Gras, Schnee und Rotlichtmilieu

Die sogenannte "illegale Wirtschaft" besteht in Luxemburg hauptsächlich aus dem Drogenhandel und der Prostitution. Das durch sie erwirtschaftete Geld stellt etwa 0,23 Prozent des Bruttoinlandsproduktes dar.

Überall in der Welt gibt es eine sogenannte "illegale Wirtschaft". Dazu gehören unter anderem der Waffenhandel, die Prostitution, der Menschenhandel, der Alkoholhandel, der illegale Handel mit Tabakwaren und der Drogenhandel.
Hier werden Milliarden Euro verdient, jedoch außerhalb der legalen Wirtschaftsbereiche.
Viel illegales Geld


Auch in Luxemburg fließt durch diese Art von Aktivitäten viel illegales Geld in die Taschen einiger Personen. Auch diese Einkünfte werden neuerdings zur Berechnung des nationalen Reichtums hinzugerechnet. Statec hat das Gewicht der "illegalen Wirtschaft" in der nationalen Wirtschaft im Jahr 2012 geschätzt. So soll das Geld aus den ungesetzlichen Aktivitäten 0,23 Prozent des Bruttoinlandsproduktes (BIP) ausmachen. Das wären bei einem BIP von 43 Milliarden Euro immerhin 99 Millionen Euro.
Zum Vergleich: Der Landwirtschaftsbereich und der Weinbau stellen 0,3 Prozent des BIP dar, der Frisörbereich 0,21 Prozent. Das Bruttonationaleinkommen wird auf 29 Milliarden geschätzt. Hier stellt die Parallelwirtschaft 0,24 Prozent dar. In Luxemburg bringt vor allem der Verkauf von illegalen Substanzen viel Geld. Drogenkulturen und die Herstellung von synthetischen Drogen seien hingegen hierzulande nicht sehr verbreitet, erklärte das Statec. Die Drogen werden vor allem aus den Niederlanden und aus Belgien importiert.
Laut Polizei leben die Hälfte der Drogenhändler in Luxemburg. In Luxemburg werden hauptsächlich Cannabis, Heroin, Kokain und Ecstasy gedealt. Um den Wert der verkauften Drogen festzustellen, wird der Drogenkonsum errechnet.
Dieser wird dann mit dem hierzulande durchschnittlichen Verkaufspreis der einzelnen Drogen multipliziert. Informationen über den Drogenkonsum erhalten die Forscher durch medizinische Studien und Umfragen.
Kundenfang verboten


Die Luxemburger Haushalte geben jährlich 19,6 Millionen Euro für Drogen aus. Bei der Prostitution ist die Lage komplizierter. In Luxemburg ist Prostitution nicht verboten. Das Gesetz verbietet nur die Zuhälterei und den Kundenfang ("racolage") auf offener Straße.
Die Prostitution an sich wird von den Behörden toleriert. Da sie oft im Verborgenen ausgeübt wird, ist eine Erhebung zur Prostitution schwer. Erschwerend kommt hinzu, dass sich unter den Prostituierten illegale Einwanderer befinden. In Luxemburg wird Prostitution in sogenannten Cabarets, Massagesalons, auf dem Straßenstrich oder in Privatwohnungen ausgeübt. Hinzu kommen sogenannte Escortservices.
Die Cabarets sind nach der Abschaffung der Artisten-Visa im Jahre 2004 fast ganz verschwunden. Auf der anderen Seite boomen die Liebesdienste per Internet. Während auf dem Straßenstrich, in Cabarets und in Massagesalons vor allem Prostituierte arbeiten, die sich weniger als sechs Monate in Luxemburg aufhalten, arbeiten im Escortbereich und in Wohnungen vor allem Prostituierte, die in Luxemburg leben.
Die Schätzungen der Einnahmen durch die Prostitution erfolgen anhand der ungefähren Anzahl der Prostituierten, des Preises der Dienstleistung sowie der Anzahl der Besuche. Laut Statec geben die luxemburgischen Haushalte durchschnittlich 80,4 Millionen Euro jährlich für käufliche Liebesdienste aus.
Der Autor des Artikels, René Hoffmann, ist Redakteur beim Tageblatt.

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