Luxemburger Pflegeversicherung in der Krise - erste Entlassungen

Luxemburg · Dem Luxemburger Pflegesystem droht der Kollaps. Als Folge könnte es weitere Entlassungen geben. Von den über 8500 in Heimen und bei mobilen Diensten Beschäftigten sind gut die Hälfte Grenzgänger aus Deutschland.

Die Ankündigung kam überraschend: Die Stiftung Hëllef Doheem (Hilfe Daheim) mit rund 2000 Arbeitnehmern, darunter auch zahlreichen Grenzgängern aus der Region, einer der größten mobilen Pflegedienste in Luxemburg, entlässt 90 Mitarbeiter, schließt zwei Tagespflegeeinrichtungen in Echternach und Will, die restlichen zehn Tagesstätten bleiben künftig sonntags geschlossen. Begründet wird der radikale Schritt mit Kürzungen bei der Luxemburger Pflegeversicherung. Dadurch sei im vergangenen Jahr ein Defizit von über drei Millionen Euro entstanden.
Hëllef Doheem spricht davon, dass die gesamte Branche betroffen ist. Auch Céline Conter vom christlichen Gewerkschaftsbund LCGB geht davon aus, dass auch andere Pflegedienste und -heime finanzielle Probleme bekommen können. "Das ist erst der Anfang", sagt Conter. Sie sieht schwierige Zeiten auf die Pflege in Luxemburg zukommen.
In den meisten Einrichtungen herrsche Einstellungsstopp. Nach Informationen unserer Zeitung wird derzeit in verschiedenen Pflegeheimen über die Arbeitszeitreduzierung gesprochen, auch Entlassungen sind wohl nicht ausgeschlossen.
Rund 8500 Beschäftigte arbeiten in der Altenpflege in Luxemburg. Knapp die Hälfte davon dürften deutsche Grenzgänger sein. Sie sind nach Luxemburg gewechselt, weil dort die Bruttoverdienste um bis zu 1000 Euro höher sind. In Luxemburg wird zudem jährlich automatisch das Gehalt erhöht. Und genau diese Erhöhung und die immer größer werdende Zahl von Pflegebedürftigen - 2000 waren es noch 5800, mittlerweile sind es 13.900 - haben zu einem Defizit bei der Pflegeversicherung geführt. Gleichzeitig sind die Pflegesätze, die sich in Luxemburg anders als in Deutschland nicht nach Pflegestufen, sondern nach dem Zeitaufwand für Pflegetätigkeiten berechnen, seit 2013 nicht mehr erhöht worden.

Luxemburg muss Pflegesystem reformieren

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