Leck an Luxemburger Tankstelle: Ist ausgelaufene Chemikalie Ursache für Fischsterben im Fluss Alzette?

Luxemburg · An einer Shell-Tankstelle im luxemburgischen Berchem ist Ende vergangener Woche eine große Menge der Chemikalie AdBlue ausgelaufen. Laut Tageblatt.lu sollen tausende Liter ins Erdreich gelangt sein. Ob das Fischsterben im Fluss Alzette eine Folge der Verunreinigung ist, wird nun geprüft.

Nach Medienberichten sollen mehrere Tausend Liter des Dieselzusatzes AdBlue an der Shell-Autobahntankstelle in Berchem ausgelaufen sein. Die genauen Umstände seien noch nicht bekannt, so der Pressesprecher des Umweltministeriums auf Nachfrage. Er bestätigte zudem die Information, dass es kurze Zeit später ein Fischsterben in der Alzette gab. Ob es nun einen Zusammenhang zwischen den beiden Vorfällen gibt, sei noch ungeklärt.

Umweltministerium fordert Einzelheiten

Da Shell bis heute keine genauen Angaben zu dem Vorfall gemacht haben soll, habe das Umweltministerium den Treibstoffhändler am 22. Juli schriftlich aufgefordert, schnellstmöglich genaue Einzelheiten zum Vorfall zu liefern.

"Es gibt natürliche strenge Vorschriften, was die Lagerung und den Umgang mit solchen Gefahrenstoffen anbelangt", so Pressesprecher Olaf Münichsdorfer weiter, "unsere Aufgabe ist es, zu kontrollieren, ob es in diesem Fall eventuell zu einer Verletzung dieser Vorschriften gekommen ist."

Ermittlungen des Wasserwirtschaftsamtes

Gleichzeitig laufen Ermittlungen seitens des Wasserwirtschaftsamtes. Wasserproben aus der Alzette sowie tote Fische werden auf chemische Stoffe hin untersucht, um feststellen zu können, ob es eine Verbindung zwischen dem Vorfall an der Tankstelle und der Verschmutzung der Alzette bzw. dem Fischsterben gibt.

"Zu diesem Zeitpunkt laufen die Ermittlungen auf Hochtouren", sagt Olaf Münichsdorfer. "Mehr kann man jetzt nicht sagen, doch wir werden der Sache auf den Grund gehen."

EXTRA
AdBlue (auch AUS 32 für aqueous urea solution oder Arla 32) ist eine wässrige Harnstofflösung, bestehend aus 32,5 Prozent reinem Harnstoff und 67,5 Prozent demineralisiertem Wasser. Mit dieser Lösung wird der Ausstoß von Stickoxiden (NOx) bei Dieselmotoren um bis zu 90 Prozent reduziert.

Um die strengen Abgas-Grenzwerte einhalten zu können, forcieren manche Last- und Nutzwagen-Hersteller eine Technologie, mit der schädliche Stickoxide (NOx) im Auspuff in ungefährlichen Stickstoff und Wasser aufgespalten werden. Bei kleinen und leichten Fahrzeugen gelingt dies mit einem so genannten NOx-Speicherkatalysator, doch große Limousinen oder Geländewagen benötigen eine aufwendigere Technik, um die Abgase zu entgiften. Das Verfahren heißt selektive katalytische Reduktion (SCR).

Um diese Reaktion in Gang zu setzen, muss ein Additiv ins Abgas gespritzt werden, das im Dieselqualm zu Ammoniak umgewandelt wird und die Stickoxide in einem speziellen SCR-Katalysator in unschädliche Bestandteile spaltet. Die Einspritz-Flüssigkeit ist eine wässrige Harnstofflösung namens AdBlue.

Auch wenn AdBlue eine Chemikalie ist, muss man den Umgang mit dem Stoff nicht fürchten, heißt es bei BASF. "Die Lösung ist in die Wasser-Gefährdungsklasse 1 eingestuft", erläutert Firmensprecherin Andrea Hoerdt. "Das heißt: Bei einem Leck im Tank genügt eine ausreichende Spülung mit Wasser. Und auch für Menschen ist AdBlue in handelsüblichen Mengen weder reizend noch giftig."

Im Sicherheitsdatenblatt zu diesem Stoff liest man jedoch unter anderem, dass das Gemisch AdBlue Stoffe enthält, die ätzend wirken, zum Teil sogar krebserregend und auch schädlich für Wasserorganismen sein können.

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