Glanz und Glamour im Ländchen

Luxemburg · Traumprinz, königliche Gäste und ein großes Feuerwerk: Zur Hochzeit von Erbgroßherzog Guillaume und seiner Verlobten Stéphanie fährt Luxemburg alles auf, was es zur größten Adelshochzeit in diesem Jahr in Europa bieten kann.

 Edler Schmuck am Finger der Braut: Guillaume und Stephanie zeigen den Verlobungsring. Foto: Isabella Finzi

Edler Schmuck am Finger der Braut: Guillaume und Stephanie zeigen den Verlobungsring. Foto: Isabella Finzi

Luxemburg. Wenn am kommenden Samstag Luxemburgs Erbgroßherzog Guillaume mit seiner Verlobten, der belgischen Prinzessin Stéphanie de Lannoy, vor den Traualtar in der Kathedrale der Hauptstadt tritt, dann werden ihm nicht nur die mehr als 500 000 Einwohner Luxemburgs zujubeln. Auch viele Menschen in der Region Trier werden die europäische Adelshochzeit des Jahres vor Ort beim Public Viewing auf dem Knuedler, dem zentralen Platz im Stadtzentrum, oder im Fernsehen verfolgen. Rund ein Dutzend Fernsehstationen in Europa, darunter auch das deutsche ZDF, werden über das Ereignis berichten (siehe Extra).
Denn die Könige aus Norwegen und Belgien, die Königinnen aus Schweden und den Niederlanden, Prinzen und Prinzessinnen unter anderem aus Japan, Rumänien und Jordanien sowie zahlreiche Staats- und Ehrengäste aus der ganzen Welt haben ihr Kommen zugesagt.
Für die Polizei und Sicherheitskräfte des kleinen Landes stellt die Hochzeit eine große Herausforderung dar. Alle Polizisten haben Urlaubssperre, rund 2000 Sicherheitskräfte, davon 80 auf Motorrädern, ein Helikopter und 13 Hunde, sind nach Aussagen von Polizeisprecher Vic Reuter zusätzlich zu den Personenschützern der Königshäuser im Einsatz.
Allerdings erlebt die Bevölkerung auch nur alle drei Jahrzehnte eine Prinzenhochzeit diesen Ausmaßes: Mit Prinz Guillaume heiratet immerhin der siebte Thronfolger im luxemburgischen Zweig der Dynastie von Nassau-Weilburg, das künftige Staatsoberhaupt des Landes. Zuletzt hatte das aktuelle Staatsoberhaupt des einzigen Großherzogtums der Welt, Henri, im Jahr 1981 seine Verlobte, die kubanische Bankiers- und Großgrundbesitzertochter Maria Teresa Mestre, vor den Traualtar geführt.
Und wie Henri damals mit der Tradition brach und erstmals eine Bürgerliche ehelichte, so ist auch die Hochzeit von Guillaume und Stéphanie ein Novum: Zum ersten Mal findet die standesamtliche Hochzeit eines Erbgroßherzogs im hauptstädtischen Standesamt statt. Denn das Brautpaar legt Wert auf Bürgernähe, möchte eine "typisch luxemburgische Hochzeit" und fühlt sich - noch stärker als das aktuelle Herrscherpaar - als Teil der Bevölkerung. Daher lässt der Erbgroßherzog nicht nur die adeligen Gäste zur kirchlichen Trauung in die Kathedrale, sondern auch einige ausgewählte Bürger des Großherzogtums.
Schon zuvor gibt es am Freitag einen Empfang, bei dem Guillaume (30) und Stéphanie (28) auf den Tag genau gleichaltrige junge Luxemburger treffen wollen. Und sowohl beim Spaziergang durch die Stadt am Freitag, beim Gang durch ein überdachtes Zelt zur Kathedrale am Samstag, der Fahrt durch die Stadt als auch bei dem von allen ersehnten Kuss auf dem Balkon des großherzoglichen Palais suchen beide die Nähe zum Volk. Später wollen die Frischvermählten auch nicht auf dem Sitz der großherzoglichen Familie, auf Schloss Berg in Colmar-Berg, wohnen, sondern ganz privat, "aber in jedem Fall in Luxemburg", wie Erbgroßherzog Guillaume dieser Tage versichert hat.
Dabei trüben zwei Details der Hochzeit im Vorfeld ein wenig die Freude bei den Luxemburgern auf das Großereignis. So wird der Luxemburger Staatshaushalt rund 350 000 Euro - rund 68 Cent pro Einwohner - für die Finanzierung der Sicherheit rund um die Hochzeit und das Essen nach der standesamtlichen Eheschließung ausgeben. Dafür hagelt es Kritik aus Politik und gesellschaft. Weitere 317 000 Euro schießt die Stadt Luxemburg nach eigenen Angaben bei, um dem erbgroßherzoglichen Paar mit einem exakt 16,5 Minuten dauernden Feuerwerk über der Festung Dräi Eechelen und einem Konzert am Abend zu gratulieren. Hinzu kommen die Kosten etwa für öffentliche Toiletten.
Auch die Hauruck-Einbürgerung der belgischen Braut im Schnellverfahren durch das Parlament und auf Eilantrag des zuständigen luxemburgischen Ministers hat zu Kritik innerhalb der Politik geführt. Von "Verfassungsbruch" war unter anderem die Rede. Doch das erbgroßherzogliche Paar gibt sich selbstbewusst und offen, wertet seine Hochzeit als "Staatsereignis", bei dem es "auch um das Image unseres Landes geht", sagte Erbgroßherzog Guillaume vergangene Woche. Und die künftige Erbgroßherzogin ergänzt: Sie werde die belgische Staatsbürgerschaft ablegen und übe schon kräftig luxemburgisch zu sprechen. "Ich fühle mich geehrt als Erbgroßherzogin mein neues Land zu vertreten", sagt sie. Immerhin gehe es hier "nicht um persönliche Begünstigung, sondern um einen speziellen Fall, der auch eine spezielle Lösung verlangt".
Bis das Brautpaar mit seinen Hochzeitsplänen im April in die Öffentlichkeit gegangen ist, blieb die adelige Liaison lange geheim. Guillaume und Stéphanie haben sich vor drei Jahren verliebt, für sie ist er ihr "Traumprinz". Die Sympathien ihrer Landsleute hat das adelige Paar damit gewiss auf seiner Seite: Neben einem eigens fürs Brautpaar geschriebenen Hochzeitssong, einer limitierten Porzellan-Kollektion und einer speziellen Sekt-Abfüllung tourt seit einigen Wochen ein Transporter durchs Land mit einer übergroßen Glückwunschkarte, auf der sich alle Bürger Luxemburgs verewigen können. Selbst die Luxemburger Tourismusagentur hat ein eigenes Programm zusammengestellt für Reisende, die sich das Event nicht entgehen lassen wollen - inklusive "After Wedding Shopping".

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