Baugewerbe In Luxemburg stehen Baustellen drei Wochen still: 21.000 Beschäftigte im Kollektivurlaub

Luxemburg · Luxemburgs Bauwirtschaft ist in den Kollektivurlaub gestartet. Drei Wochen lang stehen die Maschinen still. Rund 21 000 Beschäftigte profitieren von der Regelung aus den 1970er Jahren.

 Nichts geht mehr: Auf vielen Luxemburger Baustellen stehen – so wie auf dieser hier – die Maschinen für die kommenden drei Wochen still.

Nichts geht mehr: Auf vielen Luxemburger Baustellen stehen – so wie auf dieser hier – die Maschinen für die kommenden drei Wochen still.

Foto: Alain Rischard Tageblatt

() Auf den Baustellen im Großherzogtum herrscht Stille – für nun drei Wochen und dank des Kollektivurlaubs für die Branche. Und es ist ein fester Termin im Kalender in Luxemburg: der Congé collectif. Dieser ist in den Kollektivverträgen von Bauarbeitern, Sanitär- und Heizungsinstallateuren sowie Stuckateuren verankert. Neben dem Kollektivurlaub im Bauwesen gibt es auch einen für die Heizungs-, Lüftungs- und Sanitärbranchen sowie für Betriebe, die an Fassaden arbeiten. Der beginnt allerdings erst am 5. August und dauert bis zum 25. August.

Allerdings gilt diese Regelung nicht für alle Bauprojekte in Luxemburg. Einen begründeten und rechtzeitig eingereichten Antrag auf eine Ausnahmegenehmigung bei der zuständigen Kommission macht das Weiterarbeiten möglich, etwa dort, wo es dringend ist und es zügig vorangehen muss.

Das gilt für Schulgebäude, für die Produktion in Fabriken, für Autobahnen, Krankenhäuser oder den Weiterbau der Tram in der Luxemburger Hauptstadt zwischen Stäreplaz und Hauptbahnhof, der immerhin als Projekt von nationaler Wichtigkeit gilt. In diesem Jahr gibt es auf insgesamt 129 Baustellen eine Sondergenehmigung. Diese mussten bis spätestens Ende Mai beantragt werden.

Wo es keine Sondergenehmigung gibt, darf nicht gearbeitet werden. Wer es trotzdem tut, wird bestraft, sagt Marco Boly, Direktor von der Gewerbeaufsicht (Inspection du travail et des mines – ITM), die während des Kollektivurlaubs  die Kontrollen auf Baustellen durchführt. Auf Baustellen, auf denen ohne Sondererlaubnis weitergearbeitet wird, müssen die Handwerker ihr Werkzeug fallen lassen, und die Baustellen werden sofort geschlossen. Außerdem drohen Geldstrafen bis zu 25 000 Euro. Bei der Summe gebe es wenige Wiederholungstäter, fügt Boly hinzu. Er betont aber, dass es der ITM nicht darum gehe, zu bestrafen, sondern dafür zu sorgen, dass alles gut funktioniert, im Sinne der arbeitenden Menschen.

Die Gewerbeaufsicht, zusammen mit Zoll und Polizei, führt spontane Kontrollen an Baustellen durch.

Der obligatorische Kollektivurlaub wurde in den 1970er Jahren anlässlich eines Abkommens zwischen Patronat und Gewerkschaften eingeführt. Er gilt für luxemburgische wie auch für ausländische Firmen. Hintergrund dafür war damals die hohe Zahl an portugiesischen Gastarbeitern, die im Sommer, besonders um den dort nationalen Feiertag Mariä Himmelfahrt am 15. August, gerne in die Heimat fahren. Des Weiteren sollten die Bauferien dem Betrieb erlauben, mit voller Mannstärke nach den Ferien durchzustarten.

Derzeit gilt der Kollektivurlaub für rund 1500 Betriebe mit mehr als 18 000 Mitarbeitern. Darüber hinaus gibt es auch im Winter eine gesetzlich verordnete Auszeit. Für den Hoch- und Tiefbau gilt sie vom 21. Dezember bis 8. Januar.

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