Luxemburger retten Kolonie von Fischreihern

Ettelbrück · Helle Aufregung in Ettelbrück: Eine von den Luxemburger Behörden genehmigte Baumfällaktion hat in dieser Woche in der knapp 20 Kilometer von der deutschen Grenze entfernten Gemeinde die Naturschützer mobilisiert. Hintergrund: Eine Kolonie von Fischreihern drohte ihre Brutstätte zu verlieren. Das Schlimmste wurde einstweilen verhindert.

Luxemburger retten Kolonie von Fischreihern
Foto: (g_luxemb

Ettelbrück. Es begann am Dienstagmorgen. Bewaffnet mit Motorsägen und schwerem Gerät schickte sich in Ettelbrück eine Holzfirma an, zwischen dem Fahrradweg und der Umgehungsstraße am Hang stockende Fichten einer Waldparzelle zu fällen. Wie das Luxemburger Tageblatt berichtet, ging es rasch zur Sache: Die Bäume fielen im Minutentakt - und mit ihnen eine Reihe von Nestern der hier ansässigen Kolonie von Fischreihern (Ardea cinerea). Dass deren Nester mit Eiern und teilweise Jungvögeln belegt waren und dass überall aufgeregte Elterntiere umherflatterten, schien im Lärm der Holzerntemaschinen niemandem aufzufallen.
Laut Tageblatt war das Vorgehen der Firma durch die zuständigen Behörden gedeckt. "Die forstliche Genehmigung dieser Aktion war vorhanden", schrieb die Zeitung.
Kurz darauf traten Naturschützer auf den Plan: Durch ihre Intervention wurde erreicht, dass die Natur- und Forstverwaltung die Fällaktion stoppte, berichtete das Blatt unter Berufung auf das luxemburgische Ökologiezentrum Mouvement écologique. Das Schlimmste sei dadurch verhindert worden - und die Aufzucht der Jungvögel in den 15 verbliebenen Horsten offenbar garantiert.
Umweltschützer stellen Fragen

 Baumfällaktion bei Ettelbrück: Eine Fichte fällt krachend zu Boden.

Baumfällaktion bei Ettelbrück: Eine Fichte fällt krachend zu Boden.

Foto: (g_luxemb


Gleichwohl wurden die Behörden mit Fragen bombardiert: Wie war es überhaupt möglich, dass solche Arbeiten inmitten der Brut- und Aufzuchtzeit angegangen wurden? Weshalb sind derartige Eingriffe und die dafür notwendigen forstlichen Genehmigungen nicht mit einer zeitlichen Begrenzung und mit Auflagen vorgesehen? Oder hat diese Holzfirma sich eigenmächtig über den Zeitrahmen hinweggesetzt? Wieso gibt der zuständige Förster überhaupt eine Genehmigung für diese Arbeiten nahe der seit Jahren bekannten Reiherkolonie? Oder war dem Förster das Vorkommen einer so bedeutenden Kolonie vor Ort überhaupt nicht bekannt? "Dann darf gefragt werden", so das Tageblatt weiter, "wieso diese wichtige Information nicht an diesen ebenfalls für Naturschutz zuständigen Beamten gelangt ist." Und sollte es sich wirklich um Unkenntnis handeln, so müsse die Frage erlaubt sein, wie denn eine Naturverwaltung die Überwachung von Lebensräumen leisten wolle.
Das Mouvement écologique moniert schon lange, dass in Luxemburg Förster sowohl für die Erstellung wie für die Kontrolle der Genehmigungen zuständig sind. Diese Doppelrolle müsse behoben werden.
Auch im Internet erntete die Fällaktion Kritik. "Hinterwäldler am Werk!", bloggte etwa ein Tageblatt-Leser. Und ein anderer stellte sarkastisch fest: "Seit die Grünen in der Regierung sind, heißt es: Freien Lauf für Motorsägenketten! Fauna und Flora wissen das zu schätzen." red

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