Glückliche Gesichter bei Cargolux

Luxemburg · Nach bewegten Jahren kann das Luxemburger Luftfrachtunternehmen Cargolux extrem gute Zahlen für das Geschäftsjahr 2015 vorlegen. Der Nettogewinn ist um mehr als 1000 Prozent gestiegen - auf 49 Millionen US-Dollar.

 Cargolux-Geschäftsführer Dirk Reich ist zufrieden: 2015 ist die Gesellschaft schneller gewachsen als der Markt – und viel schneller als die europäische Konkurrenz. Foto: Fabrizio Pizzolante (Luxemburger Tageblatt)

Cargolux-Geschäftsführer Dirk Reich ist zufrieden: 2015 ist die Gesellschaft schneller gewachsen als der Markt – und viel schneller als die europäische Konkurrenz. Foto: Fabrizio Pizzolante (Luxemburger Tageblatt)

Foto: (g_luxemb
 Extrem stark im Aufwind: die luxemburgische Luftfrachtgesellschaft Cargolux. Foto: Robert Spirinelli (Luxemburger Tageblatt)

Extrem stark im Aufwind: die luxemburgische Luftfrachtgesellschaft Cargolux. Foto: Robert Spirinelli (Luxemburger Tageblatt)

Foto: (g_luxemb

Luxemburg. "Es war ein Jahr mit vielen Schwierigkeiten", erinnert Cargolux-Verwaltungsratspräsident Paul Helminger vor Journalisten. Besonders erfreut gibt er sich darüber, dass mit der Belegschaft ein neuer Kollektivvertrag ausgehandelt worden ist. "Dies zeigt, dass ein Konsens gefunden werden kann." Diese Zusammenarbeit sei auch notwendig, um den Erfolg der beiden vergangenen Jahre weiter fortzuführen.
"Es ist mir eine Freude, heute gute Zahlen präsentieren zu können", erklärt dann auch Geschäftsführer Dirk Reich. Insgesamt habe das Unternehmen im vorigen Jahr 7,8 Prozent mehr Fracht transportiert. Man habe sich nicht nur besser entwickelt als der Markt an sich (der ist mit 2,5 Prozent gewachsen), sondern vor allem viel besser als die europäische Konkurrenz.
"Die europäischen Konkurrenten investieren nicht mehr - wir doch", bringt es Dirk Reich auf den Punkt. "Daher gewinnen wir Marktanteile." Und der Weltmarktanteil des Luftfrachtunternehmens ist im vergangenen Jahr auf 3,8 Prozent gewachsen - nach 3,5 Prozent vor zwei Jahren. Bereits damals habe es Cargolux zur achtgrößten Luftfrachtgesellschaft der Welt gebracht. Und im Februar dieses Jahres machte die Gesellschaft einen weiteren Sprung. Sie hat Fedex überholt und ist zur Nummer sieben weltweit aufgestiegen.
An erster Stelle dieses Rankings steht Emirates (6,8 Prozent Marktanteil), gefolgt von Cathay Pacific (6 Prozent), Lufthansa (5 Prozent), Air France KLM (4,9 Prozent) und an fünfter Stelle Qatar Airways (Weltmarktanteil von 4,2 Prozent).
Wenn man sich die Strecken zwischen Europa und China anschaue, dann halte Cargolux einen Marktanteil von 9,4 beziehungsweise 13 Prozent, sagt Reich. Diese Zahlen seien in den vergangenen Jahren wegen des Hubs in China verdoppelt worden. "China ist ein wichtiger Markt für uns - selbst wenn es nur mit fünf Prozent wachsen sollte", hält auch Helminger fest.
Wie China profitiert auch Luxemburg von der guten Lage. Insgesamt 88 Prozent des gesamten transportierten Volumens lief über Luxemburg - vor zehn Jahren waren es nur rund 64 Prozent. Insgesamt 332 Millionen Euro habe man 2015 in Luxemburg für Gehälter und anderes ausgegeben, gab Reich an. Zudem habe die Gesellschaft in den vergangenen beiden Jahren 219 neue Jobs geschaffen - davon 102 in Luxemburg. In diesem Jahr will die Gesellschaft weitere 150 neue Arbeitsplätze schaffen. Dann hätte sie weltweit mehr als 2000 Mitarbeiter.
Der Erfolg von 2015 basiere auf der neuen Strategie des Unternehmens: "Wir sind im Umbruch", fasste Reich zusammen. Man habe eine neue Vision - nicht mehr nur die Nummer eins in Luxemburg zu sein, sondern eine weltweit führende Rolle im Bereich Luftfracht zu spielen. Daher wurde bereits in Italien eine Tochtergesellschaft mit vier Fliegern gegründet. Die neue Tochtergesellschaft in China mit ihren fünf Fliegern soll 2017 durchstarten. Künftig wolle man zudem flexibler werden und Flugzeuge leasen, wenn die Nachfrage nach Luftfracht hoch sei. Das große Ziel laute: ein globaler Marktanteil von fünf Prozent im Jahre 2020.
Kurzfristig ist bei Cargolux demnach alles im grünen Bereich. Mittelfristig jedoch hat die Gesellschaft einige Themen, die ihr Sorgen bereiten. Dazu zählen die geplante Erneuerung der Start- und Landebahn am Findel, die Zusatzkosten verursachen wird, sowie die Frage der Nachtflüge. Aber damit nicht genug. Auch der ehemalige Aktionär Qatar Airways sorgt für Kopfzerbrechen. Die Gesellschaft plant nämlich mehrere Flüge pro Woche von Luxemburg nach Nordamerika. Langfristig lautet die Herausforderung der Gesellschaft, die Verschuldung im Griff zu halten. Wegen der vielen Investitionen in neue Flugzeuge ist die Verschuldung des Unternehmens auf rund zwei Milliarden Euro gestiegen. Cargolux hat somit mehr Schulden, als 2015 an Umsatz (1,9 Milliarden Euro) gemacht wurde. Man werde also auch in den nächsten Jahren gute Zahlen erwirtschaften müssen, um die Schulden zu begleichen, bemerkt Finanzchef Richard Forson.
Der Autor ist Redakteur beim Luxemburger Tageblatt.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort