Lexikon Hei kabësst et!

Vor allem im Winter ist Kohlgemüse ein regionales und nahrhaftes Essen. Auch im Luxemburgischen frönt man dem Kohl in all seinen Varianten, auch wenn es hier von der Begrifflichkeit her größere Unterschiede als im Deutschen gibt.

Lexikon: Hei kabësst et!
Foto: TV

Kohl heißt auf Lëtzebuergesch Kabes, je nach Ort auch Kapes oder im Norden Kappes. Dort wird sogar häufiger der Begriff Mous verwendet. Man unterscheidet den bloe/roude Kabes (Rotkohl), gringe Kabes (Grünkohl), wäisse Kabes (Weißkohl), gekrauselte Kabes (Wirsing) oder sauere Kabes (Sauerkraut). Gerade bei Letzterem hat sich durchgesetzt, dass häufiger sauert Mous oder Sauermous verwendet wird, was wiederum ans Hochdeutsche angelehnt ist. Gekrauselte oder gekrauselechte Kabes heißt zubereitet oft einfach nur Mous oder Méischen.

Wie im Trierer Raum besonders beliebt, mögen auch unsere Nachbarn das Gemenge von Kartoffeln oder Kartoffelpüree mit Sauerkraut, das dann als erwiermt Gromperen an erwiermte Kabes een Tiertech, in der Region Trier meist Teerdisch oder Tierdesch genannt wird.

Wer den Kabes amaacht, der legt Kohl zu Sauerkraut ein.

Und wer zu jemandem sagt: Du wars jo deemols nach am Kabes, will ihm einfach nur sagen, dass er noch zu jung ist und in der damaligen Zeit noch nicht geboren war.

Kabes wird aber auch häufig übertragen verwendet in der Bedeutung von wertlosem, leerem Gerede. Beispiele:

Schwätz dach kee Kabes!

Rede keinen Unsinn!

Wat deen e Kabes zesummentuddelt.

Was sich der für einen Mist zusammenredet.

Da‘s enges Tiertech.

Das ist alles dasselbe aufgewärmte Zeug.

Gerade rund um den Brauch des Sauerkrautmachens gibt es zahlreiche Begriffe, etwa Kabes- oder Mousbidden, Kabes- oder Mousfaass. Hier handelt es sich um eine Bütte oder ein Fass, in der/dem frischer gehobelter Kohl zu Sauerkraut vergoren wird. Das zieht zwangsläufig auch die übertragenen Ausdrücke mit sich wie:

`T huet een d‘Kabesfaass opgemaacht. 

Übertragen für jemanden, der einen Wind hat streichen lassen.

Der besonders übel riechende Bauchwind heißt dann auch folgerichtig: Kabesfascht.

Passend dazu gibt es das Verb

kabëssen

nach Kohl riechen

Beispiel:

Hei kabësst et.

Hier riecht es faul/nach einem Furz.

Sabine Schwadorf

Mehr aus dem Lëtzebuergeschen im Buch „Luxemburger Allerlei“ von Sabine Schwadorf, Verlag Michael Weyand, 14,80 Euro

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