In Luxemburg wird immer weniger Lëtzebuergesch gesprochen

Luxemburg · Einen Volksentscheid über den Zuzug von Ausländern wie in der Schweiz wird es in Luxemburg, wo über 40 Prozent der Bevölkerung zugewandert sind, wohl nicht geben. Doch manche Luxemburger äußern Angst, andere schüren sie.

44,5 Prozent beträgt der Anteil der Ausländer in Luxemburg, das ist fast doppelt so viel wie in der Schweiz. Dort hat sich eine knappe Mehrheit der Bevölkerung in einer Volksabstimmung für einen begrenzten Zuzug von Einwanderern ausgesprochen . In Luxemburg gebe es derzeit keine ähnliche politische Initiative, die derart gegen Ausländer Stimmung mache, sagt der Luxemburger Soziologe Fernand Fehlen. "Jeder weiß, dass der luxemburgische Arbeitsmarkt auf die Ausländer angewiesen ist", sagt der Forscher der Uni Luxemburg. Auch die Grenzgänger seien in dieser Hinsicht akzeptiert, sagt Laura Zuccoli, Vorsitzende der Ausländervereinigung Asti in Luxemburg. Es gebe dort gar nicht genügend Einheimische, um alle Jobs zu besetzen.

Ein Blick in die Statistik belegt: Von den rund 363.000 Beschäftigen im Nachbarland stammen 104.500 aus Luxemburg, 98.000 sind dort lebende Ausländer, und rund 160.000 sind Pendler aus Deutschland, Belgien und Frankreich.Doch gerade gegen die überwiegend im Handel und in Krankenhäusern arbeitenden Franzosen richtet sich zunehmende Kritik. Viele Luxemburger beschweren sich, dass sie beim Einkaufen nur noch auf Französisch statt auf Luxemburgisch angesprochen würden. Vor allem im Internet finden sich etliche Seiten von "Rettern" und Bewahrern der luxemburgischen Sprache und der "nationalen Identität".

Politisch unterstützt werden sie von der rechtskonservativen Alternativ Demokratischen Reformpartei (ADR). Sie fordert, dass alle Ausländer in Luxemburg Luxemburgisch lernen und sprechen sollen. Der 22-jährige ADR-Politiker Joe Thein schreibt auf seiner Internetseite, dass "wir ein Identitätsproblem" haben, und gratuliert der Schweiz nach dem Volksentscheid vom Sonntag.

Der Soziologe Fehlen hält ein ähnliches Referendum in Luxemburg für ausgeschlossen. Allerdings warnt er davor, dass die von der Regierung geplante Volksabstimmung über das Ausländerwahlrecht von populistischen Kräften zu einer Schlammschlacht gegen Ausländer missbraucht werden könnte. Daher sieht Fehlen eine Gefahr: "Das Ergebnis könnte dann ähnlich ausfallen wie in der Schweiz."

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