Dreht Regierung Kirche Geldhahn zu?

Luxemburg · Ein brisantes Dokument zur Kirchenfinanzierung sorgt in Luxemburg für Aufregung. In dem Arbeitspapier aus dem Staatsministerium wird laut Medienberichten der Vorschlag unterbreitet, die Finanzierung der Gehälter von Priestern und anderen religiösen Würdenträgern schrittweise bis 2026 zu kürzen.

Luxemburg. Soll nach dem Willen der rot-grün-blauen Regierung im Großherzogtum die Finanzierung der Gehälter von Priestern und anderen religiösen Würdenträgern in den nächsten zwölf Jahren Stück für Stück gekürzt werden? Luxemburgischen Medienberichten zufolge steht das in einem Arbeitspapier der Regierung aus Sozialisten, Grünen und Liberalen. Nach zehn Jahren soll es dann demnach gar kein Geld mehr aus der Staatskasse für Priester geben.
Ende Oktober hatte die Gratiszeitung L\'Essentiel berichtet, die Regierung plane die Abschaffung der Kirchenfinanzierung bis 2026. Das Staatsministerium dementierte die Äußerungen. Einen derartigen Vorschlag habe die Regierung nicht gemacht.
Anfang der Woche veröffentlichte L\'Essentiel nun ein Dokument aus dem Ministerium, das die Pläne der Regierung schwarz auf weiß zu bestätigen scheint. Die jungen Christlich-Sozialen (CSJ) zeigten sich erstaunt, dass die Finanzierungsregelung offenbar bereits beschlossene Sache sei - und dies lange vor dem geplanten Referendum am 7. Juni 2015. Eigentlich sollten dann die Bürger über diese Frage entscheiden.

Ministerium rudert zurück


Das Staatsministerium ruderte daraufhin mit seinem Dementi zurück, ein solches Dokument habe es nie gegeben. Allerdings wies es darauf hin, dass die Vorlage nicht bei dem Treffen von Regierungsmitgliedern und Vertretern der verschiedenen Glaubensgemeinschaften Mitte Juli auf den Tisch gekommen sei. Regierungssprecher Paul Konsbruck sagte dem Luxemburger Tageblatt, das Modell sei zwar in einem Arbeitspapier erwähnt; die Regierung habe sich jedoch darauf verständigt, den Vorschlag zu verwerfen.
Was genau bei den Gesprächen von Kirchenvertretern und Regierung besprochen wurde, ist bislang nicht bekannt. Weder Kirchenvertreter noch die Regierung haben sich bislang dazu geäußert. Auch Ministerpräsident Xavier Bettel schweigt zu den Diskussionen. Bleibt es dabei, dann können die Luxemburger im Juni per Referendum selbst entscheiden, ob sie weiterhin Priestergehälter finanzieren wollen.

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