Aufführungen mit Gänsehaut-Garantie

Die Verbindung von Kino und Live-Musik hat in Luxemburg eine lange Tradition. Dank der Zusammenarbeit von städtischer Cinémathèque und Orchestre Philharmonique begann man schon vor drei Jahrzehnten mit der aufwendigen Präsentation restaurierter Stummfilme, begleitet durch die live eingespielte Original-Filmmusik oder durch einen eigens komponierten neuen Soundtrack.

Aus den Anfängen im Konservatorium ist in der Philharmonie eine eigenständige, beim Publikum sehr beliebte Sparte geworden. Herzstück ist nach wie vor die jährliche Live-Cinéma-Produktion des OPL, aber inzwischen sind weitere hochkarätige Angebote hinzugekommen, aus denen sich das Abo "Ciné-Concerts" speist. Gemeinsam ist allen Produktionen die überaus imposante Kombination aus dem Geschehen auf der riesigen Leinwand und der à point zubereiteten Musik.
So dürfen sich die Zuschauer am 26. Oktober auf den "Rosenkavalier" freuen. Nicht auf der Bühne des Grand Théâtre in einer neuen szenischen Interpretation, sondern in Gestalt der legendären Verfilmung von Robert Wiene aus dem Jahr 1925. An diesem Kleinod der Filmgeschichte hat der Librettist von Richard Strauss, Hugo von Hofmannsthal, persönlich mitgearbeitet. Filmmusik-Spezialist Frank Strobel, der die Musik von Strauss filmgerecht neu arrangiert hat, dirigiert das OPL.
Wofür Strobel ein vielköpfiges Orchester braucht, versucht Pascal Contet am 31. Januar 2013 mit einem einzigen Akkordeon zu richten. Er begleitet F. W. Murnaus ersten in Amerika gedrehten (und dreifach oscarpreisgekrönten) Film "Sunrise - a song of two humans". Das elegische Akkordeon, dessen Klänge Pascal Contet teilweise improvisiert, prägt die Atmosphäre des Dramas um Schuld und Reue.
Das Wochenende rund um den 4. Mai 2013 herum gehört dann dem Orchestre philharmonique unter Leitung des charismatischen, weltweit gefragten Filmmusikers Carl Davis. Der Geburtshelfer und Wegbegleiter des Luxemburger Live-Cinéma reaktiviert seine eigene Filmmusik zum 1921 entstandenen Anti-Kriegsfilm "Die vier Reiter der Apokalypse" von Rex Ingram. Dazu gehört auch die berühmte Tango-Szene, die den Weltruhm von Rudolph Valentino begründete.
Pflegt Davis eher traditionelle musikalische Stilelemente, geht es am 7. Juni 2013 experimentell zu. Die Philharmonie hat bei dem norwegischen Jazzmusiker Bugge Wesseltoft und dem deutschen DJ Henrik Schwarz die Komposition eines Soundtracks in Auftrag gegeben, bei dessen Umsetzung wiederum Musiker des OPL mit von der Partie sind. Illustriert wird "Asphalt" von Joe May, ein realistisches Sozialdrama, das im Jahr 1929 als erster deutscher "Street movie" galt. DiL
Alle vier Ciné-Concerts im Abo-Paket kosten zwischen 36 und 90 Euro, ermäßigt 24 bis 60 Euro. Auch hier gibt es jetzt einen Shuttle-Service aus Trier.

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