Arbeitsmarkt Belgische Pendler verdienen mehr als deutsche

Luxemburg · Die Gehälter in Luxemburg sind in dieser Woche um 2,5 Prozent gestiegen. Das Leben im Großherzogtum bleibt weiterhin teuer. Eine Erkenntnis überrascht aber dann doch: Das Risiko, in diesem reichen Land arm zu werden, ist groß.

 Belgische Pendler in Luxemburg auf dem Weg vom Bahnhof zur Arbeit.

Belgische Pendler in Luxemburg auf dem Weg vom Bahnhof zur Arbeit.

Foto: Francois Aussems. Luxemburger Tageblatt

Das Leben in Luxemburg ist teuer. Das ist hinlänglich bekannt. Das Preisniveau im Nachbarland ist um fast 27 Prozent höher als hierzulande.

Es sind vor allem die hohen Immobilienpreise, die die Kosten immer weiter nach oben treiben. Um sechs Prozent sind die Mietpreise bei Häusern seit dem vergangenen Jahr gestiegen. Im Durchschnitt muss für ein Haus rund 2500 Euro Miete pro Monat bezahlt werden, für einfache Wohnungen sind es 1385 Euro.

Um diese und andere Preissteigerungen aufzufangen, werden in Luxemburg in regelmäßigen Abständen Löhne, Gehälter und Renten angepasst. In dieser Woche war es wieder so weit. Durch die Erhöhung des sogenannten Index erhalten Arbeitnehmer in Luxemburg, also auch Grenzgänger, 2,5 Prozent mehr Geld.

Passend dazu hat die luxemburgische Statistik-Behörde Statec in dieser Woche Berechnungen zu den Lebenshaltungskosten im Nachbarland veröffentlicht. Demnach reichen 4079 Euro für eine vierköpfige Familie im Großherzogtum aus, um „menschenwürdig“ zu leben, also die Grundbedürfnisse erfüllen zu können. Ein alleinstehender Erwachsener braucht demnach 1996 Euro, ein Alleinerziehender 2672 Euro. Wer weniger hat liegt unter der statistischen Armutsgrenze.

Zum Vergleich in Deutschland liegt das sogenannte Armutsrisiko für einen Alleinstehenden bei 1064 Euro und für eine Familie mit zwei Kindern bei 2234 Euro.

Die Luxemburger Statistiker rechnen vor, dass die Mietkosten für die vierköpfige Familie den größten Teil der Ausgaben ausmachen, nämlich mit 1542 Euro gut 38 Prozent. Ein solcher Mietpreis scheint jedoch nur außerhalb der Hauptstadt und größerer Städte in Luxemburg realistisch. Vor allem in Luxemburg-Stadt werden für eine 100 Quadratmeter-Wohnung aktuell zwischen 2500 und 3000 Euro Miete pro Monat verlangt.

Auch die Ausgaben für Lebensmittel von 992 Euro und für das soziale Leben (Vereine, Freizeit, Restaurantbesuche) mit 559 Euro scheint für Luxemburger Verhältnisse knapp bemessen zu sein.

Dass die Modellrechnung der Statistiker weit entfernt von der Realität in Luxemburg ist, zeigt sich darin, dass die durchschnittlichen Konsumausgaben für eine vierköpfige Familie dort – statistisch gesehen – bei 6250 Euro liegen und damit fast doppelt so hoch sind wie in Deutschland.

Das gilt auch für das Bruttoeinkommen in Luxemburg. Im Schnitt liegt es in Luxemburg im Schnitt bei rund 65 000 Euro im Jahr (in Deutschland sind es rund 40 000 Euro). Nach ebenfalls in dieser Woche von Statec veröffentlichten Zahlen liegen die durchschnittlichen Gehälter der Grenzgänger aus Deutschland, Belgien und Frankreich im Nachbarland unter dem durchschnittlichen Bruttoeinkommen. Die Belgier nehmen mit 56 532 Euro im Jahr den Spitzenplatz unter den Pendlern ein, vor den Deutschen (53 956 Euro) und den Franzosen (46 756 Euro).

Der Grund, warum die französischen Grenzgänger verhältnismäßig wenig verdienen, liegt laut Statec darin, dass diese überwiegend im schlechter bezahlten Dienstleistungsektor, etwa in der Gastronomie, arbeiten. Unter den insgesamt rund 183 000 in Luxemburg arbeitenden Pendlern machen die Franzosen mit über der Hälfte die Mehrheit aus, je ein Viertel kommt aus Deutschland und Belgien.

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