Längste Radbrücke Europas bald offen Luxemburg macht mit der Verkehrswende ernst

Luxemburg-Stadt · Der angekündigte „Nationale Mobilitätsplan 2035“ in Luxemburg wird konkreter: Tram, Busspuren und Express-Radwege entstehen neu oder werden ausgebaut.

Zwischen Belval und Esch/Alzette soll bald „eine der längsten Fahrradbrücken Europas“ eingeweiht werden. Über 1,2 Kilometer geht es über ein ehemaliges Stahlwerksgelände.

Zwischen Belval und Esch/Alzette soll bald „eine der längsten Fahrradbrücken Europas“ eingeweiht werden. Über 1,2 Kilometer geht es über ein ehemaliges Stahlwerksgelände.

Foto: Administration des ponts et chaussées

Das Großherzogtum Luxemburg will in den kommenden Jahren die Infrastruktur des öffentlichen Nahverkehrs und Radverkehrs erheblich ausbauen. Im April hat der luxemburgische Mobilitätsminister, François Bausch (Grüne), den „Nationalen Mobilitätsplan 2035“ der Öffentlichkeit vorgestellt (wir berichteten). Der Plan umfasst ein Gesamtkonzept, das 40 Prozent mehr Fahrten des Personenverkehrs als im Jahr 2017 bewältigen kann. Die Umsetzung des Mobilitätsplans wird konkreter, wie aus einer SZ-Anfrage an das Ministerium für Mobilität und öffentliche Arbeiten hervorgeht. Das Tramnetz soll demnach von aktuell zehn auf 60 Kilometer erweitert werden. Daneben sollen auf den Autobahnen A1 und A3 eine dritte Spur für Busse und Carsharing entstehen und die Rad-Infrastruktur ausgebaut werden.

Für Pendler ist unter anderem der Ausbau der Strecke bis zum Flughafen Findel hervorzuheben. Am Autobahnverteiler Senningerberg/Flughafen soll ein neuer Umsteigebahnhof mit großem Park+Ride-Parkplatz, Tramhaltestelle und Busbahnhof für die Buslinien aus Trier und Wasserbillig entstehen. Die verspätungsanfälligen Busverbindungen sollen in Zukunft entfallen und durch eine neue Tramlinie ersetzt werden.

Voraussichtlich soll die im Bau befindliche Tramlinie im Sechs-Minuten-Takt bis zum Airport verkehren. Frühestens Ende 2024 ist die Inbetriebnahme vorgesehen. Laut Mobilitätsplan können Pendler aus dem Saarland lediglich in Perl-Nennig eine regionale P+R-Anlage vorfinden und von dort weiter mit dem Bus nach Luxemburg fahren. Über insgesamt 164 Parkplätze verfügt die Anlage laut dem zuständigen Landesbetrieb für Straßenbau, allerdings gebe es keine Fahrradstellplätze und Carsharing-Stationen. Erst 2016 sei das Parkplatzangebot ausgebaut worden, weshalb man aktuell keine Erweiterung plane.

Wenn die neue, circa 35 Kilometer lange Tramlinie vom Flughafen nach Belval ans Netz angeschlossen ist, sollen zehn Umsteigepunkte miteinander verbunden sein, von denen aber nur fünf über eine für Pendler relevante P+R-Anlage verfügen werden. An Werktagen werden auf der schnellen Tramlinie die Bahnen alle sieben Minuten verkehren. Eine Taktausdünnung in den beiden Endbereichen der Linie sei jedoch möglich, wie ein Sprecher einräumte. Über die Wochenend-Taktungen sei noch nicht final entschieden, unter 15 Minuten sollten sie jedoch nicht liegen.

Mit dem Neubau von drei Radschnellwegen mit einer Länge zwischen 15 und 30 Kilometern sollen zwei von ihnen der Situation der näher wohnenden Grenzpendler Rechnung tragen. Die erste Express-Strecke soll zwischen Luxemburg-Stadt und Esch/Alzette errichtet und bis über die Grenze hinaus nach Frankreich verlängert (Audun-le-Tiche) werden. Erste Bauabschnitte stehen demnach kurz vor der Fertigstellung. Zwischen Belval und Esch/Alzette soll bald „eine der längsten Fahrradbrücken Europas“ eingeweiht werden. Auf Nachfrage verlautete das Mobilitätsministerium, dass der Eröffnungstermin des 1,2 Kilometer langen Bauwerks für den 23. Dezember geplant ist.

Unterdessen wird ein zweiter Express-Weg zwischen Frankreich, nach Luxemburg-Stadt gebaut. Dieser führt über Düdelingen und teilweise entlang der neuen Bahnstrecke zwischen beiden Ländern. Zudem sei ein dritter Schnellweg zwischen der Nordstad und Luxemburg-Stadt vorgesehen.

Wie viele Radfahrer zukünftig auf den Express-Routen verkehren werden, sei zum jetzigen Zeitpunkt noch unklar. „Die aktuellen Zusatzraten bei den Radfahrern stimmen uns allerdings positiv, dass auch dieses qualitativ hochwertige Angebot dementsprechend nachgefragt werden wird“, sagte ein Ministeriumssprecher. Die Zahl der Fahrradfahrten in Luxemburg-Stadt verdoppelt sich momentan jedes Jahr.

Von den Orten in unmittelbarer Nähe des Vorortgürtels von Luxemburg-Stadt aus haben laut Mobilitätsplan die Radstrecken zwischen der luxemburgischen Hauptstadt und der Mosel auch für Berufspendler ein großes Potenzial. Sowohl der Süden Luxemburgs als auch Luxemburg-Stadt verfügen über ein dichtes Fahrradverleihsystem mit mehr als 100 Stationen.

Auf der A3, einer der am stärksten belasteten Verkehrsachsen in Luxemburg, soll bis 2027 eine Priorisierungs-Busspur entstehen. Bei einer entsprechend reservierten Busspur wäre somit allein auf der zehn Kilometer langen Teilstrecke der Buslinien aus dem Saarland ein Fahrzeitgewinn von etwa zehn bis 15 Minuten denkbar, hieß es.

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