihre Oma einkaufen – und dann sei da ja auch noch die Uni.  Vorlesungen, Vorträge und Klausuren laufen weiter bis Mai – auch für sie von Deutschland aus. „Montags habe ich eine Vorlesung, die aufgrund der Zeitverschiebung zu den USA um zwei Uhr nachts beginnt.“

Leonie Edringer musste wegen Corona aus den USA nach Trier zurückkehren
Foto: Privat

Während der Dozent also in den USA vor seiner Kamera steht, seine Vorlesung hält, sitzt Edringer mitten in der Nacht in ihrem alten Trierer Kinderzimmer vor ihrem Laptop und hört zu. „Kommende Woche muss ich auch einen Vortrag halten“, erzählt die junge Frau.

Auch Klausuren schreibt sie in ihrem Kinderzimmer. Dazu wählt sich ihre US-Uni auf ihren Laptop ein, sperrt Internetseiten wie Google, die ihr zum Fuschen dienen könnten, und überwacht Edringer per Webcam. „Das ist schon verrückt, was technisch alles so möglich ist“, findet die Basketballerin.

Eigentlich, so erzählt sie dann noch, gehöre es für sie bei Heimatbesuchen in Trier immer dazu, sich mit Freunden in der Stadt zu treffen. „Aber seitdem ich nun zurück bin, war ich noch nicht mal in der Nähe der Innenstadt.“ Ihr komme die Situation „total unwirklich“ vor, sie fühle sich phasenweise wie in einem Film. Aber man müsse eben das Beste aus der Situation machen, wenn man die Möglichkeit habe, beispielsweise mal durch den Wald spazieren. „Ich mache das sehr gerne mit meinen Eltern und meiner Schwester“, erzählt sie. Und außerdem: Irgendwann werde sicherlich auch mal wieder Normalität einkehren. „Sobald die Reisebeschränkungen aufgehoben werden, fliege ich zurück in die USA, denn dort findet nach wie vor mein ganzes Leben statt.“

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Foto: TV/Laux, Simone

Dort stehen auch noch ihr Bett und jede Menge Boxen mit Klamotten. Das alles und noch viel mehr musste sie zurücklassen. Denn eigentlich, hätten die vergangenen Tage für Leonie Edringer ganz anders laufen sollen ...

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