Großherzogtum Land, Leute und Geschichte – Das Wichtigste über den Staat Luxemburg

Luxemburg · Die kleine Monarchie mitten in Europa kennt fast jeder – oft aber nur dem Namen nach. Wer mehr Grundwissen über Luxemburg braucht, findet hier die nötige Orientierung.

Luxemburg hat Grenzen zu Deutschland, Frankreich und Belgien.

Luxemburg hat Grenzen zu Deutschland, Frankreich und Belgien.

Foto: Roland Morgen

Wo liegt Luxemburg, und wie groß ist das Land?

Luxemburg liegt im Westen Europas. Es grenzt im Osten an Deutschland, im Süden an Frankreich und im Westen an Belgien. Gemeinsam mit Belgien und den Niederlanden bilden die drei Länder die „Benelux-Länder“. Luxemburg ist der zweitkleinste Staat der Europäischen Union und erstreckt sich auf 2.586,4 Quadratkilometern. Die Einwohnerzahl liegt offiziellen Zahlen zufolge bei 660.809 Menschen (Stand Januar 2023).

Was macht Luxemburg so besonders?

Es gibt nur ein einziges Großherzogtum auf der ganzen Welt – und das ist Luxemburg! Obwohl Luxemburg so klein ist, leben hier 170 verschiedene Nationen. Luxemburgs Motto lautet „Mir wëlle bleiwe wat mir sinn” („Wir wollen bleiben, was wir sind”) und zeigt damit durchaus Nationalstolz. Bekannt ist Luxemburg für seine Sterneküche: Hier herrscht die weltweit höchste Dichte an Restaurants, die von Michelin ausgezeichnet wurden.

Berühmt ist auch die Luxemburger Altstadt; sie gehört zum UNESCO-Weltkulturerbe. Luxemburg gilt auch heute noch als Steueroase, und so wundert es nicht, dass das Großherzogtum weltweit den ersten Platz belegt, wenn es um nachhaltige Finanzen geht. Allein im Jahr 2021 konnte die luxemburgische Industrie für Investmentfonds fast 6.000 Milliarden Euro an Vermögen verwalten.

Welche Branchen sind für die Wirtschaft besonders wichtig?

Luxemburg gilt nach wie vor als Steuerparadies. So wundert es nicht, dass der wichtigste Wirtschaftszweig Luxemburgs Finanz- und Versicherungsdienstleistungen sind. Sie machen rund ein Viertel aus. Danach folgen Groß- und Einzelhandel, Verkehr, Beherbergungs- und Gaststättenwesen sowie öffentliche Verwaltung, Verteidigung, Bildung, Gesundheits- und Sozialwesen. Deutschland gilt als mit Abstand wichtigster Außenhandelspartner Luxemburgs, danach folgen Belgien und Frankreich.

Was wird in Luxemburg gesprochen?

In Luxemburg werden hauptsächlich drei Sprachen gesprochen: Luxemburgisch, Französisch und Deutsch. Welche Sprache jeweils gesprochen wird, hängt meistens von der Situation ab. In den Printmedien sind Französisch und Deutsch am meisten verbreitet. Doch auch der hohe Anteil von fast 50 Prozent an ausländischen Einwohnern macht sich bemerkbar: 170 verschiedene Nationen bringen ihre Sprache, Werte und Kultur in den Schmelztiegel Luxemburgs ein, und so werden neben den drei Amtssprachen auch Englisch, Italienisch, Portugiesisch, aber auch slawische und skandinavische Sprachen gesprochen.

Ist es teuer in Luxemburg?

Im Durchschnitt zahlt man in Luxemburg etwas mehr als in Deutschland. Beim Einkaufen muss man rund 1.24 Mal mehr bezahlen, die Hotels und Pensionen verlangen etwa zwölf Prozent mehr als im Vergleich zu Deutschland. Günstig sind jedoch Zigaretten. Wegen des niedrigeren Mehrwertsteuersatzes werden Tabakwaren etwas günstiger gehandelt als in Deutschland.

Wie verlief die Geschichte bis zur Unabhängigkeit Luxemburgs?

Luxemburg war über Jahrhunderte hinweg ein begehrtes Gebiet. Gegründet wurde es schon im Jahre 963. Durch einen Tausch von Ländereien erhielt Graf Siegfried I. seinerzeit ein Kastell auf einem Felsvorsprung über dem Tal der Alzette - der Keimzelle von Luxemburg-Stadt (mehr im Geschichts-Podcast von volksfreund.de). In den folgenden Jahrhunderten erfuhr das Geschlecht der Luxemburger einen stetigen Aufstieg, der sich auch positiv auf die Entwicklung der Grafschaft auswirkte. Schon Siegfrieds Tochter Kunigunde spielte eine größere Rolle im damaligen Ostfränkischen Reich, dem späteren Deutschland: Sie war die Gemahlin des Kaisers Heinrich II. und wurde später heiliggesprochen (mehr hierzu im Geschichts-Podcast von volksfreund.de).

Später kam mit der Wahl des Luxemburger Heinrich zum deutschen König (Heinrich VII., 1308-1313) und seiner anschließenden Krönung zum Kaiser den Stammlanden des Geschlechts noch mehr Bedeutung zu. Sein Bruder Balduin war zu diesem Zeitpunkt schon Erzbischof von Trier und sicherte dessen Territorien zielstrebig ab. Balduin übte zudem als einer der sieben Kurfürsten Einfluss auf die Reichspolitik aus. 1354 erhob Heinrichs Enkel, Kaiser Karl IV., Luxemburg zum Herzogtum. Nach dem Tod des letzten Kaisers aus dem Hause Luxemburg wanderte das Herzogtum 1441 zunächst an Burgund, dann an Habsburg. 1555 wurde es der spanischen Linie der Habsburger zugeteilt. 1659 wurde es in der Folge des französisch-spanischen Kriegs geteilt und verlor seinen südlichen Teil an Frankreich. Von 1678 bis 1683 besetzten die Truppen Ludwigs XIV. von Frankreich große Teile des Landes. Im Vertrag von Regensburg wurde Ludwig XIV. das Herzogtum Luxemburg dann zunächst zugesprochen, doch mussten die Franzosen auf die territoriale Neuerwerbung 1697 wieder verzichten.

Nach dem Spanischen Erbfolgekrieg fielen im Jahr 1714 die spanischen Niederlande – und mit ihnen Luxemburg – an die österreichischen Habsburger in Person von Kaiser Karl VI., der die Gebiete dankend annahm. 1794 marschierten französische Revolutionstruppen in Luxemburg ein, die Herrschaft der Habsburger endete. Das Herzogtum wurde an Frankreich angegliedert.

Nach der Niederlage Napoleons in der Völkerschlacht von Leipzig 1813 und seiner endgültigen Abdankung wollten die Luxemburger die Rückkehr der Habsburger. Doch der Wiener Kongress von 1815 stellte sich gegen die Wünsche der Luxemburger und sah das oberste Ziel darin, Frankreich innerhalb seiner Grenzen zu halten. So beschlossen die europäischen Großmächte die Schaffung eines großen Königreichs der Niederlande. Die Dynastie der Oranien-Nassauer, in Person von Wilhelm I. von Oranien-Nassau, erhielt somit die früheren österreichischen Niederlande zu Holland hinzu. Das Herzogtum Luxemburg wurde dem König der Niederlande als persönlicher Besitz übergeben, „um ihm und seinen rechtmäßigen Erben persönlich und für immer zu gehören“. Somit war der jeweilige König der Niederlande ebenfalls Großherzog von Luxemburg.

Royals: Das ist die Familie des Großherzogs von Luxemburg​
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Das ist die Königsfamilie aus Luxemburg

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Foto: Collection privée de LL.AA.RR/Emanuele Scorcelletti

Erst im Jahr 1890 erreichte Luxemburg die vollständige Unabhängigkeit: Nach dem Tod des niederländischen Königs Wilhelm III. folgte ihm seine Tochter Wilhelmina auf den Thron. Doch in Luxemburg galt das salische Erbfolgerecht, und so wurde die Personalunion zwischen Luxemburg und den Niederlanden aufgelöst. Die Krone des Großherzogtums 1890 ging an den einzigen männlichen Erben des Hauses Nassau, Herzog Adolph von Nassau-Weilburg. Im Ersten und Zweiten Weltkrieg wurde das kleine Land durch deutsche Truppen besetzt. Die Nationalsozialisten betrieben zwischen 1940 und 1944 eine Politik der Germanisierung und deportierten luxemburgische Juden. Ende 1944 wurde der Norden des Landes während der deutschen Ardennenoffensive in Mitleidenschaft gezogen.

Wie funktioniert die heutige Monarchie im Großherzogtum Luxemburg?

Großherzog Henri ist seit dem 7. Oktober 2000 das Staatsoberhaupt in Luxemburg. Er verfügt gemäß der Verfassung von 1868 über weitreichende exekutive und legislative Befugnisse. Zumindest formal ernennt und entlässt er die Regierung, macht alle Gesetze bekannt und kann theoretisch sogar das Parlament wieder auflösen. Allerdings sieht die Praxis anders aus: Faktisch übernimmt der Großherzog fast ausschließlich repräsentative Aufgaben. Luxemburg ist ein demokratischer Staat und gemäß der Verfassung geht die Staatsgewalt vom Volk aus. So legt auch der Großherzog bei seiner Thronbesteigung den Eid vor den Vertretern des Volkes ab.

Welche politischen Institutionen regieren das Land?

In Luxemburg gilt parlamentarische Monarchie. Das bedeutet, dass die exekutive Gewalt vom Großherzog und von der Regierung ausgeübt wird. Die Regierung setzt sich zusammen aus dem Premierminister („Staatsminister“) sowie fünfzehn Ministern und drei Staatssekretären. Die Legislative, also die gesetzgebende Gewalt, wird von der Abgeordnetenkammer ausgeübt. Die Exekutive ist der Großherzog als Staatsoberhaupt – zumindest formal. In der Realität übernimmt die Regierung die erforderlichen Entscheidungen und Initiativen. Allerdings repräsentiert der Großherzog Luxemburg auf internationaler Ebene. Die Judikative obliegt den Gerichtshöfen und Gerichten, die ihre Funktionen unabhängig ausüben.

Wodurch zeichnet sich Luxemburg geografisch aus?

Luxemburg erstreckt sich auf 2.586 km², davon sind rund 34 Prozent des Landes bewaldetes Gebiet, 27 Prozent werden als Wiesen- oder Weideland genutzt, und 22 Prozent sind Ackerland. Luxemburg ist also sehr ländlich geprägt, bietet im Norden dichte Wälder der Ardennen sowie Naturparks und im Osten felsige Schluchten. Die höchsten Erhebungen des Landes sind der Burgplatz in Huldange mit einer Höhe von 560 Metern und der Wemperhardt mit einer Höhe von 559 Metern.

Welche Sehenswürdigkeiten sollte man quer durch Luxemburg gesehen haben?

Vor allem die Stadt Luxemburg hat viele Sehenswürdigkeiten zu bieten mit ihrem französischen Charme und der pittoresken Altstadt mit den verwinkelten Gassen. Dabei zeigt sich Luxemburg sehr weltoffen, modern und gleichzeitig historisch beeindruckend. Die Hauptstadt misst gerade mal 51 Quadratkilometer und kann so zu Fuß „erobert“ werden. Viele Sehenswürdigkeiten sind nur wenige Gehminuten voneinander entfernt. Am besten beginnt man seine Tour an der Kirche (Église) „Saint-Michel“. Die hellen Gebäude in diesem historischen Viertel gehören zum UNESCO-Weltkulturerbe. Es lohnt sich eine Stippvisite zum „Palais Grand-Ducal“. Hier erinnern die Wachposten vor dem Palast an den Buckingham Palace in London. Der eigentliche Palast stammt aus dem 16. Jahrhundert und diente lange als Regierungssitz Luxemburgs. Ende des 19. Jahrhunderts wurde das Gebäude umgebaut und gilt seither als Amtssitz. Heute dient der Palais Grand-Ducal als Zuhause des luxemburgischen Großherzogs. Im Regierungsviertel gibt es auch viele lokale Wochenmärkte und kleine Cafés. Sie stehen im Kontrast zu den futuristischen Banken und großen und modernen Bürokomplexen im Geschäftszentrum.

Ebenfalls zentral mitten im historischen Zentrum der Altstadt liegt der Fischmarkt („Fëschmaart“). In den engen Gassen rund um den Fischmarkt spielte sich früher das wirtschaftliche und gesellschaftliche Leben ab. Und auch heute sind die Gebäude, die den Platz säumen, beliebte Fotomotive. Auch das älteste Gebäude der Hauptstadt, das Haus „Ennert de Steiler“ liegt auf dem Weg.

Direkt auf dem „Place de la Constitution“ befindet sich der nächste Sightseeing-Punkt: Das „Monument du Souvenir“, im Volksmund schlicht die „Gëlle Fra“ („Goldene Frau“) genannt, ist eines der bedeutendsten Luxemburger Denkmäler aus Bronze. Von hier hat man auch einen schönen Blick auf das Petruss-Tal und die Adolphe Brücke („Pont Adolphe“). Die Brücke prägt das Stadtbild und bildet mit 153 Metern Länge die Verbindung zwischen Altstadt und Bahnhof. Der Doppelbogen macht die Adolphe Brücke zu einer der größten Gewölbebrücken auf der Welt. Eine weitere bekannte Sehenswürdigkeit von Luxemburg Stadt sind die Kasematten. Die Höhlen wurden im 17. Jahrhundert in den Felsen gehauen und gehörten zur Festung Luxemburgs. Ende des 19. Jahrhunderts hat man große Teile der Verteidigungsanlage abgerissen. Heute finden sich die Kasematten in der Liste des UNESCO Weltkulturerbes. Wem nach so viel Historie nach etwas moderner Architektur ist, der wird am Place de l’Europe fündig: Die „Philharmonie Luxembourg“, das Konzerthaus, wurde im Jahr 2005 eröffnet und hat von oben die Form eines Auges. Über 800 Säulen sind rund um das Gebäude errichtet.

Außerhalb der Stadt Luxemburg, im Norden des Großherzogtums, lädt die Burg Vianden zu einem Besuch ein. Die mittelalterliche Festung war einst ein römisches Kastell und wurde immer wieder erweitert und ausgebaut. Der mittelalterliche Charme ist heute noch zu spüren. Kein Wunder, dass die Burg heute im Tal der Our als Kulisse für urige Mittelaltermärkte dient. In der nahe gelegenen Stadt Vianden findet man nicht nur hübsche, kopfsteingepflasterte Gassen, sondern auch ein Museum, das dem Schriftsteller Victor Hugo gewidmet ist.

Wer im Grünen spazieren gehen will, der sollte in den Osten des Landes fahren. Die „Kleine Luxemburger Schweiz“, die auch als „Region Mullerthal“ bekannt ist, verwöhnt Naturfreunde mit Wäldern, kleinen Bächen und geheimnisvollen Höhlen. Es gibt sogar einen 112 Kilometer langen „Mullerthal Trail“, der durch die Landschaft der Kleinen Luxemburger Schweiz mit Felsen und Schluchten führt. Sie gilt als eine der schönsten Wanderrouten Europas. Auf dem Weg kommt man auch am „Schiessentümpel“ vorbei. Hier wartet ein Wasserfall vor einer rustikalen Brücke aus Stein und Holz auf den Einsatz der Kamera.

Beliebt ist auch das grüne Moseltal, das zu den schönsten Weinanbaugebieten gehört. Hier kann man Weinberge besuchen und bei den Winzern deren Weine probieren. Wer in Luxemburg zu Besuch ist, sollte auch unbedingt einen Restaurantbesuch in einem Sternelokal einplanen. Luxemburg hat eine extrem hohe Dichte an Spitzenköchen, und eine Reservierung empfiehlt sich.

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